Dissoziative Identitätsstörung, Multiple Persönlichkeitsstörung

Definition

Dissoziative Identitätsstörung (DIS) – DSM IV 300.14, die zuvor als Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) – ICD-10 F44.81 – oder ‚gespaltene Persönlichkeit‘ bekannt war, ist eine psychische Störung auf dem dissoziativen Spektrum; charakterisiert durch das Auftreten von mindestens zwei aus unterschiedlichen und relativ dauerhaftn Identitäten oder dissoziierten Persönlichkeitszustände, die sich abwechselnd im Verhalten einer Person zeigen, wobei dies durch Gedächtnisstörungen hinsichtlich wichtiger Informationen begleitet wird, die nicht durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt werden kann.

DIS ist eine der umstrittensten psychiatrischen Störungen, ohne klaren Konsens über die diagnostischen Kriterien oder Behandlung. Forschung über die Wirksamkeit der Behandlung ist in erster Linie mit den klinischen Ansätzen und Fallstudien beschäftigt. Dissoziative Symptome reichen von häufigen Aufmerksamkeitsmängeln, Abgelenktsein und Träumerei bis zu pathologischen dissoziativen Störungen. Eine systematische, empirisch gestützte Definition von „Dissoziation“ existiert. Sie ist nicht gleichzusetzen mit Schizophrenie.

Multiple Persönlichkeitsstörung durch traumatische Erfahrungen verursacht

26.05.2016 Eine in der Zeitschrift Acta Psychiatrica Scandinavica veröffentlichte Studie des King’s College London unterstützt die Annahme, dass die multiple Persönlichkeitsstörung eher durch traumatische Erlebnisse wie Vernachlässigung oder Missbrauch in der Kindheit verursacht werden kann – statt dass sie mit einer hohen Beeinflussbarkeit oder dem Hang zur Fantasie verbunden ist.

‚Gespaltene Persönlichkeit‘

Die Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) oder ‚gespaltene Persönlichkeit‘ – mittlerweile besser bekannt als dissoziative Identitätsstörung (DIS) – betrifft schätzungsweise ein Prozent der allgemeinen Bevölkerung – ist also auf einem ähnlichen Niveau wie Schizophrenie.


Bild: Reimund Bertrams

Personen, die mit DIS diagnostiziert werden, wurden häufig vorher mit anderen psychischen Störungen wie Schizophrenie oder bipolarer Störung fehldiagnostiziert.

DIS macht sich bemerkbar durch die Präsenz von zwei oder mehreren bestimmten ‚Identitäten‘ oder ‚Persönlichkeitszuständen‘ – jede mit ihrer eigenen Wahrnehmung der Umgebung und von sich selbst.

Obwohl sie im Diagnostischen und Statistischen Handbuch für psychische Störungen (DSM-IV) aufgenommen wurde, bestehen Meinungsverschiedenheiten zur Diagnose.

Einige Experten behaupten, dass die dissoziative Identitätsstörung verbunden ist mit Traumata wie chronische emotionale Vernachlässigung und/oder emotionalen, physischen oder sexuellen Misshandlungen in der frühen Kindheit.

Andere vertreten die Ansicht, dass die Störung mit einem Hang zur Fantasie, Beeinflussbarkeit oder Simulation verbunden ist.

Aktuelle Studie

In der neuen Studie wurden die Daten von 65 Frauen zu traumatischen Erlebnissen, Beeinflussbarkeit, Hang zur Fantasie und Simulation von psychiatrischen Symptomen erfasst und verglichen. Unter den Teilnehmerinnen befanden sich

  • Frauen mit einer tatsächlichen DIS-Diagnose,
  • Schauspielerinnen, die eine Multiple Persönlichkeitsstörung simulieren sollten,
  • Frauen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und
  • gesunde Kontrollteilnehmerinnen.

Traumagebundene Symptome

Die Forscher fanden ein Kontinuum Trauma-gebundener Schwere der Symptome über alle Gruppen hinweg, wobei die höchsten Werte bei den DIS-Patientinnen – gefolgt von den PTBS-Patientinnen – gemessen wurden, und die niedrigsten Punktwerte bei den gesunden Kontrollen vorlagen.

Dies unterstützt die Theorie, dass es einen Zusammenhang zwischen Schwere der Trauma-gebundenen Psychopathologie und dem Alter bei Krankheitsbeginn, Schwere und Intensität der Traumatisierung gibt.

Studienautorin Dr. Simone Reinders vom Institut für Psychiatrie, Psychologie & Neurowissenschaften sagte, dass die Befunde früheren Forschungsresultaten anderer Gebiete aus Psychologie und Psychiatrie entsprächen, die zunehmend Traumata mit Störungen der psychischen Verfassung wie Psychose, Depression und jetzt dissoziative Identitätsstörung implizieren.

Die Forscher hoffen, dass diese Befunde zu den Ursachen und der Natur von MPS Klinikern und forensischen Experten helfen werden, zwischen echter und vorgetäuschter Multipler Persönlichkeitsstörung zu entscheiden.

Die Wissenschaftler wollen nun die neurobiologischen Grundlagen der dissoziativen Identitätsstörung untersuchen, und ob psychologische oder pharmakologische Therapien bei der Behandlung der Störung wirksamer sind.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: King’s College London, Acta Psychiatrica Scandinavica – DOI: 10.1111/acps.12590; Mai 2016

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