Zusammenhang zwischen Herz- und psychischer Gesundheit

Angst und Depressionen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen durch Beschleunigung der Entwicklung von Risikofaktoren

Zusammenhang zwischen Herz- und psychischer Gesundheit

01.04.2024 Jüngeren Frauen wird im Allgemeinen ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen zugeschrieben. Neue Forschungsergebnisse legen Ärzten jedoch nahe, diese Annahme zu überdenken, insbesondere bei Frauen, die an bestimmten psychischen Erkrankungen leiden. Eine auf der wissenschaftlichen Jahrestagung des American College of Cardiology vorgestellte Studie ergab, dass Angstzustände oder Depressionen die Entwicklung von kardiovaskulären Risikofaktoren bei jungen Frauen und Frauen mittleren Alters beschleunigen können.

Die psychokardiologische Studie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von kardiovaskulären Vorsorgeuntersuchungen und Präventivmaßnahmen, da die Zahl der kardiovaskulären Risikofaktoren steigt und Herzinfarkte bei jüngeren Menschen häufiger auftreten. Auch Angstzustände und Depressionen sind in den letzten Jahren, insbesondere seit der COVID-19-Pandemie, immer häufiger geworden.

Die Forscher berichten, dass jüngere Frauen mit Angstzuständen oder Depressionen über einen Zeitraum von zehn Jahren fast doppelt so häufig an Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel oder Diabetes erkrankten wie Frauen ohne diese psychischen Erkrankungen, so dass sie in Bezug auf das Herzkrankheitsrisiko fast gleichauf mit gleichaltrigen Männern lagen.

Die Studie

Die Forscher analysierten die Gesundheitsdaten von 71.214 Personen, die an der Mass General Brigham Biobank, einem Forschungsprogramm des Mass General Brigham-Gesundheitssystems, teilnahmen. Personen, die an einer Herzerkrankung litten oder bei denen nach Beginn der Studie Angstzustände oder Depressionen diagnostiziert wurden, wurden ausgeschlossen.

Während der 10-jährigen Nachbeobachtungszeit entwickelten 38 % der Teilnehmer Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und/oder Diabetes. Der Analyse zufolge war die Wahrscheinlichkeit, dass einer oder mehrere dieser Risikofaktoren auftraten, bei Personen, bei denen vor Beginn der Studie Angstzustände oder Depressionen diagnostiziert worden waren, um etwa 55 % höher als bei Personen ohne Angstzustände oder Depressionen. Am ausgeprägtesten war dieses Ergebnis bei Frauen unter 50 Jahren mit Angstzuständen oder Depressionen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sie kardiovaskuläre Risikofaktoren entwickeln, fast doppelt so hoch war wie bei allen anderen Gruppen.

Was das absolute Risiko betrifft, so wiesen junge Frauen insgesamt die niedrigsten Raten an kardiovaskulären Risikofaktoren aller Gruppen auf, was aufgrund der Ergebnisse früherer Studien und der Erkenntnisse über die schützende Wirkung von Östrogen bei Frauen vor der Menopause zu erwarten war. Angstzustände und Depressionen waren jedoch bei jungen Frauen mit einem wesentlich höheren relativen Risiko verbunden als in anderen Gruppen.

Anstieg der stressbedingten neuronalen Aktivität

Um die möglichen Ursachen für diesen Zusammenhang zu klären, untersuchten die Forscher die Stoffwechselaktivität stressrelevanter Hirnregionen bei einer Untergruppe der Teilnehmerinnen, die sich einer Hirnuntersuchung unterzogen hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass jüngere Frauen mit Angst oder Depression einen relativ starken Anstieg der stressbedingten neuronalen Aktivität aufwiesen.

„Die Frage ist: Warum sind Angstzustände und Depressionen bei jüngeren Frauen mit einem erhöhten Risiko verbunden? Das ist etwas, das wir weiter untersuchen“, sagte Studienautor Dr. Giovanni Civieri vom Massachusetts General Hospital.

Obwohl es sich bei Angsterkrankungen und Depression um unterschiedliche Krankheitsbilder handelt, wurden sie in der Studie zusammengefasst, da sie beide mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko in Verbindung gebracht werden und gemeinsame neurobiologische Pfade aufweisen, d. h. es wird angenommen, dass sie die Gesundheit auf ähnliche Weise beeinflussen.

Es ist nicht bekannt, ob medikamentöse und psychologische Behandlungen, wie Antidepressiva oder Psychotherapie, das kardiovaskuläre Risiko verringern können, so die Forscher. Wenn eine Person jedoch bereits an Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten oder Diabetes leidet, so Civieri, können bewährte Behandlungen wie Statine und blutdrucksenkende Medikamente das Risiko schwerer kardialer Ereignisse wirksam verringern.

© Psylex.de – Quellenangabe: American College of Cardiology

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