- Vorbeugung: Wie dem Freund helfen
- LSD, Meskalin, Psilocybin könnten bei Suizidprävention hilfreich sein
- Woran erkennt man, ob jemand suizidgefährdet ist?
- Papageno-Effekt
- Studie zur Suizidprävention: Was hilft? Betroffene erzählen von ihren Strategien, um am Leben zu bleiben: Adaptive Hilfsmittel für den Umgang mit suizidalem Verhalten
- Behandlung, Therapie
- Weitere News-/Forschungsartikel
Suizidprävention: Wie dem Freund helfen
01.11.2013 Über das Thema Selbstmord zu reden, kann äußerst schwer sein. Wie, wann und wo tritt man am besten an eine(n) Freundin/Freund heran, von der/dem man annimmt, sie/er denkt über Suizid nach, und was sagt man.
Mythos und Realität
Ein häufiger Mythos über Selbstmord: Wenn man eine Person fragt oder sich nach Suizidgedanken erkundigt, bringt es sie erst dazu, Suizid als Möglichkeit zu betrachten, oder es macht sie böse und erhöht nur das Risiko für einen Selbstmord.
Die Realität ist: Wenn man jemanden direkt nach seiner Selbstmordabsicht fragt, senkt dies die Angst, lässt ein Gespräch beginnen und senkt das Risiko für eine impulsive Handlung. Es lässt sie wissen, dass es Unterstützung und Verständnis gibt und sie nicht alleine in dieser Situation sind.
Tipps für die Hilfe
Erster Schritt: Frage
Das beste was Sie tun können, ist, Ihre befreundete/nahestehende Person zu fragen, ob sie über Selbstmord nachdenkt. Dies klärt was los ist und bringt für Sie und auch Ihren Freund eine Entlastung. Es kann einschüchtern, aber es kann ein Leben retten! Hier sind einige grundsätzliche Tipps:
- Wenn Sie im Zweifel sind, warten Sie nicht, sondern stellen Sie die Frage.
- Wenn die Person zögert, bleiben Sie dran.
- Reden Sie mit der Person allein in einer privaten Umgebung ohne Ablenkungen.
- Lassen Sie die Person offen reden, und geben Sie ihr Zeit.
- Wenn Sie die Frage nicht stellen können, finden Sie jemanden, der es für Sie tun kann.
- Sie können direkt fragen: „Denkst Du über Selbstmord nach? / Hast Du Selbstmordgedanken?“
- Sie können indirekt fragen: „Bist Du in letzter Zeit unglücklich? Bist Du so unglücklich, dass Du darüber nachdenkst, Dein Leben zu beenden?“
- So sollten Sie nicht fragen: „Du hast doch nicht vor, Suizid zu begehen, nicht?“ Dies lässt keinen ’sicheren Platz‘ zu, in dem sie das Gefühl haben, sich öffnen zu können/dürfen.
Zweiter Schritt: Überzeugen/Überreden
Wenn Ihr(e) Freund(in) sagt, dass er/sie darüber nachgedacht hat, sich das Leben zu nehmen, oder Suizid zu planen, sollten Sie sie davon überzeugen (bzw. überreden), Hilfe aufzusuchen. Zum Beispiel könnten sie fragen: „Wollen wir zusammen losgehen, um Dir Hilfe zu suchen ?“ oder „Läßt Du mich Dir helfen, Hilfe zu bekommen?“ Eine Hoffnung in jedweder Form anzubieten kann äußerst mächtig sein. Hören Sie der nahestehenden Person auch ohne Urteil zu.
Dritter Schritt:
Jede Bereitschaft, Hilfe aufzusuchen oder anzunehmen, ist ein gutes Ergebnis. Die besten drei Arten, Ihrem Freund Hilfe zukommen zu lassen, sind folgende:
- Bringen Sie Ihre(n) Freund/in direkt zu jemandem, der helfen kann: z.B.: ein Psychologe, ein Therapeut, die Telefonseelsorge (Telefonnummer: 0800-1110111), ein Pfarrer (wenn ihr(e) Freund/in gläubig ist), ein Elternteil usw.
- Lassen Sie sich von ihr/ihm eine Zusage geben, Hilfe anzunehmen, und machen Sie diesbezüglich Arrangements.
- Geben Sie ihr/ihm Informationen über Ressourcen und lassen Sie sich die Zusage geben, dass er/sie nicht Selbstmord begehen oder versuchen wird.
LSD, Meskalin, Psilocybin könnten bei Suizidprävention hilfreich sein
22.01.2015 Klassische Psychedelika – wie LSD, Meskalin und Psilocybin – könnten eine schützende Wirkung gegen Suizidgedanken und -verhalten haben laut einer im Journal of Psychopharmacology veröffentlichten Studie.
Vorherige Studien weisen bereits darauf hin, dass Psychedelika anhaltende Verbesserungen bezüglich der psychischen Verfassung mit sich bringen können.
Trotz stetiger Verbesserungen bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen hat die Suizidrate in den letzten 60 Jahren generell nicht abgenommen. Neuartige und potentiell wirkungsvolle Interventionen müssen erforscht werden, sagte Peter S. Hendricks von der Universität Alabama, USA.
Psychedelika (LSD, Meskalin und Psilocybin)
Für die Studie sammelten und analysierten die Forscher Daten von mehr als 190.000 Befragten einer großen nationalen Studie zur Medikamentenverwendung und Gesundheit von 2008-2012 (National Survey on Drug Use and Health).
Befragte, die über den Konsum einer klassischen psychedelischen Droge in ihrem Leben berichteten, hatten eine geringere Wahrscheinlichkeit für psychische Nöte im letzten Monat (vor der Befragung) und weniger suizidale Gedanken, Vorsätze und Versuche im letzten Jahr.
Diese Studie ist der Beginn für weitere Forschungsarbeit, welche die Wirksamkeit von Psychedelika bei der Suizidalität als auch bei Pathologien (z.B. affektive Störung, Sucht und impulsiv-aggressive Persönlichkeitseigenschaften), die mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden sind, untersuchen soll, sagte Hendricks.
Die Befunde konnten zeigen, dass LSD, Meskalin und Psilocybin großes Potential bei der Prävention von Selbstmord haben könnten und die Beurteilung der therapeutischen Wirksamkeit dieser Psychedelika sollte eine hohe Priorität in zukünftiger Forschung haben.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Alabama, Journal of Psychopharmacology doi:10.1177/0269881114565653; Jan. 2015
Woran erkennt man, ob jemand suizidgefährdet ist?
Große Studie zeigt die mit Depression verbundenen Risikofaktoren bzw. vorangehenden Verhaltensmuster.
Eine große multinationale Studie mit 2.811 depressiven Patienten (von denen 628 eine Selbsttötung versuchten) hat die Verhaltensmuster identifiziert, die vielen Suizidversuchen vorangehen.
Die Befunde können zu Veränderungen in der klinischen Praxis bei der Betreuung von depressiven Patienten führen, da sie auf die klinischen Faktoren für ein größeres Suizidrisiko weisen.
Erfassung möglicher Faktoren
Bild: Unsplash
Die Studienteilnehmer wurden von Psychiatern auf Suizidversuche, Familiengeschichte, gegenwärtige und vorherige Behandlungen, klinisches Bild, Abschneiden beim Global Assessment of Functioning scale und andere Parameter erfasst.
Insbesondere sah man sich Merkmale und Verhalten der depressiven Patienten an, die bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hatten und verglich sie mit Patienten ohne Suizidversuch. Die Forscher stellten bestimmte vor den Suizidversuchen auftretende Muster fest.
Depressive Mischzustände
Laut Dr. Dina Popovic (Barcelona) entdeckten die Forscher, dass „depressive Mischzustände“ oft Suizidversuchen vorangingen. Ein depressiver Mischzustand ist, wenn ein Patient depressiv ist, aber auch Symptome einer „Erregung“ oder Manie zeigt.
„Wir fanden dies deutlich öfter bei Patienten, die zuvor versuchten sich umzubringen. Tatsächlich hatten 40% der depressiven Patienten, die Suzid versuchten, eine „gemischte Episode“ statt einer Depression allein.“ Alle Patienten mit einem depressiven Mischzustand hatten ein viel höheres Suizidrisiko.
Die Forscher stellten auch fest, dass die Standard-DSM-Kriterien 12% der Patienten mit depressiven Mischzuständen identifizierten, während ihre eigenen Methoden 40% der Risikopatienten zeigten. Dies bedeutet, dass die Standardmethoden viele Patienten mit einem Suizidrisiko übersehen.
Warnzeichen – Verhaltensmuster
In einer zweiten Analyse fanden sie heraus, dass wenn ein depressiver Patient eines der folgenden Symptome zeigte:
- riskantes Verhalten (z.B. leichtsinniges Fahrverhalten, promiskuitives Verhalten),
- psychomotorische Agitation (im Zimmer herumgehen, Hände wringen / reiben, Kleidung ausziehen und gleich wieder anziehen und ähnliche Aktionen),
- Impulsivität (aus Launen heraus handeln; Verhalten zeigen, das charakterisiert ist durch wenig oder gar keine Voraussicht, Überlegung oder Bedenken der Folgen),
dann ist dessen Risiko für einen Suizidversuch um mindestens 50% höher.
Dr. Popovic sagt, dass die Erfassung dieser Symptome bei jedem depressiven Patienten äußerst wichtig ist und immense therapeutische Auswirkungen hat.
Die meisten dieser Symptome werden nicht spontan vom Patienten gezeigt, und die Kliniker müssen sich direkt danach erkundigen. Viele Kliniker sind sich nicht der Bedeutung dieser Symptome bewusst, wenn sie depressive Patienten behandeln.
In hoch spezialisierten Kliniken wissen die Behandler von bipolaren Patienten darüber normalerweise Bescheid, doch diese Praxis muss auf alle Klinik-Ebenen ausgeweitet werden, sagte Popovic.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: European College of Neuropsychopharmacology; Sept. 2015
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