Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen

Verhaltenstherapie erhöht die Konnektivität im Gehirn von Menschen mit Zwangsstörung

09.10.2017 Forscher der University of California, Los Angeles berichten, dass Personen mit Zwangserkrankung bei einer speziellen Form der Psychotherapie deutliche Veränderungen im Gehirn und eine Verbesserung der Symptome zeigen.

In der Studie, die in der Zeitschrift Translational Psychiatry veröffentlicht wurde, haben sich Menschen mit einer Zwangsstörung einer täglichen kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) unterzogen, um zu lernen, wie sie sich besser gegen zwanghaftes Verhalten behaupten und die Belastung verringern können.

Zunahme der Gehirnverbindungen

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Bild: Gerd Altmann

Innerhalb eines Monats entwickelten sie eine starke Zunahme der Verbindungen zwischen den Regionen ihres Gehirns – was möglicherweise widerspiegelte, dass sie neue, nicht zwanghafte Verhaltensweisen und Denkmuster entwickelten.

In der neuen Studie untersuchten die Forscher 43 Personen mit obsessiven Gedanken und Verhaltensweisen, die eine KVT-Intensivtherapie erhielten (sofort oder nach vierwöchiger Wartezeit) und 24 Personen, die ohne diese Therapie behandelt wurden und als Vergleichsgruppe dienten.

Alle Teilnehmer wurden mit Magnetresonanztomographie (fMRT) gescannt: Vor und nach vier Wochen der Behandlung wurden die Teilnehmer mit und ohne Zwangserkrankungen gescannt.

Veränderungen im Gehirn

Beim Vergleich der „Vorher-“ und „Nachher-“ Hirnscans der Teilnehmer, die kognitive Verhaltenstherapie erhielten, konnten sie eine Zunahme der Konnektivität feststellen – was einer besseren Kommunikation gleichkommt – zwischen dem Kleinhirn und dem Striatum, sowie zwischen dem Kleinhirn und dem präfrontalen Cortex.

Die Scans von Personen ohne Zwangsstörungen ergaben keine Veränderungen, und auch bei den nicht behandelten – auf der Warteliste befindlichen – zwangserkrankten Personen gab es keine Veränderungen im Gehirn.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of California, Los Angeles – Translational Psychiatry; DOI: 10.1038/tp.2017.192; Okt. 2017

KVT bei Zwangsstörungen im Kindesalter

17.11.2017 Die Studie ist Teil der Nordic Long Term OCD Treatment Study (NordLOTS) und umfasste 269 Kinder und Jugendliche mit Zwangserkrankungen aus Dänemark, Norwegen und Schweden.

Die Ergebnisse zeigten, dass 92 Prozent der 177 Kinder und Jugendlichen, die sofort von der Behandlung mit Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) profitierten, noch ein Jahr nach Ende der Behandlung gesund und beschwerdefrei waren.

Von diesen hatten 78 Prozent keine klinischen Symptome einer Zwangsstörung, schreiben die Studienautoren um Davíð R.M.A. Højgaard von der Aarhus Universität.

Insgesamt 28 Teilnehmer (15,8 %) verzeichneten einen Rückfall entweder bei der 6- oder 12-Monats-Bewertung; lediglich 2 Patienten benötigten eine zusätzliche Behandlung mit KVT.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Aarhus Universität, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry – DOI: 10.1016/j.jaac.2017.09.002; Nov. 2017

Kinder mit Zwangsstörung: Symptome des Hortens wirken sich nicht negativ auf Therapie-Ansprechen aus

24.07.2019 Das Horten von Dingen bzw. Symptome der Hoarding Disorder („Messie-Syndrom“) kann oft ein beeinträchtigendes Problem für Erwachsene sein und ist oft mit einer schlechteren psychischen Gesundheit und dem Ansprechen auf die Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie verbunden.

Bei Kindern scheint das nicht der Fall zu sein. Eine im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichte Studie zeigt, dass die kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung von Zwangsstörungen (OCD) bei Heranwachsenden mit Hortungssymptomen erfolgreich sein kann.

Eine Gruppe von 215 Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren, die eine Primärdiagnose einer Zwangserkrankung erhielten, wurde eingeschrieben. Die Studienautoren um Michelle Rozenman von der University of Denver fanden heraus, dass ein erheblicher Anteil der von Zwangsstörungen betroffenen Jugendlichen (43 Prozent) über Symptome des Hortens berichtete.

134 Jugendliche wurden in klinische Studien aufgenommen, wo sie 12 Sitzungen kognitiver Verhaltenstherapie erhielten, wobei die Schwere und Beeinträchtigung der Zwangssymptome zu Beginn und am Ende der Behandlung untersucht wurden.

Mit und ohne Messie-Symptome

Von Zwangskrankheiten betroffene Jugendliche mit Symptomen des „Messie-Syndroms“ hatten im Durchschnitt eine höhere Anzahl gleichzeitiger psychiatrischer Diagnosen als solche ohne Hortungssymptome (1,5 vs. 0,78). Allerdings unterschieden sich die von der Zwangsstörung betroffenen Jugendlichen mit Hortungssymptomen nicht von denen ohne Hortungssymptome in Bezug auf Schwere der und Beeinträchtigung durch die Zwangsstörung.

Die Forscher fanden auch heraus, dass sich der Anteil der von Zwangserkrankungen betroffenen Heranwachsenden mit Hortungssymptomen nicht von denen ohne in ihrem Behandlungsansprechen auf kognitve Verhaltenstherapie (50 Prozent vs. 60 Prozent) oder in der Verbesserung der Schwere der Zwangssymptome unterschied.

Das Alter beeinflusste keine dieser Beziehungen, was darauf hindeutet, dass die Ergebnisse für die gesamte Kindheit und Jugend gelten, schließen die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry – DOI: 10.1016/j.jaac.2019.01.017

Kognitive Verhaltenstherapie normalisiert Hirnanomalie bei Patienten mit Zwangsstörung

15.10.2020 Wissenschaftler der University of California, Los Angeles, die die Auswirkungen der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) untersuchten, haben eine Anomalie in den Gehirnen von Menschen mit Zwangsstörungen entdeckt, die bei der Voraussage der Prognose helfen könnte, wer am ehesten auf KVT anspricht.

Die Forscher nutzten funktionelle MRT-Scans, um einen Messwert namens hämodynamische Antwortfunktion (HRF) zu erhalten. Dieser ist ein Marker dafür, wie das Blut zu einem bestimmten Gewebe im Gehirn fließt.

Die Forscher fanden bei Patienten mit Zwangsstörung vor der Behandlung Anomalien der HRF in Hirnarealen einschließlich einer Region namens Kaudatum, die sich nach vier Wochen dieser Verhaltenstherapie zu normalisieren schien.

Dieser Befund traf nicht auf Personen zu, die keine kognitive Verhaltenstherapie erhielten, sondern nur zweimal im Abstand von vier Wochen gescannt wurden.

Anomalie im Nucleus caudatum

Es ist bekannt, dass es bei Zwangsstörungen bestimmte Anomalien der Gehirnfunktion und -struktur gibt, aber es ist nicht klar, wie die Aktivität der Gehirnzellen (Neuronen) mit dem Blutfluss im Gehirn von Menschen mit Zwangserkrankung zusammenhängt, schreiben die Wissenschaftler um Rangaprakash Deshpande in Brain Imaging and Behavior. Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Erstlinienbehandlung bei Zwangsstörung, aber sie wirkt nicht bei allen Patienten.

Die HRF-Muster der zwangserkrankten Patienten vor der Behandlung im Nucleus caudatus schienen in der Lage, das Ansprechen auf die KVT auf individueller Patientenebene mit hoher Genauigkeit vorherzusagen.

Zukünftige – dies bestätigende – Studien könnten den Behandlern bei der Entscheidung helfen, wer eine kognitive Verhaltenstherapie als Erstlinienbehandlung für eine Zwangsstörung erhalten sollte und wer nicht.

Darüber hinaus könnten Anomalien der neuronalen Aktivität – verbunden mit dem Blutfluss (die sogenannte neurovaskuläre Kopplung) – mit den Symptomen von Zwangsstörungen in Verbindung gebracht werden und ein Ziel für zukünftige Behandlungen sein, schließen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Brain Imaging and Behavior (2020). https://doi.org/10.1007/s11682-020-00358-8

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