Kognitionspsychologie

Kognitionspsychologie / Kognitive Psychologie

Psychologie-Lexikon – Kognitive Psychologie

Forschung und News zum Thema kognitive Psychologie, dem Bereich der Psychologie, der sich psychischen Vorgängen wie Wahrnehmung, Erkenntnis und Wissen widmet.

Auf einen Baum klettern, verbessert dramatisch unsere kognitiven Fähigkeiten

03.08.2015 Propriozeptives dynamisches Training – wie auf einen Baum klettern oder auf einem Balken balancieren – kann dramatisch die kognitiven Fähigkeiten verbessern laut einer aktuellen Studie von Psychologen der University of North Florida.

Die von Dr. Ross Alloway und Tracy Alloway durchgeführte Studie konnte als erste zeigen, dass propriozeptive dynamische Aktivitäten – wie einen Baum zu besteigen – eine dramatische Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses mit sich bringen können.

Propriozeption

Zur Erläuterung: Propriozeption oder Propriorezeption ist die Wahrnehmung der eigenen räumlichen Körperbewegung und Körperlage.

Arbeitsgedächtnis

Das Arbeitsgedächtnis – die aktive Verarbeitung von Informationen – ist Teil des menschlichen Erinnerungsvermögens und hilft, die uns umgebende Welt zu verstehen; es hilft z.B. beim Problemlösen und Wissenserwerb.

Propriozeption und Arbeitsgedächtnis sind miteinander verbunden.

Die Wissenschaftler wollten mit dieser in der Zeitschrift Perceptual and Motor Skills veröffentlichten Studie untersuchen, ob über einen kurzen Zeitraum ausgeführte propriozeptive Aktivitäten das Arbeitsgedächtnis verbessern können.

Propriozeptive dynamische Aktivitäten

Die Forscher testeten das Arbeitsgedächtnis von Erwachsenen im Alter von 18 bis 59. Anschließend übernahmen sie propriozeptive dynamische Aktivitäten, wie

  • auf einen Baum klettern,
  • über einen Balken balancieren oder kriechen,
  • gehen und gleichzeitig auf die Haltung achten,
  • barfuß laufen,
  • über, unter und um Hindernisse herumnavigieren, sowie
  • ungünstig gewichtete Objekte hochheben und tragen.

Nach zwei Stunden wurden die Teilnehmer wieder getestet, und die Forscher stellten fest, dass ihre Arbeitsgedächtniskapazität um dramatische 50 Prozent zugenommen hatte.

Yoga und ‘normales Lernen’

Die Forscher testeten auch zwei Kontrollgruppen. In der ersten lernten Schüler neue Informationen, um zu untersuchen, ob das Lernen neuer Infos das Arbeitsgedächtnis verbessere. Die zweite war eine Yogaklasse, bei der untersucht wurde, ob statische propriozeptive Aktivitäten kognitiv förderlich sind. In beiden Gruppen konnte keine Verbesserung des Arbeitsgedächtnis festgestellt werden.

Propriozeptives dynamisches Training kann eine größere Herausforderung an das Arbeitsgedächtnis darstellen als die beiden Kontrollbedingungen, weil Umgebung und Terrain sich ändern und das Individuum sein Arbeitsgedächtnis braucht, um die Informationen zu aktualisieren, und sich anpassen zu können.

Solche Aktivitäten regen sowohl den Körper als auch das Gehirn an, sagte Ross Alloway. “Wenn wir eine Pause machen, um unvorhersagbare Aktivitäten zu machen, die von uns verlangen, dass wir bewusst unsere Bewegungen anpassen, können wir unser Arbeitsgedächtnis zu größerer Leistung anspornen.”

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of North Florida, Perceptual and Motor Skills; August 2015

‘Grüne’ (Büro-)Raumluft steigert deutlich die kognitive Leistung

02.11.2015 Menschen, die in gut belüfteten Büros mit wenigen Haus- bzw. Raumschadstoffen und Kohlendioxid (CO2) arbeiten, hatten bedeutend höhere Punktezahlen in kognitiven Tests als Angestellte in ‘normaler’ Raumluft laut einer in Environmental Health Perspectives veröffentlichten Studie.

Die Forscher der Universitäten Harvard, SUNY Upstate Medical und Syracuse verglichen in einer doppelblinden Studie die Erfahrungen von Menschen in “grünen” vs. “nicht-grünen” Gebäuden.

“Wir haben die 90% ignoriert. Wir verbringen 90% unserer Zeit drinnen, und 90% der Kosten eines Gebäudes stellen die Bewohner dar, dennoch werden Raumluftqualität und ihre Wirkung auf Gesundheit und Produktivität oft vernachlässigt”, sagte Studienautor Joseph Allen.

Belüftung, Chemikalien und Kohlendioxid

Die Forscher wollten sich die Wirkung von Belüftung, Chemikalien und Kohlendioxid auf die kognitiven Funktionen der Mitarbeiter ansehen. Die Gebäude werden zwar energieeffizienter, dafür aber auch luftdichter, wodurch sie potentiell eine schlechtere Umweltqualität in den Räumen aufweisen.

In der Studie arbeiteten 24 Teilnehmer – Architekten, Entwickler, Programmierer, Ingenieure, kreative Marketingangestellte und Manager – sechs Tage in verschieden kontrollierten Büroumgebungen.

Die Forscher setzten sie verschiedenen simulierten Gebäudebedingungen aus:

  • konventionellen Bedingungen mit relativ hoher Konzentration an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), die häufig von Büromaterialen freigesetzt werden;
  • ‘grünen’ Bedingungen mit niedriger VOC-Konzentration;
  • grünen Bedingungen mit verbesserter Belüftung (‘grün+’);
  • und Bedingungen mit künstlich erhöhtem CO2-Niveau unabhängig von der Belüftung.

Am Ende jeden Tages wurden die Teilnehmer auf verschiedene kognitive Maße getestet.

Auswirkungen auf die kognitive Performance

Sie stellten fest, dass die kognitive Leistung der Teilnehmer in den grün+ Umgebungen im Durchschnitt doppelt so hoch war, wie die der Teilnehmer, die in konventionellen Umgebungen arbeiteten; die in grünen Umgebungen arbeiteten, waren um 61% höher.

Es waren neun kognitive Funktionsbereiche gemessen worden, wobei die größten Verbesserungen in folgenden Bereichen auftraten:

  • Krisenreaktionen: 97% höhere Punktzahl in grünen Umgebungen und 131% höhere in grün+;
  • Strategie: 183% und 288% höher;
  • Informationsnutzung: 172% und 299% höher.

Als sich die Forscher die Wirkung von CO2 ansahen – wird normalerweise nicht als direkter Schadstoff in Räumen betrachtet – fanden sie, dass für sieben der neun getesteten kognitiven Funktionen die durchschnittlichen Punktezahlen abnahmen, wenn sich das CO2-Niveau auf einem in vielen Bürogebäuden üblichen Niveau befand.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten Harvard Universität, SUNY Upstate Medical und Syracuse, Environmental Health Perspectives; Okt. 2015

Gesundheit und Denkfähigkeit verweisen auf dieselben Gene

27.01.2016 Laut einer neuen Studie wird unsere Gesundheit wie auch kognitiven Fähigkeiten von denselben Genen beeinflusst, sagt eine neue Studie der Universität Edinburgh.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die mit Krankheiten – einschließlich Alzheimer-Krankheit, Schizophrenie und Autismus – verbundenen Gene auch eine Auswirkung auf einige kognitive Funktionen haben.

Die Studie könne so einige der Zusammenhänge zwischen schlechteren kognitiven Funktionen und einer schlechteren Gesundheit erklären helfen, sagten sie in der Zeitschrift Molecular Psychiatry.

gene

Ein internationales Forscherteam analysierte die Daten von 112.151 Menschen der UK Biobank, deren Gesundheitsdaten bei der Erforschung der Frage helfen, warum einige Menschen bestimmte Krankheiten entwickeln und andere nicht.

Vergleich der kognitiven Testdaten mit dem Genom

Als die Forscher die mentalen Testdaten jeder Person mit ihrem Genom verglichen, stellten sie fest, dass einige Eigenschaften, die auf Krankheiten und Denkfähigkeiten verwiesen, dieselben genetischen Einflüsse teilten.

Um die Befunde zu testen, sammelten sie Daten von vorherigen genetischen Studien anderer psychischer und physischer Gesundheitsfaktoren – wie z.B. Alzheimer-Krankheit, Schizophrenie, Autismus, Depressionen.

Studienleiter Professor Ian Deary, Direktor des Zentrums für kognitives Altern und kognitive Epidemiologie sagte: “Es gab nicht nur gemeinsam geteilte genetische Einflüsse zwischen den kognitiven Fähigkeiten und einigen körperlichen und geistigen Gesundheitsstadien. Unsere Studie fand auch heraus, dass die Denkfähigkeiten gemeinsame genetische Einflüsse mit Gehirngröße, Körperform und Bildungsniveau teilen.”

Korrelationen

Es wurden hochsignifikante Zusammenhänge zwischen den kognitiven Testergebnissen in der UK Biobank Probe und vielen polygenen Profil-Scores gefunden; darunter:

  • koronare Herzkrankheit,
  • Schlaganfall,
  • Alzheimer-Krankheit,
  • Schizophrenie,
  • Autismus,
  • Depressionen,
  • Body Mass Index,
  • intrakranielles Volumen,
  • Säuglingskopfumfang und
  • kognitive Fähigkeiten in der Kindheit.

Forscherin Saskia Hagenaars sagte: Die Studie würde eine existierende Theorie unterstützen, die besagt, dass Menschen mit einer besseren allgemeinen Gesundheit wahrscheinlich auch eine höhere Intelligenz hätten.

Ihre Kollegin Dr. Sarah Harris sagte: “Die Forschung betont die Wichtigkeit biologische Wege zu untersuchen, die sowohl die kognitiven Funktionen als auch gesundheitsbezogenen Eigenschaften beeinflussen.”

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Edinburgh, Molecular Psychiatry; Jan. 2016

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