Saisonal-Affektive Störung

Saisonal-Affektive Störung

Psychische Krankheiten – Depressive Störungen

Definition

Definition: Die Saisonal-Affektive Störung ist eine rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung, die vor allem in den Monaten auftritt, in denen die Sonnenscheindauer kurz ist, also Spätherbst und Winter, weshalb sie auch oft Winterdepression genannt wird. (Depressionsdefinition)

Symptome der saisonal-affektiven Störung

Im Englischen SAD oder Seasonal Affective Disorder genannt. ICD 10 Kodierung: F38.11 andere rezidivierende affektive Störungen.

Ist Ihre Traurigkeit SAD?

Jahreszeitliche oder saisonal-affektive Störungen (auch Winterdepression oder saisonal abhängige Störung genannt) sind Fälle von Depressionen, die normalerweise während des Herbsts und Winters auftreten und dazu tendieren, sich im Sommer und Frühjahr zu bessern.

Die U.S. National Library of Medicine sagt, dass Warnzeichen von saisonal-affektiver Störung folgende sein können:

Symptome bzw. Anzeichen

  • Sich müde fühlen und Schwierigkeiten haben, sich am Nachmittag zu konzentrieren.
  • Sich hungriger fühlen als üblich; Erhöhung des Körpergewichts.
  • Mehr als üblich schlafen, und sich am Tag verschlafen fühlen.
  • Verlust von Interesse an Arbeit und Hobbys und allgemein ein Mangel an Energie.
  • Gesellschaftlicher Rückzug.
  • Sich unglücklich fühlen und reizbar sein.

Quelle: U.S. National Library of Medicine, Okt. 2010

Ursachen und Therapie

Man geht davon aus, dass niedrige Serotoninspiegel als Ursache für die depressiven Symptome der Saisonal-Affektiven Störung verantwortlich sind. Die Therapie der Wahl ist bei dieser Störung vor allem der Aufenthalt an der ‚frischen Luft‘, womit aber gemeint ist, sich in der Sonne aufzuhalten.

Andere Bezeichnungen für die Saisonal-Affektive Störung sind: Winterdepression oder saisonal abhängige Depression; in der englischen Sprache wird sie Seasonal Affective Disorder oder abgekürzt SAD genannt.

Zur Winterdepression

Saisonale Depression: Bestätigung biochemischer Ursachen

23.10.2014 Eine neue auf dem 27. ECNP Kongress in Berlin (Okt. 2014) vorgestellte Forschungsstudie untersuchte, warum einige Menschen unter Winterdepression leiden, während andere ohne Probleme durch den Winter kommen.

Eine Langzeitstudie einer Forschergruppe der Universität Kopenhagen hat herausgefunden, dass Personen mit saisonaler affektiver Störung (SAD) bedeutsamen jahreszeitlichen Veränderungen bei der Regulation des Neurotransmitters Serotonin unterliegen (im Vergleich mit der allgemeinen Bevölkerung).

SAD beginnt im Herbst, wenn Dauer und Stärke des Tageslichts stark abnehmen, eine beträchtliche Anzahl von Menschen zu befallen. In nördlichen europäischen Regionen (zum Beispiel in ganz Skandinavien, Glasgow und Moskau) leiden etwa 1/6 der Menschen unter SAD.

Unterschiede des Serotonintransporter-Niveaus

Die Forscher scannten 11 SAD-Patienten und 23 gesunde Personen mit Hilfe der Positronenemissionstomographie und sie waren in der Lage deutliche Unterschiede der Menge des Serotonintransporters (SERT), auch 5-Hydroxytryptamintransporter (5-HTT) genannt, zwischen Sommer und Winter zu zeigen.

Patienten mit saisonaler affektiver Störung zeigten ein höheres Niveau an SERT in den Wintermonaten, und eine entsprechend größere Beseitigung von Serotonin im Winter.

Serotonin, auch als 5-HT bekannt, ist ein stimmungsbeeinflussender Neurotransmitter und viele Antidepressiva-Medikamente – wie die SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) – wirken, indem sie das Serotonin in der Synapse bewahren, wo es dann wirkt.

Die leitende Wissenschaftlerin Brenda McMahon sagte:

„Wir glauben, dass wir das Ziffernblatt gefunden haben, auf dem das Gehirn dreht, wenn es Serotonin auf die sich ändernden Jahreszeiten einstellen muss. Der Serotonintransporter (SERT) trägt Serotonin in die Nervenzellen zurück, wo es nicht aktiv ist. Also, je höher die SERT-Aktivität ist desto niedriger die Serotoninaktivität.“

„Sonnenlicht hält dieses Setting auf natürliche Weise niedrig, aber wenn die Nächte während des Herbstes länger werden, steigt das SERT-Niveau an, was zu einer Abnahme des aktiven Serotoninspiegels führt. Viele Menschen sind nicht wirklich von SAD betroffen, und wir haben festgestellt, dass diese Leute nicht diese Zunahme bei der SERT-Aktivität vorweisen, und so bleibt ihr aktives Serotoninniveau während des Winters hoch“.

Die Patienten mit saisonaler Depression hatten im Winter ein durchschnittlich 5% höheres SERT-Niveau als im Sommer, während die gesunden Teilnehmer im Durchschnitt keine bedeutsamen Veränderungen zeigten.

© PSYLEX.de – Quelle: Københavns Universitet / European College of Neuropsychopharmacology, Oktober 2014

Kognitive Verhaltenstherapie versus Lichttherapie

Kognitive Verhaltenstherapie bei Winterdepression wirksamer als Lichttherapie

09.11.2015 Eine neue Studie legt nahe, dass der Goldstandard bei der Behandlung von saisonal-affektiver Störung – die Lichttherapie, nicht das Maß aller Dinge bei dieser Störung zu sein scheint: Laut einer im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit ist kognitive Verhaltenstherapie wirksamer.

Wirksamkeit von Lichttherapie

Forscher der Universität Vermont fanden heraus, dass Lichttherapie sich zwar als wirkungsvoll bei akuten Episoden von saisonal-affektiver Störung (SAD, auch als Winterdepression bekannt) zeigte, aber eine auf SAD zugeschnittene spezielle kognitive Verhaltenstherapie (KVT) schnitt signifikant besser bei der Prävention von Rückfällen bzw. Wiederauftreten ab.

sad-lichttherapie

Psychologie-Professorin Kelly Rohan erklärte, dass die vom National Institute of Mental Health der USA finanzierte Forschungsinitiative die erste großangelegte langfristige Untersuchung zur Wirksamkeit von Lichttherapie ist.

In der Studie wurden 177 Studienteilnehmer sechs Wochen mit Lichttherapie (Erstbehandlung, anschließend dann eine abgestimmte Lichtanwendung über den Winter) – tägliche Exposition gegenüber hellem künstlichem Licht spezifischer Wellenlängen – oder mit einer speziellen kognitiven Verhaltenstherapie behandelt, die negative Gedanken an die dunklen Wintermonaten in Frage stellte und zu Verhaltensweisen aufforderte, die einer Beeinträchtigung der Stimmung zuwiderlaufen – wie der Versuchung zu widerstehen, sich sozial zu isolieren.

KVT wirksamer

Zwei Winter nach der Erstbehandlung berichteten 46 Prozent der Teilnehmer in der Lichttherapiegruppe über ein Wiederauftreten der Depressionssymptome im Vergleich zu 27 Prozent in der KVT-Gruppe. Die depressiven Symptome waren auch schwerwiegender in der Lichttherapiegruppe.

Palliative Behandlungsmethode

„Lichttherapie ist eine palliative (lindernde) Behandlungsmethode – wie ein Blutdruckmedikament bei zu hohem Blutdruck, das weiter eingenommen werden muss, damit es wirkungsvoll bleibt“, sagte Rohan. Aber es kann schon recht schwerfallen, täglich 30 – 60 Minuten jeden Tag bis zu fünf Monate lang sich diesem Licht auszusetzen, sagte sie.

Die Studie zeigte, dass im zweiten Winter nur 30 Prozent der Lichttherapie-Teilnehmer das Gerät noch benutzten.

Präventivbehandlung

Kognitive Verhaltenstherapie ist dagegen eine Präventivbehandlung, sagte Rohan. Wenn SAD-Betroffene einmal die Grundfähigkeiten gelernt haben, hält die Wirkung an und gibt ihnen das Gefühl der Kontrolle über die Krankheit.

Gleichwertigkeit bei Akutbehandlung

Eine begleitende Studie von Rohan zeigte die Gleichwertigkeit von Lichttherapie und KVT bei der Behandlung von saisonal-affektiver Störung im 1. Winter.

Beide Behandlungsformen zeigten sehr große, klinisch bedeutende Verbesserungen, aber angesichts der langfristigen Probleme bei der Anwendung von Lichttherapie und der großen Anzahl der Betroffenen, sei KVT der Vorzug zu geben, sagte Rohan.

In der Studie schalteten die Teilnehmer 30 Minuten jeden Morgen zu Hause das Licht an, wobei über sechs Wochen die Dauer der Lichteinstrahlung variiert wurde, um maximales Ansprechen und minimale Nebenwirkungen zu erreichen.

Sie setzen dann die Lichttherapie bis zum Frühling fort. Die zweite Gruppe erhielt kognitive Verhaltenstherapie in zwei 50-minütigen Sitzungen pro Woche sechs Wochen lang.

Im ersten Winter nach der Erstbehandlung zeigten beide Behandlungsgruppen eine vergleichbare Erholung von der saisonalen Depression.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Vermont, American Journal of Psychiatry; Nov. 2015

Keine Belege für Existenz von jahreszeitlichen Unterschieden bei depressiven Symptomen

21.01.2016 Eine große Umfrage unter Erwachsenen in den USA kann keinen Beleg dafür liefern, dass depressive Symptome über die Jahreszeiten hinweg variieren.

Die Befunde stehen damit im Widerspruch zur Annahme der Existenz einer saisonalen Depression bzw. saisonalen affektiven Störung – auch Winterdepression genannt.


Bild: George Hodan

Der Glaube an eine Verbindung zwischen saisonalen Veränderungen und Depressionssymptomen wird mehr oder weniger als gegeben erachtet, sagte Psychologie-Professor Steven LoBello von der University at Montgomery. Die aktuelle Studie zeigt aber, dass die Prävalenz der Depression über die Jahreszeiten in unterschiedlichen Regionen und Sonnenlicht-Expositionen sehr stabil ist.

Erst kürzliche Studien zur saisonalen affektiven Störung (SAD) haben frühere SAD-Studien in Frage gestellt, inklusive der Tatsache, dass SAD normalerweise durch die Befragung des Patienten nach den Erinnerungen an vergangene depressive Episoden im vorherigen Jahr (oder sogar Jahren) identifiziert wird.
Auch stimmen die SAD-Kriterien nicht mit denen für klinische Depression überein.

Die Forscher der aktuellen Studie analysierten die Daten von 34.294 Teilnehmern im Alter von 18 bis 99 aus dem Behavioral Risk Factor Surveillance System (BRFSS – 2006), einer jährlichen telefonbasierten Gesundheitsumfrage unter Benutzung des PHQ-8 (einem verlässlichen Test für Depressionssymptome, der z.B. nach der Anzahl der Tage fragt, an denen in den vorherigen zwei Wochen solche Symptome erfahren wurden).

Zusammenhang mit saisonalen Maßen bei Symptomen?

Mit Hilfe der geographischen Lage jedes Teilnehmers erhielten die Forscher auch jahreszeitgebundene Maße, inkl. des tatsächlichen Jahrestages, des Breitengrades und des Ausmaßes der Sonnenlicht-Exposition.

Die Ergebnisse zeigten keine Belege dafür, dass Depressionssymptome mit irgendeinem saisonalen Maß verbunden waren.

D.h.: Personen, die auf die Fragen in den Wintermonaten oder zu Zeiten geringerer Sonnenlicht-Exposition antworteten, hatten keine merklich höheren Ausprägungen depressiver Symptome als jene, die die Umfrage zu anderen Zeiten beantwortet hatten.

Jahreszeitliche Schwankungen bei klinischer Depression?

Und die Forscher fanden auch keinen Hinweis auf jahreszeitliche Schwankungen bei den Symptomen, als sie sich insbesondere eine Subgruppe von 1.754 Teilnehmern ansahen, deren Punktzahlen auf eine klinische Depression hinwiesen.

„Die Befunde lassen Zweifel an einer klinischen Depression mit saisonaler Variation als legitime psychiatrische Störung aufkommen“, schließt Studienautorin Megan Traffanstedt.

Depression ist per Definition eine episodische Störung und man kann sehr wohl auch depressive Episoden in den Herbst- und Wintermonaten erfahren. Aber, so sagen die Forscher in der Zeitschrift Clinical Psychological Science: „depressiv während des Winters zu sein, ist kein Beleg dafür, dass man aufgrund des Winters depressiv ist“.

LoBello und Kollegen bemerkten allerdings, dass in sehr großen Studien „kleine Vorkommen“ schwierig zu entdecken sind. Es ist also möglich, dass die klinische Depression mit saisonaler Variation existiert, aber nur für einen sehr kleinen Teil der Population.

Insgesamt legen die Befunde nahe, dass jahreszeitliche Depression nicht die prävalente Störung sein kann, von der man annimmt, dass sie so weit verbreitet ist wie bislang angenommen.

„Angehörige der psychischen Gesundheitsdienste sollten also überlegen, ob ihre eigenen Vorstellungen und die ihrer Patienten – was die möglichen Depressionsursachen angeht – zutreffend sind“, sagt LoBello. „Behandlungen basierend auf falschen Ursachen werden wahrscheinlich nicht zu raschen und andauernden Genesungen führen.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Auburn University at Montgomery, Clinical Psychological Science; Jan. 2016

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