- Emotionaler Stress und Herzprobleme bei Frauen
- Stress wirkt auf Frauen, Männer mit Herzkrankheit unterschiedlich
- Herzfrequenzvariabilität – Stressreaktion wichtiger als Häufigkeit
- Stress und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Herzinsuffizienz und psychischer Stress / Ärger
- Weitere News/Forschungsartikel dazu
Emotionaler Stress und Herzprobleme bei Frauen
17.03.2014 Forscher haben festgestellt, dass emotionale Stressoren Änderungen im Nervensystem verursachen, die die Herzfrequenz kontrollieren, und eine Form von Dysfunktion der Koronararterien auslösen können; dies tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf.
Koronare Herzerkrankungen bei Männern und Frauen
Bei Männern mit koronarer Herzerkrankung tendieren die großen, das Herz versorgende, Arterien dazu, sich durch Plaques zu verengen und zu verstopfen, und diese Verstopfungen werden auf Koronarangiographien dann sichtbar.
Frauen können jedoch Brustschmerzen aufgrund der Sauerstoff-Mangelversorgung des Herzens haben, ohne dass es Hinweise auf arterielle Blockaden gibt, laut Forschern des Barbra Streisand Women’s Heart Center des Cedars-Sinai Heart Institute in Los Angeles.
„Frauen, die aufgrund von Brustschmerzen Notaufnahmen und Kardiologen aufsuchen, wird oft gesagt, dass ihre Arterien frei und ihre Herzen in Ordnung sind. Aber tatsächlich kann eine koronare Herzerkrankung bei Frauen sich anders entwickeln als bei Männern“, sagte C. Noel Bairey Merz, Medizinprofessorin und medizinische Direktorin des Zentrums.
„Bei Frauen können die großen Arterien freier bleiben, aber die kleineren Verzweigungen, die sich mit den kleineren Kapillaren verbinden, können ihre Fähigkeit sich zu weiten verlieren. Ob die großen Arterien verstopft sind oder die kleinen Arteriolen nicht richtig funktionieren, hat dasselbe Resultat: das Herz bekommt zu wenig Sauerstoff.“
Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion
Nachdem sie feststellten, dass die kleinen Arterien vieler Frauen nicht mehr richtig funktionieren – die Erkrankung wird koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (Funktionsstörung) genannt – machten sich Merz und ihre Kolleginnen daran, die Ursache(n) herauszufinden, genauer: ob an ihrer Vermutung etwas dran sei, dass emotionaler Stress mit Brustschmerzen in Verbindung mit koronarer mikrovaslulärer Dysfunktion stand.
Sechzehn Frauen mit koronarer mikrovaslulärer Dysfunktion und acht Frauen ohne dieses Herzproblem, im gleichen Alter und mit dem gleichen Gewicht, nahmen an der Studie teil.
Die Forscher maßen Herzfrequenz, Blutdruck und Herzfrequenzvariabiltität – die Veränderung der Zeit zwischen zwei Herzschlägen. Diese wurden im Ruhezustand gemessen, und wenn die Frauen mehreren Arten von psychischen Stress – mit Hilfe genormter Tests für Ärger, Wut, Kopfrechenaufgaben und einem auf die Stirn gelegten Cold-Pack – ausgesetzt wurden.
Emotionaler Stress
Beide Gruppen reagierten gleich auf die Stressoren, außer wenn die Forscher sie dem emotionalen Stress von Verärgerung aussetzten.
Bei Frauen mit mikrovaskulärer Dysfunktion schien der emotionale Stress die sympathische Nervenstimulation zu steigern, was mit einer beschleunigten Herzfrequenz des Fight-or-Flight (Kämpf-oder-Flieh) Mechanismus verbunden ist, und die parasympathische Nervenaktivität zu verringern, welche entspannt und die Herzrate verlangsamt, laut den Befunden der Studie.
Die Ergebnisse legen nahe, dass das autonome Nervensystem möglicherweise mit der mikrovaskulären Funktionsstörung bei Frauen verbunden ist, sagten die Forscher.
„Wir nehmen an, dass emotionaler Stress mikrovaskuläre Dysfunktion auslösen und zu Herzinfarkten und anderen Herzproblemen bei Frauen führen kann; wir brauchen aber weitere Forschungen, um die Mechanismen besser zu verstehen, und um zu schauen, ob es noch weitere gibt“, sagten die Wissenschaftler.
Quelle: Cedars-Sinai Medical Center, März 2014
Stress wirkt auf Frauen, Männer mit Herzkrankheit unterschiedlich
14.10.2014 Stress löst unterschiedliche physische und psychische Reaktionen bei Frauen und Männern mit einer Herzerkrankung aus, zeigt eine neue Forschungsstudie.
Bild: LoboStudioHamburg/Thomas Ulrich (pixabay)
Die Forscher ließen 254 Männer und 56 Frauen mit stabiler Herzerkrankung drei mental stressende Aufgaben durchführen: einen Mathetest, einen Mirror-Tracing-Test (Test der visuomotorischen Koordination der Handbewegung unter spiegelbildlicher Betrachtung) und einen Anger-Recall-Test (Stresstest, bei dem man sich an zurückliegende Ärgernisse erinnert). Die Wissenschaftler führten Echokardiographien durch, nahmen Blutproben, maßen Blutdruck und Herzfrequenz.
Geschlechtsdifferenzen
Die Befunde zeigten, dass Stress eine größere Auswirkung auf Blutdruck und Herzfrequenz der Männer hatte, während es bei den Frauen eher zu einer Zunahme von Myokardischämie (Koronare Herzkrankheit), einem verringerten Blutfluss zum Herzen und einer erhöhten Verklumpung von Blutzellen – mit Gerinnselbildung verbunden – kam.
Die Frauen zeigten auch eine größere Zunahme bei den negativen und einen größeren Rückgang der positiven Emotionen während sie die stressenden Aufgaben erledigten, laut der in Journal of the American College of Cardiology veröffentlichten Studie.
„Die Beziehung zwischen mentalem Stress und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bekannt“, sagt Dr. Zainab Samad, Medizindozentin des Duke University Medical Center.
„Diese Studie zeigt aber, dass psychischer Stress die kardiovaskuläre Gesundheit von Männern und Frauen unterschiedlich beeinflusst. Wir müssen diese Verschiedenheit bei der Beurteilung und der Behandlung von Patienten bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen beachten“, sagt Samad.
„Weitere Studien hierzu werden benötigt, um den Zusammenhang zwischen den Herzreaktionen auf mentalen Stress und den Geschlechtsunterschieden auf lange Sicht zu testen“, fügte sie hinzu. „Diese Studie unterstreicht auch die Unzulänglichkeit verfügbarer Risikoanalysetools, die gegenwärtig dabei versagen, die Facetten des Risikos zu messen, d.h. die Wirkung negativer physiologischer Reaktionen auf psychische Belastungen bei beiden Geschlechtern und insbesondere bei Frauen.“
© PSYLEX.de – Quelle: Journal of the American College of Cardiology / Duke University, Oktober 2014
Herzfrequenzvariabilität – Stressreaktion wichtiger als Häufigkeit
28.02.2016 Wie man stressende Ereignisse wahrnimmt und darauf reagiert ist wichtiger für die Gesundheit als wie häufig man gestresst wird laut Forschern der Penn State und Columbia Universität.
Es ist bekannt, dass Stress und negative Emotionen das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen, aber die Gründe dafür sind noch nicht so gut erforscht. Ein potenzieller Weg der Stress mit künftigen Herzkrankheiten verbindet, ist eine Deregulation des autonomen Nervensystems – wenn das normalerweise selbstregulierende Nervensystem aus dem Ruder läuft.
Herzfrequenzvariabilität
Nancy L. Sin und Kollegen wollten herausfinden, ob täglicher Stress und Herzfrequenzvariabilität – ein Maß der autonomen Herzregulation – miteinander verbunden sind. Herzfrequenzvariabilität ist die Veränderung des zeitlichen Abstandes zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen.
Eine höhere Herzfrequenzvariabilität ist besser für die Gesundheit, da sie die Kapazität reflektiert, auf Anstrengungen zu reagieren, sagt Sin. Menschen mit geringerer Herzfrequenzvariabilität haben ein größeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod.
Bild: George Billman; Elektrokardiogramm (EKG) Aufzeichnung eines
Hunde-Herzens, das Schlag-zu-Schlag-Variabilität im R-R-Intervall (oben)
und Herzfrequenz (unten) zeigt.
Depression und größere stressende Ereignisse sind bekannt dafür, die Gesundheit zu schädigen, aber nur wenig Aufmerksamkeit ist den Gesundheitsfolgen von Frustration und Ärger im Alltagsleben gewidmet worden, sagten die Forscher in der Zeitschrift Psychosomatic Medicine.
Vor dieser Forschungsarbeit haben sich nur sehr wenige Studien die Beziehung zwischen Herzfrequenzvariabilität und täglichen stressenden Ereignissen angesehen.
Sin und Kollegen analysierten die Daten 909 Teilnehmern im Alter zwischen 35 und 85 Jahren, die durch tägliche Telefoninterviews über acht aufeinander folgende Tage erfasst wurden, und die Ergebnisse eines Elektrokardiogamms.
In den Telefoninterviews sollten die Teilnehmer über stressende Ereignisse berichten und sie hinsichtlich des Stresses bewerten. Auch wurden sie zu ihren negativen Emotionen befragt; ob sie sich verärgert, traurig oder nervös fühlten.
Im Durchschnitt berichteten die Teilnehmer über mindestens ein stressendes Erlebnis an 42% der Interviewtage, und diese Erfahrungen wurden im Allgemeinen als „einigermaßen“ stressend bewertet.
Verbindung mit Stresswahrnehmung und negativen Emotionen
Teilnehmer, die über viele stressende Ereignisse in ihrem Leben berichteten, waren nicht unbedingt diejenigen, die eine niedrigere Herzfrequenzvariabilität hatten. Ganz gleich, wie viele oder wie wenig stressende Erfahrungen jemand hatte:
Diejenigen, die die Erlebnisse als stressender wahrnahmen oder stärkere negative Emotionen erlebten, hatten auch eine niedrigere Herzfrequenzvariabilität – was bedeutet, dass diese Menschen ein größeres Risiko für zukünftige Herzerkrankungen haben.
„Diese Ergebnisse sagen uns, dass die Wahrnehmungen einer Person und emotionale Reaktionen auf stressende Ereignisse wichtiger als die Exposition per se sind“, sagte Sin. „Dies stärkt die Belege, dass sich kleinere Ärgernisse kumulieren können, bis sie Einfluss auf die Gesundheit nehmen können.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Penn State und Columbia Universität, Psychosomatic Medicine; Feb. 2016
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