Häusliche Misshandlungen von Müttern → psychische Erkrankungen

Psychische Störungen, Krankheiten, Erkrankungen:
Häusliche Misshandlungen

Klinische Psychologie – psychische Krankheitsbilder

Häusliche Misshandlungen von Müttern → psychische Erkrankungen

16.04.2014 Eine aktuelle Studie weist auf die Verbindung zwischen häuslicher Misshandlung / Gewalt und postpartalen (nachgeburtlichen) psychischen Verfassungsproblemen wie Depression und Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) bei Müttern.

Die Forscher stellten auch fest, dass spezifische Formen des Missbrauchs / der Misshandlung mit spezifischen psychischen Erkrankungen verbunden sind.

Misshandlungen durch den Partner

Die Wissenschaftler der North Carolina State University, der Simon Fraser University und der University of British Columbia wollten untersuchen, ob und wie Misshandlungen durch den Partner – physisch, psychisch und sexuell – die postpartale psychische Verfassung von Frauen beeinflussen, insbesondere hinsichtlich Problemen wie Depression, Stress, Angststörungen, Zwangsstörung und Posttraumatischer Belastungsstörung“, sagte Studienleiterin Sarah Desmarais.

Die Forscher interviewten 100 Frauen aus British Columbia mit einem sozioökonomisch stärkeren Background, und die kein erhöhtes Risiko für postpartale psychische Probleme hatten.

Die Studienteilnehmerinnen waren für eine Gesundheits- und Wellnessstudie interviewt wurden, die nicht ausdrücklich auf häusliche Misshandlungen ausgerichtet war.

Häusliche Gewalt

  • 61 Prozent der interviewten Frauen berichteten über Symptome postpartaler psychischer Proleme innerhalb der ersten drei Monaten nach der Geburt.
  • 47 Prozent der 100 Frauen berichteten über Symptome auf einem „klinischen“ Level, d.h. die Symptome hatten mindestens einen moderaten Schweregrad.
  • 84% der Teilnehmerinnen berichteten über psychische, physische oder sexuelle Misshandlungen bzw. Missbrauch.
  • 70 der 100 Interviewten berichteten, dass sie während der Schwangerschaft in mindestens einer Form von ihrem Partner misshandelt worden waren. Diese Formen der Misshandlungen reichten von Beschimpfungen über Vergewaltigung bis zu physischen Angriffen mit einer Waffe.

„Wir stellten fest, dass misshandelte Frauen viel häufiger postpartale psychische Erkrankungen hatten und auch viel wahrscheinlicher unter diesen Problemen litten, wenn der Missbrauch während der Schwangerschaft auftrat“, sagte Desmarais.

Spezifischen Misshandlungsformen folgten spezifische Erkrankungen

„Und wenn sie verschiedene Formen der Misshandlung erfuhren, zeigten sich auch stärkere Symptome der psychischen Erkrankungen. Wir stellten auch fest, dass spezifische Formen der Misshandlung mit spezifischen Erkrankungen verbunden waren.“

  • Die Forscher haben herausgefunden, dass psychische Misshandlungen – verbal und emotional – mit Stress und PTBS verbunden waren.
  • Physische Misshandlungen waren mit Depression, Zwangsstörungen und PTBS verbunden.
  • Sexueller Missbrauch war mit Stress, Depression und PTBS verbunden.

Dies bedeutet, dass einige psychische Krankheiten durch verschiedene Formen der Misshandlung kommen können.

Zum Beispiel ist Posttraumatische Belastungsstörung mit allen drei Formen der Misshandlung verbunden, und könnte durch jede Form verursacht werden; allein psychische Misshandlung kann schon zu PTBS führen.

Handlungsbedarf

„Der reine Umfang der aufgetretenen psychischen Probleme und der Formen der Misshandlungen, die wir feststellten, fordert uns auf, einen breiteren Ansatz zu finden, um diese Angelegenheit anzugehen“, sagte Desmarais. „Eine erhöhte Aufmerksamkeit und Screenings auf Misshandlungen und psychische Probleme bei schwangeren Frauen und neuen Müttern sind nötig.“

Und dies ist eindeutig nicht nur ein Problem der ‚unteren Schicht‘ – Angehörige der Gesundheitsberufe sollten überall aufpassen, sagt die Forscherin.

„Aber damit es effektiv überwacht werden kann, müssen wir Ärzte, Krankenschwestern und Krankenhauspersonal darin ausbilden, wie es zu identifizieren und auf potentielle Probleme in diesem Bereich zu reagieren ist.“

Quelle: BMC Pregnancy and Childbirth; North Carolina State University, April 2014

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