17 (körperliche) Krankheiten sind mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden
12.06.2017 Eine neue im American Journal of Preventive Medicine veröffentlichte Studie des Henry Ford Health System in den USA hat untersucht, welche körperlichen Krankheiten das Risiko für einen Suizid erhöhen.
Bild: John Hain
Die Forscher fanden heraus, dass 17 physische Erkrankungen – Beschwerden wie Rückenschmerzen, Diabetes und Herzerkrankungen – mit einem erhöhten Selbstmordrisiko verbunden waren. Zwei der Erkrankungen – Schlafstörungen und HIV / AIDS – erhöhten das Risiko um mehr als das Doppelte, während traumatische Hirnverletzungen das Suizidrisiko um fast das Neunfache erhöhten.
Diese Studie enthielt 2.674 Personen, die sich erfolgreich suizidierten (zwischen 2000 und 2013), die mit 267.400 Kontrollpersonen auf Jahr und Ort in einer Fall-Kontroll-Studie über acht Mental Health Research Network Healthcare Systeme verglichen wurden.
17 medizinische Erkrankungen waren mit erhöhter Suizidalität verknüpft: Asthma, Rückenschmerzen, Hirnverletzungen, Krebs, kongestive Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenkrankheit, Diabetes, Epilepsie, HIV / AIDS, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Migräne, Parkinson-Krankheit, Psychogener Schmerz, Nierenstörung, Schlafstörungen und Schlaganfall.
Während alle diese Erkrankungen mit einem größeren Risiko verbunden waren, zeigten einige Bedingungen eine stärkere Verknüpfung als andere.
Nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht
Nach der Berücksichtigung der möglichen Störfaktoren Alter und Geschlecht waren folgende 17 körperlichen Krankheiten signifikant mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden (p < 0,001):
- Hirnverletzung 14,95 (knapp 15-fach erhöhtes Risiko)
- Schlafstörungen 3,66
- HIV / AIDS 3,39
- Epilepsie 3,27
- Psychogene Schmerzen 3,20
- Migräne 2,82
- COPD 2,04
- Rückenschmerzen 1,97
- Schlaganfall 1,97
- Parkinson-Krankheit 1,87
- Kongestive Herzinsuffizienz 1,78
- Krebs 1,59
- Nierenstörung 1,48
- Hypertonie 1,37
- Asthma 1,30
- Herzkrankheit 1,19
- Diabetes mellitus 1,18
Weitere Zusammenhänge mit Krankheiten (außerhalb dieser Studie), über die Artikel auf Psylex vorliegen:
Zusätzliche Berücksichtigung von psychischen Störungen / Substanzmissbrauch
Nach der zusätzlichen Berücksichtigung der möglichen Störfaktoren der Diagnosen von psychischen Erkrankungen und Substanzmissbrauch blieben 9 physische Erkrankungen signifikant mit einer Erhöhung des Suizidrisikos erhalten:
- Hirnverletzung 8,80 (fast ein neunfach erhöhtes Risiko) (Schädel-Hirn-Traumata)
- HIV / AIDS 2,14
- Schlafstörungen 2,08
- Migräne 1,85
- Epilepsie 1,77
- Krebs 1,40
- COPD 1,39
- Rückenschmerzen 1,37 (s.a. Chronischer Schmerz)
- Kongestive Herzinsuffizienz 1,31
Multimorbidität, Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung
Multimorbidität war in 38% der Fälle vorhanden gegenüber 15,5% bei den Kontrollen und stellte ein fast doppelt erhöhtes Risiko für Selbstmord dar.
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Insgesamt waren es eher Männer, die durch Suizid starben, im Vergleich zur Kontrollgruppe (77,5% vs 47,5%).
Darüber hinaus war das Durchschnittsalter der Suizidfälle 10 Jahre älter als für die Kontrollgruppe (49,9 vs 39,4 Jahre).
Es gab keine Unterschiede in Einkommen und Bildungsniveau zwischen den Gruppen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Henry Ford Health System, American Journal of Preventive Medicine; Juni 2017
Junge Menschen mit chronischen Erkrankungen: großes Risiko für Suizidversuch
17.08.2017 Junge Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren mit einer chronischen Erkrankung sind anfälliger für Suzidversuche (Risiko um mehr als das Vierfache erhöht) laut einer neuen im Fachblatt Canadian Journal of Psychiatry publizierten Studie der Universität Waterloo.
Gedanken, Pläne, Versuche
Die Studie mit 5.248 Teilnehmern stellte fest, dass chronische Krankheiten – wie Asthma, Diabetes und Morbus Crohn – die Wahrscheinlichkeit für
- Suizidgedanken um 28 Prozent, die für
- Suizidpläne um 234 Prozent und die für einen
- Suizidversuch um 463 Prozent erhöhen
– im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen.
Bild: Gert Altmann
Die Belege deuten darauf hin, dass das Selbstmordversuch-Risiko am höchsten unmittelbar nach der Diagnose der chronischen Erkrankung ist, sagte Studienautor Mark Ferro von der Waterloo-Fakultät für Angewandte Gesundheitswissenschaften. Es gibt ein kritisches Fenster für Prävention und Beobachtung, sagte er.
Anfälliger für psychische Störungen
Junge Menschen mit einer chronischen Krankheit litten auch eher unter einer psychischen Erkrankung.
Eine chronische körperliche Erkrankung kann das Risiko für die Entwicklung psychiatrischer Störungen erhöhen, was wiederum das Risiko für Selbstmordgedanken, Pläne und Versuche erhöht, sagte Ferro. Ist man chronisch körperlich krank und kommen dazu noch psychische Probleme, erhöht sich das Risiko für Suizidgedanken.
Prävention
Die Ergebnisse legen nahe, dass die Gesundheitsdienstleister die Verbindung zwischen chronischen physischen Erkrankungen und psychischen Störungen berücksichtigen müssen, und geeignete präventive Interventionen implementieren sollten, sagte Ferro.
Für viele junge Menschen mit chronischen Erkrankungen haben die körperlichen Erkrankungen Vorrang bei Arztbesuchen und lassen wenig, wenn überhaupt, Zeit für Fragen zur psychischen Gesundheit, sagte Ferro.
Obwohl der Ansatz langsam weitere Kreise zieht, dass es keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit gibt, haben wir immer noch einen langen Weg vor uns, schließen die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Waterloo; Canadian Journal of Psychiatry – DOI: 10.1177/0706743717727242; Aug. 2017
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