News und Forschungsartikel, die sich mit den Auswirkungen von psychologischen Intervention bei Krebs beschäftigen.
- Verlängert Gruppentherapie das Leben von Krebs-Patienten?
- Psychotherapie lebensverlängernd?
- Gefährliche psychologische Folgen durch falsch-positive Brustkrebsuntersuchungen
- Entspannungstechniken können Ängste bei Krebspatienten verringern
- Schlechte psychische Verfassung vor einer Krebsoperation: Höheres Risiko für Komplikationen
- Kognitive Verhaltenstherapie bei Krebspatienten
- Darmkrebs und die Psyche
- Psychische Störungen bei Krebspatienten
- Integrative Medizin lindert Schmerz und Angst bei Krebspatienten
- Reden oder Nicht-Reden
- Kriegsmetaphorik ist nicht hilfreich
- Achtsamkeit
- Chemobrain, Chemohirn
- Neuroblastom
- Weitere News-/Forschungsartikel
Verlängert Gruppentherapie das Leben von Krebs-Patienten?
Gruppentherapie hat keinen Einfluss auf Lebensdauer
Neue Forschung zerstreut vorherige Befunde, die nahelegten, dass Gruppen-Psychotherapie das Leben von Menschen mit Krebs verlängert.
Tatsächlich glaubt einer von vier Krebspatienten, die Annahme sei wissenschaftlich gestützt, dass die Teilnahme an Gruppentherapien ihr Leben verlängert.
Jedoch schlossen Forscher der Universität von Pennsylvania, medizinische Fakultät, nach einer weitreichenden Forschungsüberprüfung, dass es keine zwingenden Belege gibt, die Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen mit einem längeren Überleben von Krebspatienten in Zusammenhang bringen.
Die Forschungsstudie wurde in der Maiausgabe des Psychological Bulletins präsentiert.
„Wir wünschen uns alle, dass Psychotherapie das Leben verlängern kann, weil es so stark und fest verwurzelte Vorstellungen betrifft, dass ein Mensch in der Lage sein sollte, sein Schicksal zu kontrollieren“, sagt Autor Dr. James C. Coyne.
„Wir haben eine spezielle Verantwortung, Krebspatienten darüber aufzuklären, dass das vernünftige Ziel von Psychotherapie und Selbsthilfegruppen ist, ihre Lebensqualität zu verbessern; verlängern können sie aber das Leben nicht.“
Frühere fehlerhafte Studien wurden untersucht
Zwei Studien im Besonderen – Spiegel et al., 1989 and Fawzy et al., 1993, sind als frühe Unterstützungen für die Idee untersucht worden, dass Psychotherapie das Überleben bei Krebspatienten fördert.
Jedoch berichten die Autoren, dass die Studien zahlreiche methodische und analytische Fehler hatten, z.B., dass sie nicht dafür entworfen wurden, die Hypothese zu testen, ob Psychotherapie das Leben von Krebspatienten verlängert.
Die Forscher hatten nach der Sichtung ihrer Daten den Zweck ihrer Studie umdefiniert – eine Vorgehensweise, die in der Biomedizin im Allgemeinen nicht akzeptabel ist, und die oft zu Behauptungen führt, die in anschließenden Studien nicht bestätigt werden können.
Coyne bemerkte, wenn diese Studien Medikamente statt Gruppentherapie getestet hätten, hätte sich niemand gross um das umdefinierte Ergebnis des verlängerten Überlebens gesorgt, und führende medizinische Zeitschriften hätten die Studie wahrscheinlich trotzdem nicht akzeptiert, weil sie auch noch andere Fehler hatten.
In den Jahren nach diesen Studien sind zusätzliche Untersuchungen geführt worden, um die Wirkung von Psychotherapie auf die Überlebensrate von Krebspatienten zu testen, aber keine hat einen Nutzen für das Überleben demonstriert, der logisch auf die Psychotherapie zurückgeführt werden konnte.
Quelle: University of Pennsylvania School of Medicine – 2007
Gefährliche psychologische Folgen durch falsch-positive Brustkrebsuntersuchungen
29.05.2015 Dänische Forscher haben festgestellt, dass die psychologische Belastung durch das Untersuchungsergebnis ‚Brustkrebs‘ schwerwiegend und anhaltend ist, selbst wenn anschließende Tests die Brustkrebsdiagnose verneinen.
Der Befund zeigt die Notwendigkeit eines genaueren Screenings, damit die Häufigkeit falsch positiver Mammographien reduziert wird.
Stress und Depression
Normalerweise sollte es eine glückliche Nachricht für Frauen sein, wenn das Brustkrebs-Screening sich als falsch herausstellt. Doch, obwohl die Frauen bei den Nachtests für gesund erklärt worden sind, waren sie durch die erste Nachricht so schockiert, dass sie noch mehrere Jahre nach dem blinden Alarm Anzeichen für Stress und Depression zeigten laut einer neuen Studie der Universität Kopenhagen.
Belastung wie bei Biopsie, Operation
„Unsere neue Studie zeigt, dass die Konfrontation mit einer potentiellen Brustkrebsdiagnose einen sehr negativen Effekt hat. Bisher haben wir geglaubt, dass Frauen, die sich nur ärztlich untersuchen ließen oder zusätzlich durch eine Mammographie gingen, sich psychisch besser als Frauen fühlen würden, die biopsiert oder operiert wurden“, sagte Studienautor Bruno Heleno in der Zeitschrift Annals of Family Medicine.
Es scheint aber wohl keinen Unterschied zwischen dem Erleben einer ärztlichen Untersuchung und einer Operation zu geben. Gesagt zu bekommen, dass es Krebs sein könnte, betrifft, stresst und beunruhigt die Betroffenen, sagt Heleno.
Er fügte hinzu, dass die Studie soziale und finanzielle Faktoren ausschließen konnte, die ansonsten ebenfalls den Geisteszustand der Frauen hätten beeinflussen können.
Die Studie folgte für vier Jahre 1.300 Frauen, die alle eine Mammographie mit weiteren Nachuntersuchungen durchmachten.
Die Frauen beantworteten Fragenbögen zu ihrer psychischen Verfassung. Die Ergebnisse zeigten, dass die Frauen – selbst mehrere Jahre nachdem der Verdacht auf Brustkrebs sich als grundlos erwiesen hatte – durch den falschen Alarm zutiefst betroffen waren.
Mammographie-Screening
„Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um die Häufigkeit falsch-positiver Mammographien zu reduzieren. Wir sollten die Frauen informieren, dass es nach einem Mammographie-Screening zu psychologischen Folgen kommen kann, und dass viele Frauen falsch-positive Resultate erhalten“, sagten die Forscher.
Auf jede an Brustkrebs gestorbene Frau, kommen 200 Frauen, die ein falsch-positives Ergebnis erhalten. „Wir sollten erörtern, ob die negativen Auswirkungen der Mammographie die positiven Effekte überwiegen, und ob es an der Zeit ist, Mammographie-Screenings neu zu bewerten“, sagte Kollege John Brodersen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kopenhagen, Annals of Family Medicine; Mai 2015
Entspannungstechniken können Ängste bei Krebspatienten verringern
03.06.2015 Krebspatienten, die unter Ängsten wie Spritzenphobie, Klaustrophobie oder Emetophobie (Angst vor Übelkeit und Erbrechen) leiden, können durch Entspannungstechniken und komplementären Stressmanagement-Behandlungen profitieren laut einer Studie des Christie NHS Foundation Trust in England.
Die in Cancer Nursing Practice veröffentlichten Befunde zeigen, dass Krebspatienten eine ruhigere Verfassung sowohl vor als auch während der Prozeduren im Krankenhaus erreichten, wenn sie eine Stressmanagement-Technik aus den rapid stress management techniques (RSMT) erlernten.
Ängste, Phobien in der Krebstherapie
Die Forschungsstudie wurde mit Teilnehmern einer akuten onkologischen Komplementärtherapie am Christie NHS Foundation Trust in Manchester durchgeführt. Die teilnehmenden Personen hatten vor der Behandlung Probleme wie Nadelphobie (Angst vor Spritzen), Klaustrophobie und die Angst vor Übelkeit und Erbrechen (Emetophobie). Die Probleme waren während Strahlentherapie- und Chemotherapieverfahren aufgetaucht.
Mit 19 Patienten (überwiegend Frauen) wurden persönliche oder Telefoninterviews geführt, in denen sich bereits existierende
- Phobien,
- Erfahrungen mit Flashbacks vorheriger traumatischer Ereignisse,
- Angst vor der sich ausbreitenden Krankheit und
- Angst vor dem Tod offenbarten.
Die Forscher gingen folgende Themen mit den Teilnehmern durch: Niedergeschlagenheit, Fertigwerden mit der Verzweiflung und der Belastung, und Gedanken zur komplementären Behandlung.
Stressmanagementtechniken
Den Teilnehmern wurden meistens drei schnelle Stressbewältigungstechniken beigebracht, manchmal nach einer anderen kurzen komplementären Behandlung wie Massage, Aromatherapie oder Reflexologie.
Die am häufigsten eingesetzten Stressbewältigungstechniken waren:
- Drücken und Loslassen von Anti-Stress-Bällen während vier langsamen Atemzügen;
- Umleitung der Kampf-Flucht-Reaktion durch die Anspannung und Entspannung der Muskelgruppen zusammen mit einer langsamen Atmung;
- einen Schluck Wasser in den Mund nehmen, wobei das Wasser vor dem Schlucken 10 Sekunden auf der Zunge gehalten wurde; die Prozedur dreimal wiederholen.
Erfahrungen
Beim Lernen dieser Selbsthilfetechniken beschrieb ein Patient seine Erfahrungen und die Vorteile:
„Achtsamkeit, Selbsthypnose und Entspannung … es half mir, die Dinge auf eine andere Weise zu sehen … nicht in Panik verfallen … ich konnte endlich schlafen, denn ich war erschöpft …“
Die komplementären Therapien halfen den TeilnehmerInnen negative Gefühle wie Einsamkeit, Angst und Erschöpfung zu vermeiden, fand die Studie heraus. Die Therapie half auch den Teilnehmern, die Geisteshaltung „der Geist ist der Materie überlegen“ zu erreichen. Panikgefühle wurden reduziert und halfen sogar den Patientinnen, die Krankheit zu bekämpfen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Cancer Nursing Practice, Christie NHS Foundation Trust; Mai 2015
Schlechte psychische Verfassung vor einer Krebsoperation: Höheres Risiko für Komplikationen
14.01.2016 Blasenkrebspatienten, die vor der Operation über eine schlechtere psychische Verfassung berichten, haben in der 30 Tagen nach der OP mehr Komplikationen als Patienten mit einer besseren selbstberichteten mentalen Gesundheit laut einer in der Zeitschrift The Journal of Urology herausgegebenen neuen Studie.
Radikale Zystektomie bei Blasenkrebs
Bild: Blasentumor; Südwestdeutsches PET-Zentrum Stuttgart
Die Studie mit 274 Blasenkrebspatienten, bei denen eine radikale Zystektomie (RZ – Vollständige Blasenentfernung) durchgeführt wurde, untersuchte die nach der Operation bei zwei Drittel der Patienten auftretenden Komplikationen.
Frühere Studien haben bereits nahegelegt, dass eine schlechte psychische Verfassung das Risiko für postoperative Komplikationen erhöhen kann, aufgrund – mit starken Stress einhergehenden – beeinträchtigten Reaktionen des Immunsystems, sagte Studienautor Scott M. Gilbert vom H. Lee Moffitt Cancer Center, Tampa, Florida.
Postoperative Komplikationen
Dies kann sowohl die Wundheilung verlangsamen als auch die Fähigkeit betreffen, im postoperativen Stadium Infektionen zu bekämpfen, sagte er. Obwohl die Selbsteinschätzung des allgemeinen Wohlbefindens die physiologischen Reaktionen auf Operationen beeinflussen kann, ist bislang der von den Patienten berichtete (psychische) Gesundheitsstatus nicht besonders gut bei Blasenkrebs-Patienten untersucht worden, und der Einfluss auf postoperative Resultate – wie Komplikationen – wurde noch gar nicht erforscht.
Mit Hilfe des Medical Outcomes Study Short Form (SF-12) beurteilten die Patienten ihre eigene Gesundheit und berichteten über die Auswirkungen von Krankheit und Behandlung auf ihr allgemeines Wohlbefinden. Der SF-12 ist ein genormter, validierter Fragebogen, der die physische (PCS) und mentalen (MCS) Komponenten der Gesundheit misst.
Befunde
Die Studienbefunde zeigen eine relevante Verbindung zwischen Patienten mit Blasenkrebs, die vor der Operation über eine schlechte psychische Verfassung berichteten, und hochgradigen Komplikationen nach der OP.
Bei den 274 Patienten, deren Blase komplett entfernt wurde und die den Fragebogen ausgefüllt hatten, hatten diejenigen mit einer höheren 30-tägigen Komplikationsrate beim Test zum psychischen Wohlbefinden statistisch deutlich schlechter abgeschnitten.
Es gab keinen Zusammenhang mit den Testergebnissen der körperlichen Gesundheit.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: H. Lee Moffitt Cancer Center, The Journal of Urology; Jan. 2016
Psychotherapie lebensverlängernd?
Psychotherapieformen – Behandlungsmethoden
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie untersuchte die Beziehung zwischen Psychotherapie bei Depression und Überlebensraten von mit Krebs diagnostizierten älteren Patienten.
Laut David Spiegel, einer führenden Autorität bei Geist-Körper-Interaktionen und Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschung an der Stanford University, stellt die Studie eine wichtige und gut geführte Untersuchung der Wirkungen von Psychotherapie bei Depressionen in Hinblick auf das Überleben dar.
Komorbide Depression verkürzt Überlebenszeit
Spiegel beurteilte die in Annals of Internal Medicine herausgegebene Forschung, und betonte den Befund, dass komorbide Depression die Überlebenszeit bei Krebs verkürzt, und Eingriffe mit Medikamenten und Psychotherapie können deshalb das Überleben bei Krebspatienten verlängern.
Längere Überlebensraten zeigten sich nicht bei Patienten mit Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankung, nur bei jenen mit Krebs.
Spiegel sagte, dass dies überraschend sei, da doch die Verbindung zwischen Depression und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt sei.
Er schloss, kraftvolle Diagnose- und Behandlungsprogramme für komorbide Depression bei Krebspatienten sollten auf Grundlage dieser Studie die Überlebenszeit verlängern können.
Quelle: BioMed Central, 2008
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