Altersdepression / Depression im Alter

Depressionssymptome häufiger im Alter

17.11.2015 Laut einer in der Zeitschrift Psychology and Aging erschienenen Studie der Universität Bradford werden Menschen ab dem Alter von 65 Jahren depressiver; man spricht von der sogenannten Altersdepression.

Die Psychologin Dr. Helena Chui analysierte die Daten aus einem 15-jährigen Projekt mit über 2.000 älteren Australiern, die im Gebiet Adelaide leben.

Frühere Studien haben eine Zunahme der depressiven Symptome mit dem Altern festgestellt, aber nur bis zum Alter von 85 Jahren. Dies ist die erste Studie, die über dieses Alter hinausging.

Geschlecht

Sowohl Männer als auch Frauen, die an der Studie teilnahmen, berichteten von zunehmend mehr depressiven Symptomen während des Alterns; wobei Frauen anfangs mehr Depressionssymptome hatten als Männer. Jedoch zeigten Männer eine höhere Zuwachsrate bei den Symptomen, so dass die Geschlechter-Unterschiede sich etwa ab dem Alter von 80 umkehrten.

Schlüsselfaktoren

Schlüsselfaktoren bei dem Anwachsen waren

  • körperliche Beeinträchtigungen,
  • Beginn von Gesundheitsproblemen, besonders chronische und
  • die Annäherung an den Tod.
  • Die Hälfte der Arthritiserkrankten (sowohl Männer als auch Frauen) berichteten über vermehrt auftretende depressive Symptome.

Dr. Chui sagte: Diese Befunde sind sehr bedeutsam und haben Auswirkungen darauf, wie wir mit dem Alter umgehen. Es ist die erste Studie, die uns zeigt, dass depressive Symptome während des Alterns zunehmen. Obwohl wir immer länger leben und große medizinische Erfolge feiern, scheinen wir doch damit sehr schwer fertigzuwerden.

„Wir sollten die Vorsorge- und Pflegedienste auf diesen Bedarf anpassen, besonders im Bereich der psychologischen Unterstützung und Schmerztherapie. Sozialpolitik und altersgerechte Unterstützungsstrukturen – wie z.B. das öffentliche Verkehrswesen und der Zugang zu Gesundheitsdiensten – sollten mehr auf die Älteren und Ältesten eingestellt werden.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bradford, Psychology and Aging; Nov. 2015

Weit verbreitete Fehlannahmen über Depressionen bei älteren Menschen

28.02.2018 Eine im Fachblatt American Journal of Geriatric Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte, ob Depressionen ältere Menschen anders treffen als jüngere, und ob die Behandlung bei der Altersdepression eine andere sein sollte.

Emily Haigh, Assistenzprofessorin für Psychologie an der Universität Maine, leitete die Studie, die gängige Missverständnisse über Depressionen im Alter analysierte, die vor 20 Jahren von Dan Blazer, einem Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Duke University School of Medicine, ausgewertet wurden.

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Bild: Gerd Altmann

1997 führte Blazer eine Überprüfung der vorhandenen Fachliteratur durch, um fünf gängige Überzeugungen über Altersdepressionen zu widerlegen. Zwei Jahrzehnte später überprüften Haigh und ihre Forscherkollegen ausgewählte Artikel, um sie auf den neuesten Stand zu bringen und Forschungsprioritäten zu ermitteln.

Die Ergebnisse zeigen, dass Fortschritte beim Verständnis der Depressivität im Alter gemacht wurden, aber mehr Forschung notwendig sei, schreibt das Team.

Häufigkeit, Auftreten, Rückfallquote

Die Forschung der letzten 20 Jahre zusammenfassend, legen die Befunde nahe, dass Depressionen bei älteren Menschen nicht häufiger auftreten als bei jüngeren und nicht häufiger durch psychologische Faktoren verursacht werden.

Die Forscher fanden weiter heraus, dass schwere depressive Störungen später im Leben nach wie vor seltener auftreten, aber eine höhere Rückfallquote aufweisen als bei jüngeren Personen.

Auswirkungen, Beeinträchtigung

Darüber hinaus zeigen auch ältere Menschen mit unterschwelligen Depressionssymptomen eine Beeinträchtigung der körperlichen, sozialen und funktionellen Funktionen, ähnlich wie bei denen mit einer schweren depressiven Störung.

Ansprechen auf Behandlung

Insgesamt sprechen ältere Personen genauso gut auf psychologische Behandlungen an wie jüngere, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass Antidepressiva im höheren Alter weniger erfolgreich sind.

Außerdem scheint ein höheres Alter ist ein günstiger Indikator für die elektrokonvulsive Therapie zu sein, schreiben die Wissenschaftler.

Risikofaktoren, Symptome

Während ältere Menschen von der verbesserten Fähigkeit der Emotionsregulaton profitieren können, legen die Forschungsergebnisse nahe, dass mehrere altersbedingte biologische Prozesse zu schweren depressiven Störungen beitragen können.

Die Altersdepression kann andere Symptome als in früheren Lebensabschnitten aufweisen, aber die Forscher schreiben, es wären weitere Studien notwendig, um die Einflüsse des Alterns und anderer Krankheiten zu klären.

Folgen, Auswirkungen

Trotz Fortschritten im Verständnis und der Behandlung von Depressionen bei älteren Menschen ist es nach wie vor ein ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit, das mit einem hohen Grad an Morbidität, Mortalität und Gesundheitskosten verbunden ist.

Menschen mit Altersdepressionen sind oft unterdiagnostiziert und unterbehandelt, so die Forscher. Sie schlagen vor, dass Präventionsbemühungen als alternative Strategie zur Verringerung der Depression bei älteren Personen unterstützt werden sollten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Maine; American Journal of Geriatric Psychiatry; Feb. 2018

Höheres Alter verbunden mit schlechterem Verlauf einer schweren depressiven Erkrankung

24.06.2018 Ein höheres Alter ist mit einem schlechteren Verlauf einer schweren depressiven Störung – in diesem Zusammenhang auch oft Altersdepression genannt – verbunden laut einer in Lancet Psychiatry veröffentlichten Studie.

Dr. Roxanne Schaakxs vom VU University Medical Center in Amsterdam und Kollegen erfassten die Daten von 1.042 Teilnehmern mit klinischer Depression über zwei Jahre. Das Hauptergebnis war der zweijährige Verlauf der Depression, der mit vier Indikatoren bewertet wurde.

Diagnose, Symptomverlauf, Remission, Schwere

Die Forscher beobachteten einen deutlichen Zusammenhang für eine Altersdepression mit einem schlechteren zweijährigen Depressionsverlauf für alle vier Indikatoren

  • Diagnose: Odds Ratio 1,08;
  • chronischer Symptomverlauf: Odds Ratio 1,24;
  • Zeit bis zur Remission: Hazard Ratio 0,91 und
  • Veränderung der Depressionsschwere: Regressionskoeffizient 1,06.

Der Depressionsverlauf verschlechterte sich linear mit dem Alter; die schlechtesten Ergebnisse wurden für Menschen im Alter von 70 Jahren und älter im Vergleich zu denen der Referenzgruppe im Alter von 18 bis 29 Jahren beobachtet

  • Depressionsdiagnose: Odds Ratio 2,02;
  • chronischer Symptomverlauf: Odds Ratio 3,19;
  • Zeit bis zur Remission: Hazard Ratio 0,60 und
  • Schweregrad der Depression: -12,64 und -5,57

in den Altersgruppen 18 bis 29 bzw. 70 Jahre und älter.

Nach Bereinigung um prognostische klinische, soziale und gesundheitliche Faktoren wurden die Ergebnisse leicht abgeschwächt, blieben aber meist signifikant.

Um die negativen Folgen einer langfristigen Depressionsbelastung bei älteren Menschen zu vermeiden, ist eine weitere Untersuchung der möglichen zugrundeliegenden Mechanismen – beispielsweise der Wirkung kognitiver Beeinträchtigungen – erforderlich, schreiben die Autoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lancet Psychiatry – DOI: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(18)30166-4

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