Folgen von Mobbing

Psychische und körperliche Folgen für die Opfer sind weitreichend.

Mobbing: Folgen für das Opfer

Zuerst zeigen sich eher diffuse Störungen, die nicht unbedingt direkt auf die Situation am Arbeitsplatz zurückgeführt werden: Verspannungen, Rückenschmerzen, Kopfweh, Schlafstörungen, Unlust, Magen-Darmprobleme, erhöhte Infektanfälligkeit.

Chronische Beschwerden

Diese Beschwerden klingen nicht ab, sondern bleiben bestehen und verschärfen sich. Sie werden chronisch und können nach einem halben Jahr zu den Posttraumatischen Belastungssymptomen gezählt werden. Außerdem führen sie zu Depressionen, Alkohol- und Drogenmissbrauch und sogar zu Selbstmordversuchen und vollzogenem Selbstmord.

Folgen ziehen sich ins Privatleben

Opfer berichteten von Auswirkungen des Mobbings auf das Privatleben: 23,7% nannten dabei Unausgeglichenheit, 21,6% soziale Isolation, 19,7% Streit in der Familie, 15,4% finanzielle Probleme, 13,9% Kraft- und Lustlosigkeit.

Folgen für das Arbeitsleben

Als Auswirkung auf das Arbeitsleben wurden genannt:

  • Demotivation von 71,9%,
  • Misstrauen von 67,9%,
  • Nervosität und Verunsicherung von 60%,
  • Rückzug von 58,9% und Ohnmachtgefühle von 57,9%.
  • 43,9% berichteten von Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit (20,1% länger als 6 Wochen),
  • 30,8% von einem freiwilligen Arbeitsplatzwechsel im Betrieb,
  • 22,5% von eigener Kündigung und
  • 14,8% von Kündigung durch den Arbeitgeber.

Mobbing in Kindheit hat schlimmere Langzeitfolgen als Kindesmisshandlung

29.04.2015 Eine in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry präsentierte Studie legt nahe, dass gemobbte Kinder im späteren Leben unter schwereren psychischen Folgen zu leiden haben als misshandelte.

Forscher der University of Warwick, England analysierten die Daten von mehr als 5.200 englischen und US-amerikanischen Personen zweier Studien (ALSPA und US Great Smoky Mountain Study).

Sie sahen sich den englischen Bericht über

  • Misshandlungen im Alter zwischen 8 Wochen und 8,6 Jahren an;
  • Mobbing im Alter von 8, 10 und 13;
  • und die psychischen Gesundheitsergebnisse im Alter von 18.

Die Daten der US-Studie lieferte Daten zu Misshandlungen und Bullying (Mobbing unter Kindern) im Alter zwischen 9 und 16 und zur psychischen Verfassung im Alter zwischen 19 bis 25 Jahren.

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Psychische Folgen

Die Resultate zur psychischen Gesundheit umfassten Ängstlichkeit (Angststörungen), Depression und suizidale Tendenzen (selbstverletzendes Verhalten), sagte Autor Dieter Wolke. Die Befunde zeigten, dass gemobbte Kinder eher unter psychischen Problemen litten als misshandelte. „Waren die Kinder gemobbt und (von Erwachsenen) misshandelt worden, erhöhte sich auch das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme, Angst und Depression.“

Die Forscher stellten fest, dass von ihren Altersgenossen gemobbte Kinder fast fünfmal wahrscheinlicher später unter einer starken Angst im Alter von 18 litten, als Kinder, die von Erwachsenen misshandelt worden waren.

Gemobbte Kinder verletzten sich auch doppelt so häufig und litten später stärker unter Depressionen als misshandelte Kinder.

Die Forscher stellten fest, dass

  • 8,5% der englischen Kinder über Misshandlung berichteten,
  • 29,7% über Mobbing und
  • 7% sowohl misshandelt als auch gemobbt worden zu sein.

In der US-Studie waren

  • 15% misshandelt,
  • 16,3% gemobbt worden und
  • 9,8% berichteten über Misshandlung und Bullying.

„Gemobbt zu werden, ist kein harmloser Übergangsritus oder ein unvermeidlicher Teil erwachsen zu werden; es hat ernste langfristige Folgen. Es ist für Schulen, Gesundheitswesen und andere Organisationen wichtig, zusammen zu arbeiten, um Mobbing und die damit verbundenen Auswirkungen zu reduzieren“, sagte Wolke.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry, University of Warwick; April 2015

Folge von Mobbing? Fast ein Drittel der jungen Erwachsenen mit Depression wurden in der Jugend gemobbt

04.06.2015 Man weiß seit längerem von einer Verbindung zwischen Mobbing in der Schule und Depression im Erwachsenenalter, doch konnten frühere Studien diesen Zusammenhang nicht klar darstellen.

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So hat ein Forscherteam um Lucy Bowes von der Universität Oxford eine der größten Studien zum Zusammenhang zwischen Mobbing im Jugendalter und Depression im frühem Erwachsenenalter durchgeführt.

Sie analysierten Daten einer Langzeitbeobachtungsstudie (Avon Longitudinal Study of Parents and Children – ALSPAC) von 3.898 Teilnehmern im Alter zwischen 13 und 18 Jahren.

Die Teilnehmer berichteten über Mobbing-Erfahrungen im Alter von 13 Jahren und später mit 18 wurden sie auf Depressionen gescreent.

Die Befunde

  • 683 Jugendliche berichteten über mehrfaches Mobbing (pro Woche) mit 13 Jahren; 14,8% waren mit 18 Jahren depressiv. Und von den 1.446 Teenagern, die 1-3mal im Verlaufe von sechs Monate im 13. Lebensjahr berichteten, waren 7,1% mit 18 Jahren depressiv.
  • Nur 5,5% der nicht gemobbten Jugendlichen waren mit 18 Jahren depressiv.
  • Etwa 10,1% der häufig gemobbten Teenager zeigten Depressivität für mehr als zwei Jahre gegenüber 4,1% aus der Gruppe der nicht-tyrannisierten Teilnehmer.

Insgesamt gab es zu 2.668 Teilnehmern Daten über Mobbing und Depression sowie zu anderen Faktoren, die depressive Störungen hätten auslösen können, wie Mobbing in der Kindheit, psychische Probleme und Verhaltensprobleme, Familienauflösungen und andere stressende Lebensereignisse.

Doch auch nachdem diese Faktoren in Betracht gezogen worden waren, lag die Wahrscheinlichkeit für eine Depression bei häufig gemobbten Jugendlichen immer noch bei 200% über der Auftretensrate bei nicht-gemobbten Teenagern. Dieser Zusammenhang galt für Mädchen und Jungen.

  • Die häufigste Mobbingform war Beschimpfen: 36% machten diese Erfahrung, während 23% Dinge weggenommen wurden.
  • Die meisten Jugendlichen sagten es nie einem Lehrer (41% – 74%) oder einem Elternteil (24% – 51%), aber bis zu 75% sagten es einem Erwachsenen wenn sie körperlich gemobbt also geschlagen wurden.

Wenn dies eine kausale Beziehung wäre, könnten knapp 30% der Depressionen im frühen Erwachsenenalter auf Mobbing in der Jugend zurückzuführen sein, schreiben die Autoren in The BMJ, und fügen hinzu, dass Mobbing wohl einen wesentlichen Beitrag zum generellen Anstieg bei der Depression leistet.

Da es aber eine Beobachtungsstudie war, können keine definitiven Schlüsse über Ursache und Wirkung gezogen werden – nur über den Zusammenhang, sagten die Forscher. Interventionen, die das Mobbing an der Schule verringern, könnten aber depressive Störungen später im Leben reduzieren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Oxford, The BMJ; Juni 2015

Binge-Eating und Rauchen als Folgen von Mobbing und sexuellem Missbrauch?

12.01.2019 Menschen, die zuvor gemobbt oder sexuell missbraucht wurden, hatten eine geringere Lebensqualität als Menschen, die mit chronischen Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Diabetes, Depressionen oder schwerer Angst leben, zeigt eine in BMC Public Health veröffentlichte Studie.

Sie zeigten auch viel wahrscheinlicher schädliche Verhaltensweisen wie Rauchen und Binge-Eating.

David Alejandro González-Chica von der Universität Adelaide und Kollegen befragten 2.873 Südaustralier und erfassten das Alter bei Beginn und die Dauer des Mobbings bzw. der sexuellen Übergriffe.

Die Studie umfasste Teilnehmer aller Altersgruppen, städtischer und ländlicher Gebiete sowie verschiedener sozioökonomischer Verhältnisse.

Misshandlungen in Kindheit / Jugend mit Auswirkungen im Erwachsenenleben

Während 60-70 Prozent dieser Formen der Misshandlungen in der Kindheit oder Jugend auftraten, konnten sie später im Leben mit negativen Folgen in Verbindung gebracht werden.

Sexueller Missbrauch und Mobbing standen im Zusammenhang mit schädlichen Verhaltensweisen wie Nikotinabhängigkeit und Binge-Eating, der Einnahme von Antidepressiva und einer geringeren Lebensqualität, sagt Gonzalez-Chica.

Binge-Eating, Antidepressiva, Nikotinabhängigkeit, schlechtere Lebensqualität

Die Betroffenen waren dreimal häufiger Binge-Eater, nahmen viermal wahrscheinlicher Antidepressiva ein und waren doppelt so häufig Raucher im Vergleich zu Personen, die nicht als Kind / Jugendlicher gemobbt oder missbraucht worden waren.

Berichtete jemand über zwei oder mehr nachteilige Folgen (Nikotinabhängigkeit, Binge-Eating, Antidepressiva-Einnahme und eine geringere Lebensqualität), lag die Wahrscheinlichkeit für früheres Mobbing und / oder sexuellen Missbrauch zwischen 60 und 85 Prozent.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: BMC Public Health (2019). DOI: 10.1186/s12889-018-6367-8

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