Risikofaktoren für Alzheimer
Neurologische Erkrankungen – Demenzkrankheiten
Alzheimer Risiko-Faktoren nicht ausreichend belegt
Die vorhandenen Belege sind unzulänglich, feste Schlüsse zu ziehen über die Assoziation jedes modifizierbaren Faktors mit dem Risiko für Alzheimer-Krankheit, nach einer am 9. Mai online im Archives of Neurology herausgegebenen Studie.
Martha L. Daviglus, M.D., Ph.D. von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago, und Kollegen prüften die verfügbaren Belege, um jede Assoziation von modifizierbaren Faktoren des Risikos für Alzheimer Krankheit zu identifizieren.
Die Daten wurden aus einem Report gesammelt, der aus englischsprachigen Publikationen von MEDLINE und dem Cochrane Database of Systematic Reviews von 1984 Oktober 27, 2009 zusammengesetzt war.
Die Studien schlossen Teilnehmer aus der Allgemeinbevölkerung der industriellen Länder ein, die 50 Jahre und älter waren. Die Minimalumfänge der Stichproben waren mit mindestens 300 für Kohortenstudien und 50 für randomisiert kontrollierte überprüfungen mit einem zeitlichen Mindestabstand von zwei Jahren zwischen Exposition und Ergebnisbeurteilung. Jeder Faktor wurde als niedrig, gemäßigt oder hoch auf Grundlage der allgemeinen Qualität der Beweise charakterisiert.
Gesteigertes Risiko bei Diabetes mellitus, Hyperlipidämie und Rauchen
Die Forscher stellten fest, dass ein gesteigertes Risiko der Alzheimer Krankheit mit Diabetes mellitus, Hyperlipidämie in mittlerem Alter und gegenwärtigem Tabakkonsum verbunden war.
Mediterrane Kost, Einnahme von Folsäure, niedriger oder gemäßigter Alkoholkonsum, kognitive Tätigkeiten und körperliche Tätigkeit wurden mit einem reduzierten Risiko in Beziehung gesetzt. Jedoch war die Qualität der Belege der Verbindung für all diese Faktoren niedrig.
„Bis mehr endgültige Ergebnisse verfügbar sind, sollten Personen fortfahren, einen physisch und geistig aktiven und gesunden Lebensstil fortzuführen und bekannte größere Risikofaktoren für chronische Krankheiten zu vermeiden“, schreiben die Autoren.
© PSYLEX.de – Quelle: Archives of Neurology, Juni 2011
Neurotische Persönlichkeit erhöht Alzheimerrisiko
16.10.2014 Frauen, die sich oft sorgen, schlecht mit Stress fertigwerden und/oder öfter Stimmungsschwankungen in den mittleren Jahren unterliegen, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung der Alzheimer Krankheit.
Eine neue in der wissenschaftlichen Zeitschrift Neurology herausgegebene Studie untersuchte 1968 die Persönlichkeit (s.a. Persönlichkeit und Alzheimer) von 800 Frauen aus Göteborg, Schweden, mit Hilfe eines Persönlichkeitstests, der u.a. die Ausprägung von Neurotizismus und Extraversion maß.
Neurotische Tendenzen und großer Stress
Die Frauen der Studie gaben Auskunft darüber, ob sie lange Phasen von Stress erfahren hatten und sie absolvierten Gedächtnistests. Bei der Nachtestung im Jahr 2006 (also fast 40 Jahre später) hatte etwa ein Fünftel dieser Frauen Demenz entwickelt.
„Wir stellten fest, dass die Frauen mit Alzheimer im Persönlichkeitstest 40 Jahre zuvor mit größerer Wahrscheinlichkeit neurotische Tendenzen zeigten. Wir fanden einen klaren statistischen Zusammenhang für Frauen, die zur gleichen Zeit lange Stressphasen ertragen hatten“, sagte Forscherin Lena Johansson von der Sahlgrenska akademin der Göteborgs universitet.
Viele Faktoren sind involviert
Menschen mit einer Tendenz zum Neurotizismus sind häufiger besorgt, betrübt und erfahren häufiger Stimmungsschwankungen. Sie haben oft Probleme, mit Stress richtig umzugehen.
Bild: John Hain (pixabay)
„Wir wissen, dass viele Faktoren das Risiko für die Entwicklung von Demenz beeinflussen. Durch unsere Persönlichkeit wird Verhalten, Lebensstil und wie wir auf Stress reagieren bestimmt, und auf diese Weise beeinflusst sie das Risiko für Alzheimer“, sagte Johansson.
Ob die eigene Persönlichkeit eher zu Extraversion oder Introversion neigt, erhöht nicht das Alzheimerisiko, aber schüchterne Frauen, die sich ebenfalls schnell/oft Sorgen machen, hatten das höchste Risiko in der Studie, sagte sie.
Stress ist schädlich
Frühere Studien zur Alzheimer Krankheit haben sich auf andere Faktoren wie Bildung, Familiengeschichte und Genetik konzentriert. Dies ist die erste Studie, die den Teilnehmern vom mittleren bis ins hohe Alter gefolgt ist, und es zeigt die wichtige Rolle, die unsere Persönlichkeit bei der Entwicklung von Alzheimer spielen kann.
„Einige Studien haben schon gezeigt, dass lange Stressperioden das Risiko für Alzheimer Krankheit erhöhen können, und unsere Haupthypothese ist: Es ist der Stress selbst, der so schädigend ist. Eine neurotische Person ist in Bezug auf Stress empfindlicher als andere Leute“, sagt Johansson.
© PSYLEX.de – Quelle: Neurology / Göteborgs universitet, Oktober 2014
9 kontrollierbare Alzheimer-Risikofaktoren
24.08.2015 Bis zu zwei Drittel der weltweiten Alzheimer-Fälle könnten von neun Risikofaktoren herrühren, die sich meistens aus einem schlechten Lebensstil ergeben, sagt eine neue große Metastudie.
Bild: Gerd Altmann
Die Forscher analysierten die Befunde von 323 zwischen 1968 und 2014 fertiggestellten Studien mit mehr als 5.000 Patienten und sahen sich 93 Faktoren an, die das Potential hatten, das Alzheimer-Risiko zu beeinflussen.
Durch eine komplexe statistische Analyse gelang es dem Forscherteam neun Faktoren zu bestimmen, die bei 66 Prozent der Teilnehmer das Alzheimerrisiko zu erhöhen schienen.
Doch Dr. Jin-Tai Yu von der University of California, San Francisco betonte in der Zeitschrift Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry, dass die Befunde eher einen Zusammenhang als eine Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen einem einzelnen Faktor und dem Alzheimerrisiko darstellen. D.h., es ist nicht möglich festzustellen, wieviel Schutz die Elimination eines einzelnen Faktors bieten kann.
Die neun Faktoren sind:
- Adipositas (insbesondere ein hoher Body Mass Index – ein Indiz für Fettleibigkeit – in der Lebensmitte);
- Arteria carotis Krankheit, bei der Plaque-Ablagerungen die große Halsschlagader verengen und die Blutversorgung des Gehirns verlangsamen;
- Bluthochdruck;
- Depression;
- Gebrechlichkeit;
- geringe Bildung;
- ein hohes Niveau an der natürlich vorkommenden Aminosäure Homocystein;
- Rauchen (insbesondere bei Menschen mit asiatischer Herkunft) und / oder
- Typ 2 Diabetes.
Die Bedeutung: Trifft man Maßnahmen, um diese Faktoren zu reduzieren oder zu eliminieren, könnte dies das Langzeitrisiko für die Entwicklung von Alzheimer reduzieren.
Schutzfaktoren
Das Team stellte auch einige Schutzfaktoren fest:
Danach sollen
- Kaffee,
- Vitamin C und E,
- Folat,
- nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR oder NSA – entzündungshemmende Medikamente),
- Statine (Cholesterinsenker),
- Blutdruckmedikamente und
- Östrogen-Supplementation
das Alzheimer-Risiko senken können.
Auch Patienten mit bestimmten Erkrankungen wie Arthritis, Herzkrankheiten, Stoffwechselsyndrom und/oder Krebs hatten ein geringeres Risiko (möglicherweise aufgrund der ihnen verschriebenen Medikamente).
Personen, die wenig oder mäßig Alkohol tranken, aktuelle Raucher (abgesehen von jenen mit asiatischer Herkunft), hoch gestresste Menschen und ältere Menschen mit hohem Body-Mass-Index zeigten ebenfalls ein geringeres Risiko, sagte Yu.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Uni California, Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry; August 2015
7 Risikofaktoren für 30% der Alzheimer-Demenzfälle verantwortlich
01.02.2016 Forscher der Universität Leipzig errechneten, dass etwa 1/3 der Alzheimer-Demenz-Erkrankungen auf sieben Faktoren zurückzuführen seien. Würde man sich auf diese in der Prävention fokussieren, wäre viel erreicht.
Laut den Wissenschaftlern liegen für rund 30% der heutigen Alzheimer-Demenzfälle 7 Lebensstilfaktoren zugrunde:
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- Depression,
- starkes Übergewicht (Adipositas) im mittleren Lebensalter,
- Diabetes Mellitus,
- mangelnde körperliche Bewegung,
- Rauchen und
- eine geringe Bildung.
Mit 22% ist der größte Risikofaktor eine nicht ausreichende körperliche Bewegung; auf dem 2. Platz folgt Rauchen mit 15%. Damit ist das Rauchen im Vergleich zu anderen Industrienationen in Deutschland ein vergleichsweise großer Faktor.
„Die breite Öffentlichkeit ist häufig der Auffassung, die Alzheimer-Erkrankung sei rein genetisch bedingt“, kommentiert Studienautor Tobias Luck die Befunde. „Diese Zahlen geben damit vor allem Grund zur Hoffnung.“
Denn die durch die Lebensweise beeinflussbaren Faktoren können im Gegensatz zu den genetischen verändert werden.
Wenn also diese Lebensstilfaktoren um 50% reduziert würden, so kalkulieren die Forscher, dann wären ‚130.000 der aktuellen Alzheimerfälle in Deutschland vermeidbar‘.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Leipzig; Jan. 2016
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