Bipolare Störung und Suizid

Bipolare Störung und Suizid, Selbstmord

Psychische Störungen – Affektive Störungen

Suizidalität und Alkohol bei Bipolarer affektiver Störung

Höheres Suizidrisiko bei Bipolar-Patienten, die Alkohol missbrauchen.
Alkohol kann besonders bei Menschen mit bipolarer Störung das Risiko für Selbstmord erhöhen.

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bipolare Patienten, die Alkohol missbrauchen oder abhängig sind, wahrscheinlicher Suizid versuchen, als bipolare Patienten, die sich des Alkohols enthalten.

Alkoholmissbrauch erhöht Suizidrisiko

Dr. Maria A. Oquendo vom Department of Psychiatry der Universität von Columbia in New York und ihre Kollegen, stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass bipolare Patienten Selbstmord versuchen, sich mehr als verdoppelt, wenn die Person Alkohol entweder missbraucht oder abhängig von ihm ist.

Bipolare Störung ist eine Stimmungsstörung, die mehr als fünf Millionen US-Amerikaner betrifft. Sie ist durch wechselnde Phasen von Depression und Manie oder Hypomanie (einer leichteren Form der Manie) charakterisiert.

Bis zu 20 Prozent der Personen mit bipolarer Störung begehen Selbstmord. Alkohol ist auch dafür bekannt, das Risiko für Suizid um mehr als 50 Prozent zu erhöhen, und laut einigen Studien begehen 25 Prozent der Alkoholmissbraucher Selbstmord.

Oquendo und ihre Kollegen verwendeten Daten der National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions (nationalen epidemiologische Studie über Alkohol und verbundene Bedingungen) (NESARC) um Personen mit bipolarer Störung zu identifizieren. Das NESARC ist eine große Studie der Allgemein-Bevölkerung, die Fragen zu vielen Bereichen einschließt, die mit Substanzmissbrauch und psychischer Verfassung verbunden sind.

Bei den Aufzeichnungen der 1.643 Personen mit bipolarer Störung waren Alkoholmissbrauch, Suizidversuche und Selbstmordgedanken erfasst worden.

Alkoholmissbrauch häufig bei Bipolaren

Oquendo stellte fest, dass 54 Prozent der Personen mit bipolarer Störung auch über Alkoholmissbrauch berichteten. Die Wahrscheinlichkeit eines Suizidversuchs war höher (relatives Risiko 2,25) bei den bipolaren Patienten, die Alkohol missbrauchten, verglichen mit jenen, die es nicht taten.

Die Autoren stellten auch fest, dass die bipolaren Patienten mit Alkoholproblemen, wahrscheinlicher Nikotin konsumierten oder andere Substanzen missbrauchten. Weder Nikotin noch anderer Drogenmissbrauch schien eine Wirkung auf das Suizidrisiko in dieser Studie zu haben.

Forderung nach Behandlung

Die Autoren bemerkten auch, dass, obwohl die Personen in der Studie mehr als ein psychisches Gesundheitsproblem hatten und riskanteres suizidales Verhalten zeigten, sie keine zusätzliche psychiatrische Behandlung erhielten.

“Angesichts der hohen Krankheitsbelastung und des gesteigerten Risikos für Morbidität und Sterblichkeit das diese Personen haben, weil bipolare Störung und Alkoholmissbrauchsstörung komorbid sind, ist es ein Muss des Gesundheitswesens, ihnen eine Behandlung zukommen zu lassen”, sagt Oquendo.

Oquendos Ergebnisse sind in der Juliausgabe des Journal of Clinical Psychiatrys herausgegeben worden.
Quelle: Journal of Clinical Psychiatrys, Juli 2010

Gehirnanomalien weisen auf erhöhtes Suizidrisiko

01.02.2017 Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Bipolarer Störung konnten Forscher Unterschiede im Gehirn mit einem erhöhten Suizidrisiko verbinden.

Etwa die Hälfte der Menschen mit Bipolarer affektiver Störung (BAS) – gekennzeichnet durch extreme Stimmungsschwankungen – versuchen sich umzubringen und etwa 20% sterben durch Suizid, schreiben die Studienautoren im Fachblatt American Journal of Psychiatry.

mädchen nachdenklich
Bild: Ryan McGuire

Für die neue Studie scannten die Wissenschaftler die Gehirne von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit BAS.

Im Vergleich zu denjenigen, die keinen Selbstmordversuch unternahmen, zeigten die Teilnehmer mit einem vorherigen Suizidversuch ein geringeres Volumen und eine reduzierte Aktivität in Gebieten des Gehirns, die Emotionen und Impulsivität regulieren, und in der weißen Substanz, die diese Gebiete miteinander verbindet.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der frontale Cortex bei der Regulation der Gehirnverschaltungen nicht so funktioniert wie er sollte, sagte Studienautorin Dr. Hilary Blumberg von der Yale Universität.

Das kann zu

  • mehr extremen emotionalen Schmerzen,
  • Problemen beim Finden von Lösungen und
  • einer größeren Wahrscheinlichkeit, suizidalen Impulsen zu folgen

führen, sagte sie.

Suizid ist eine der Haupttodesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Identifikation der Gehirnverschaltungen, die beim Suizidrisiko eine Rolle spielen, kann zu neuen Wegen bei der Suche nach den gefährdetsten Personen führen, und hoffentlich zur Prävention von Suiziden, schloss sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale Universität, American Journal of Psychiatry; Feb. 2017

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