Impulsivität und psychische Störungen

Impulsivität und psychische Störungen, Erkrankungen

Persönlichkeitspsychologie – Verhaltenspsychologie

Studie: Psychiatrische Erkrankungen gehen mit erhöhter Impulsivität einher

28.08.2019 Personen mit vielen verschiedenen psychischen Störungen haben eine höhere Tendenz, kleinere, sofortige Belohnungen gegenüber größeren, aufgeschobenen Belohnungen zu wählen laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie.

Dass diese Art von mit Impulsivität verbundene Entscheidungsfindung – die sogenannte verzögerte zeitliche Diskontierung – bei Menschen mit bestimmten psychischen Störungen im Vergleich zu Personen ohne psychiatrische Erkrankungen erhöht ist, dürfte einen wichtigen Einfluss auf die zukünftige Forschung und Behandlung bei einer Reihe von psychischen Krankheiten haben, schreiben die Forscher.

Bipolare Störung, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie

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Bild: Gerd Altmann

Die Studie analysierte Daten aus Studien zu acht verschiedenen psychiatrischen Störungen, einschließlich schwerer depressiver und bipolarer Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie, Essstörungen und anderer mentaler Krankheiten. Die größten Effekte der ‚Verzögerungsdiskontierung‘ wurden im Zusammenhang mit bipolarer Störung, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie festgestellt.

Sucht, Fettleibigkeit und ADHS

Frühere Forschungsarbeiten haben eine größere Präferenz für unmittelbare Belohnungen und Impulsivität mit negativen psychischen Auswirkungen wie Sucht, Fettleibigkeit und ADHS verknüpfen können. Diese Studie bestätigte diese negative Verbindung und zeigt, dass impulsive Präferenzen bei einer noch breiteren Palette von psychiatrischen Störungen durchgängig beobachtet werden können.

Anorexie

Interessanterweise fand die Studie das umgekehrte Muster bei Menschen mit Anorexia nervosa. Die Forscher erklärten, dass die größere Präferenz für verzögerte statt sofortige Belohnungen, die bei Menschen mit Anorexie zu beobachten war, mit einer übermäßigen Selbstkontrolle ihres Essverhaltens vereinbar ist.

Dieses Muster deute darauf hin, dass dieses impulsive Merkmal am besten als sich auf einem Kontinuum befindliches betrachtet werden sollte, wobei einige psychische Störungen übermäßig impulsive Entscheidungen und andere Störungen übermäßig selbstkontrollierte Entscheidungen zeigen, schließen die Studienautoren um Michael Amlung von der McMaster University.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry – DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.2102

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