- Wie sinnvoll sind Voruntersuchungen bei Kindern auf psychische Erkrankungen?
- Kinder mit chronischen körperlichen Erkrankungen zeigen oft Anzeichen für psychische Beschwerden
- Größere Gefahr für die psychische Gesundheit nach schwereren Verletzungen
- News aus der Forschung
Wie sinnvoll sind Voruntersuchungen bei Kindern auf psychische Erkrankungen?
16.02.2014 Forscher der Universität Adelaide zeigen, dass das Screening auf psychische Krankheiten bei Kindern erschreckend ungenau ist.
In der Studie füllten die Eltern von 2.100 Kindern (im Alter von 4-5 Jahren) eine Symptom-Checkliste aus. Die Wissenschaftler verglichen diese Daten dann zwei Jahre später mit den von den Lehrern der Kinder benannten psychischen Probleme.
Die Befunde waren niederschmetternd: nur etwa 25% der Kinder, die von den Lehrern als „psychische Problemfälle“ im Alter von 6-7 identifiziert wurden, waren im Alter von 4-5 Jahren aufgrund der Elternberichte richtig in die Kategorie ‚Risiko für psychische Erkrankung‘ eingestuft worden.
„75% der als ‚gefährdet‘ eingeschätzten Kinder zeigten zwei Jahre später keine psychischen Auffälligkeiten. Dies zeigt die Schwierigkeit bei solchen Screeningverfahren, eindeutig einzelne Kinder zu identifizieren, die zwei Jahre später in den ersten Jahren in der Schule viele Probleme erfahren werden“, sagte die Studienleiterin Alyssa Sawyer.
75 % Falsch-Positive bedeuten, dass die Screeningverfahren bei psychischen Erkrankungen von Kindern im Vorschulalter dringend verbessert werden müssen, bzw. sollte man sich zumindest nicht auf sie verlassen.
Quelle: University of Adelaide/Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, Jan. 2014
Kinder mit chronischen körperlichen Erkrankungen zeigen oft Anzeichen für psychische Beschwerden
14.01.2018 Kinder zeigen häufig Anzeichen von psychischen Beschwerden bzw. Störungen kurz nachdem sie eine Diagnose für eine chronische körperliche Krankheit erhalten haben laut einer in BMJ Open veröffentlichten Pilotstudie.
Forscher der Universität Waterloo befragten Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren, und alle innerhalb eines Monats nach ihrer Diagnose mit Asthma, Nahrungsmittelallergie, Epilepsie, Diabetes oder juveniler Arthritis.
Nach den Antworten der Eltern auf ein standardisiertes Interview zeigten 58 Prozent der Kinder ein positives Screening auf mindestens eine psychische Störung. Dies ist die erste Studie dieser Art, die Kinder mit unterschiedlichen physischen Krankheitsbildern und so bald nach der Diagnose untersuchte, schreiben die Forscher.
Diese Ergebnisse zeigen, dass das Risiko für psychische Störungen bei Kindern mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen relativ gleich ist, sagte Studienautor Prof. Mark Ferro.
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Rückgang der Lebensqualität
Unabhängig von ihrem Krankheitszustand zeigten Kinder mit körperlichen und psychischen Problemen innerhalb der ersten sechs Monate nach der Diagnose einen deutlichen Rückgang ihrer Lebensqualität, was auf einen frühzeitigen Bedarf an psychologischer Hilfe hindeutet.
Auch körperliches Wohlbefinden und schulische Leistungen verschlechterten sich innerhalb von 6 Monaten nach der Diagnose. Die psychosozialen Merkmale der Eltern schienen in dieser Studie keine Rolle zu spielen.
Sechs Monate nach der Diagnose sank die Zahl der Kinder mit Anzeichen einer psychischen Störung leicht auf 42 Prozent.
Angst
Angststörungen waren am häufigsten, einschließlich Trennungsangst, Generalisierte Angst und Phobien.
Die Forscher fanden heraus, dass Alter und Geschlecht keinen Einfluss auf die Ergebnisse hatten.
Eine Untergruppe von Kindern gab selbst über ihre eigene psychische Gesundheit Auskunft. Und während 58 Prozent der Eltern berichteten, dass ihre Kinder Anzeichen für ein psychisches Gesundheitsproblem zeigten, berichteten nur 18 Prozent der Kinder darüber. Dieses Ergebnis spricht für die Notwendigkeit, dass Angehörige der Gesundheitsberufe bei der Beurteilung der psychischen Gesundheit von Kindern mehrere Perspektiven in Betracht ziehen müssen, sagen die Wissenschaftler.
Die Befunde müssen nun von anderen Studien repliziert werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Waterloo; BMJ Open – doi: 10.1136/bmjopen-2017-019011; Jan. 2018
Größere Gefahr für die psychische Gesundheit nach schwereren Verletzungen
07.05.2018 Es besteht kein Zweifel, dass schwere Verletzungen für Familien psychisch belastend sein können. Über die Auswirkungen dieser Verletzungen auf die psychische Gesundheit von Kindern ist jedoch wenig bekannt.
Bild: mintchipdesigns
Eine neue im Fachblatt The Journal of Pediatrics publizierte Studie untersuchte die psychische Gesundheit und die psychosozialen Funktionen von Heranwachsenden, nachdem sie wegen einer Verletzung ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Die Studie wertete die Daten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-18 Jahren aus, die von Juni 2005 bis Mai 2015 wegen unbeabsichtigter Verletzungen bei Nationwide Children’s hospitalisiert wurden. Alle Kinder in dieser Studie wurden in das Managed-Medicaid-Programm des Krankenhauses aufgenommen, das die Bewertung der psychischen Grundgesundheit ermöglichte.
63% mehr Diagnosen
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass wegen einer Verletzung ins Krankenhaus eingelieferte Kinder durchschnittlich 63% mehr Diagnosen von psychischen Erkrankungen und 155% häufiger Psychopharmaka zur Behandlung einer psychischen Krankheit erhielten.
Verbrennungen und Kopfverletzungen
Kinder unter vier Jahren mit Verbrennungen und Heranwachsende jeden Alters mit Kopfverletzungen waren am stärksten gefährdet für neue Diagnosen einer psychischen Störung nach einer Verletzung.
Die Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit war vor allem bei stressbedingten Erkrankungen wie
- Anpassungsstörungen,
- Störungen des Sozialverhaltens,
- Essstörungen,
- Lernstörungen und
- Schlafstörungen zu verzeichnen.
Die Forscher um Dr. Julie Leonard vom Center for Pediatric Trauma Research betonen die Wichtigkeit von Nachuntersuchungen auf psychische Symptome nach schweren Verletzungen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Journal of Pediatrics; Nationwide Children’s Hospital
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