Yoga und das Gehirn

Yoga und das Gehirn

Ältere Yoginis zeigen einen dickeren Cortex

14.07.2017 Eine im Fachblatt Frontiers in Aging Neuroscience veröffentlichte Studie untersuchte die Gehirne von älteren erfahreneren weiblichen Yogis und stellten bei ihnen eine größere kortikale Dicke im linken präfrontalen Cortex fest – ein Bereich im Gehirn, der mit kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis verbunden ist.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Yoga möglicherweise vor kognitiven Verlusten im Alter schützen könnte.

Schutz vor kognitiver Degeneration

Während wir altern, verändert sich die Struktur und Funktionalität unseres Gehirns und dies führt oft zu kognitiver Degeneration, einschließlich beeinträchtigter Aufmerksamkeit oder Erinnerungen.


Bild: Gerd Altmann

Eine solche Veränderung im Gehirn beinhaltet, dass die Hirnrinde (der Cortex) dünner wird, was mit kognitiven Verlusten verknüpft ist. Also, wie können wir diese Änderungen verlangsamen oder rückgängig machen, fragten sich die Neurowissenschaftler vom Hospital Israelita Albert Einstein in São Paulo, Brasilien.

In gleicher Weise wie die Muskeln entwickelt sich das Gehirn durch Training, erklärt Studienautorin Elisa Kozasa. Und wie jede kontemplative Übung hat auch Yoga eine kognitive Komponente, in der Aufmerksamkeit und Konzentration wichtig sind.

Bisherige Studien zeigten bereits, dass Yogis verbesserte Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen aufwiesen. Ältere Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung zeigten Verbesserungen nach einem kurzen Yoga-Trainingsprogramm.

Aber kann das Praktizieren von Yoga über mehrere Jahre deutlich das Gehirn formen und wenn ja, könnte es einige der Veränderungen, die im alternden Gehirn geschehen kompensieren? Das Forscherteam wollte sehen, ob ältere Langzeit-Yogis irgendwelche Unterschiede in der Hirnstruktur vorwiesen, verglichen mit gesunden älteren Menschen, die noch nie Yoga praktiziert hatten.

Welche Langzeiteffekte gibt es?

Sie rekrutierten 21 weibliche Yogis (manchmal als Yoginis bezeichnet), die mindestens zweimal pro Woche für mindestens 8 Jahre die Übungen praktiziert hatten; die Gruppe hatte durchschnittlich fast 15 Jahre Yoga-Praxis.

Die Forscher verglichen die Yoginis mit einer anderen Gruppe von 21 gesunden Frauen, die noch nie Yoga, Meditation oder andere kontemplative Praktiken ausgeübt hatten, die aber in Bezug auf Alter und körperliche Aktivität gut auf die Yoginis abgestimmt waren (alle Teilnehmerinnen waren 60 Jahre oder älter).

Für beständigere Ergebnisse rekrutierten die Forscher nur Frauen, und die Teilnehmerinnen wurden zu möglichen Störfaktoren befragt, die möglicherweise die Gehirnstruktur hätten beeinflussen können – wie depressive Störungen oder Bildungsweg.

Die Neurologen scannten die Gehirne der Teilnehmerinnen mit Hilfe von Magnetresonanztomographie, um zu sehen, ob es Unterschiede in der Hirnstruktur gab.

Präfrontaler Cortex

Sie fanden eine größere Dicke im linken präfrontalen Cortex bei den Yoginis – in Hirnregionen, die mit kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit und Erinnerungen verbunden sind. Da einige potentielle Störfaktoren berücksichtigt wurden, scheint die jahrelange Yogapraxis der unterschiedlichen Hirnstruktur der Yoginis zugrundezuliegen, sagte Koautor Rui Afonso.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Praktizieren von Yoga langfristig die Struktur des Gehirns verändern und vor kognitiven Verlusten im Alter schützen kann. Allerdings plant das Team, weitere Studien durchzuführen, um zu sehen, ob diese Hirnveränderungen zu einer erhöhten kognitiven Leistung bei älteren Yoginis führen.

Kausalität aber noch unklar

Eine andere Möglichkeit ist, dass Menschen mit diesen Gehirnmerkmalen eher von Yoga angezogen werden. Die Neurowissenschaftler haben erfahrene Yoginis mit Nicht-Praktizierenden verglichen, also wissen sie nicht, ob die Yoginis bereits diese Unterschiede hatten, bevor sie mit dem Yoga begannen, erklärt Afonso.

Eine Kausalität kann nur herausgefunden werden, indem die Gehirne von Menschen vor dem Beginn des Yoga-Trainings und nach einigen Jahren des Trainings untersucht werden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Hospital Israelita Albert Einstein, Frontiers in Aging Neuroscience – DOI: 10.3389/fnagi.2017.00201; Juli 2017

Die Auswirkungen von Yoga auf die Gehirngesundheit

12.12.2019 Eine in der Zeitschrift Brain Plasticity veröffentlichte Übersicht untersuchte 11 Studien auf die Beziehung zwischen Yoga und der Gesundheit des Gehirns.

Fünf der Studien beobachteten Personen ohne Yoga-Hintergrund in einer oder mehreren Yogasitzungen pro Woche über einen Zeitraum von 10-24 Wochen und verglichen die Gehirngesundheit zu Beginn und am Ende der Intervention. Die anderen Studien maßen Gehirnunterschiede zwischen Personen, die regelmäßig Yoga praktizierten und nicht-praktizierenden Kontrollpersonen.

Volumens des Hippocampus

Die Psychologen um Neha Gothe von der University of Illinois at Urbana stellten eine Zunahme des Volumens des Hippocampus während der Ausübung von Yoga fest. Viele Studien, die die Gehirneffekte von aeroben Sport betrachten, haben eine ähnliche Zunahme des Hippocampusvolumens gezeigt, sagte sie.

Der Hippocampus ist am Gedächtnis beteiligt und ist bekannt dafür, dass er mit dem Alter schrumpft und mit als erste Hirnstruktur bei Alzheimer und Demenz betroffen ist.

Amygdala und andere Hirnstrukturen

Die Amygdala, eine an der Emotionsregulation beteiligte Gehirnstruktur, scheint bei Yogis und Yoginis tendenziell größer zu sein als bei Gleichaltrigen, die kein Yoga praktizieren.

Der präfrontale Cortex (Planung, Entscheidungsfindung etc.), der cinguläre Cortex (z.B. an emotionaler Regulation, Lernen, Gedächtnis beteiligt) und die Gehirnnetzwerke wie das Standardmodus-Netzwerk (Nachdenken über sich selbst, Planung und Erinnerung) waren ebenfalls tendenziell größer oder effizienter bei denen, die regelmäßig Yoga praktizieren.

Die Studien stellten auch fest, dass die Gehirnveränderungen Yoga-Praktizierenden mit einer besseren Leistung bei kognitiven Tests und Werten der Emotionsregulation verbunden waren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Brain Plasticity – DOI: 10.3233/BPL-190084

Weitere Forschungsartikel, News