Posttraumatische Belastungsstörung – Die Biologie

Aktivität von Protein SGK1 im Gehirn reduziert

28.10.2015 Anfälligkeit für PTBS erhöht durch geringere Aktivität eines Gehirnproteins?

Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) haben laut einer aktuellen Studie der Yale University eine reduzierte Aktivität des Proteins SGK1 im präfrontalen Cortex.

Und eine experimentelle Verringerung der Aktivität des Proteins bei Ratten führte zu PTBS-ähnlichem Verhalten laut der in PLOS Biology veröffentlichten Forschungsarbeit. Laut den Studienautoren Pawel Licznerski, Ronald Duman und Kollegen vom Fachbereich für Psychiatrie ergeben sich daraus neue Möglichkeiten für die Behandlung dieser Störung.

mann
Bild: George Hodan

Verringerte Expression von SGK1

Nach der Post-Mortem-Analyse der Gehirne von sechs PTBS-Betroffenen, stellten die Autoren fest, dass die Expression des Proteins SGK1 (serum and glucocorticoid regulated kinase – Serum und Glucocorticoid-induzierbare Serin/Threonin Proteinkinase) im präfrontalen Cortex um über 80% im Vergleich mit den Gehirnen der Kontrollen reduziert war.

Erlernte Hilflosigkeit verstärkte sich

Um die zellulären Mechanismen zu verstehen, untersuchten sie sie bei Ratten. Wenn diese eine niedrige SGK1-Aktivität hatten, zeigten sie ein höheres Ausmaß an erlernter Hilflosigkeit als Reaktion auf einen Schock (ein Verhalten zur Nachahmung eines Aspekts von PTBS).

Die experimentelle Reduzierung der SGK1-Aktivität bei Ratten führte zu einer erlernten Hilflosigkeit, während die Überexpression (die verstärkte Aktivierung) des Proteins die Hilflosigkeit und andere PTBS-Symptome verringerte, und es führte zu zellulären Veränderungen in den präfrontalen kortikalen Neuronen, die bei übermäßigen Angstreaktionen involviert sind.

Gezielte Behandlung durch Medikamente möglich

Zusammen zeigen diese Befunde, dass eine Verringerung der SGK1-Aktivität wahrscheinlich zu PTBS beiträgt. Größere weitere Studien werden zur Bestätigung dieser Resultate benötigt. Sollten sie repliziert werden, könnten SGK1 oder andere damit verbundene Proteine als Ziele für neue Medikamente dienen, mit denen die Auswirkungen von PTBS aufgehoben werden könnten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale University, PLOS Biology; Okt. 2015

Ungleichgewicht zwischen Neurotransmittersystemen im Gehirn

01.12.2015 Ein traumatisches Erlebnis kann lebenslange Angst verursachen: die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung.

synapse
Bild: Symbol

Forscher der Uppsala Universität und des Karolinska Institutet konnten nun zeigen, dass Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) ein Ungleichgewicht zwischen zwei Neurotransmitter-Systemen im Gehirn aufweisen: Serotonin und Substanz P. Je größer das Ungleichgewicht, desto schwerer die Symptome der Patienten.

Serotonin und Substanz P

Es konnte in früheren Studien bereits gezeigt werden, dass Menschen mit PTBS eine veränderte Gehirnanatomie und Funktion haben.

In einer neuen in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit untersuchten die Professoren Mats Fredrikson und Tomas Furmark mit Hilfe eines sogenannten PET-Scanners (Positronen-Emissions-Tomographie) die Beziehung zwischen den Serotonin und Substanz P (spielt eine wichtige Rolle bei Schmerz und Entzündungen) Neurotransmittersystemen.

Ungleichgewicht

Die Studie zeigt, dass es die Unausgewogenheit zwischen den beiden Signalsystemen ist, die den Schweregrad der Symptome bestimmt, unter denen die Betroffenen leiden, und es weniger vom Grad der Veränderung in einem einzelnen System abhängt.

Es war zuvor vermutet worden, dass die biologische Grundlage von psychischen Störungen wie PTBS eine Veränderung im Gleichgewicht zwischen verschiedenen Signalsystemen im Gehirn beinhaltet, aber bisher konnte diese Annahme nicht belegt werden. Die neuen Befunde tragen zum Verständnis von PTBS bei und werden bei der Entwicklung neuer Behandlungen helfen.

Neue Medikamente

Derzeit wird PTBS oft mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) behandelt, die eine direkte Wirkung auf das Serotoninsystem haben. SSRI-Medikamente bringen Linderung, helfen aber nicht jedem.

„Das Gleichgewicht zwischen Serotonin und Substanz P wiederherzustellen, könnte eine neue Behandlungsstrategie für Personen sein, die unter traumatischen Vorfällen leiden“, sagt Studienautor Andreas Frick vom Fachbereich für Psychologie von der Uppsala.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Uppsala Universität, Karolinska Institutet, Molecular Psychiatry; Nov. 2015

Weitere Forschungsartikel, News dazu