Diabetes und Depression – Update

Depressionen erhöhen die Mortalität bei Menschen mit Diabetes Typ 2

Diabetes und Depression – Update

28.10.2023 In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat ein Forscher der New Mexico State University herausgefunden, dass Depressionen bei Erwachsenen mit diagnostizierter Diabetes zu einer erhöhten Mortalität (einem vorzeitigen Tod) führen können.

Jagdish Khubchandani, Professor für öffentliche Gesundheitswissenschaften an der NMSU, führte die Studie zusammen mit Srikanta Banerjee von der Walden University durch, um die langfristigen Auswirkungen von Depressionen bei US-amerikanischen Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zu untersuchen – ein Bereich, in dem es ihrer Meinung nach an Forschung mangelt.

Khubchandani und Banerjee analysierten Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey (Nationale Gesundheits- und Ernährungserhebung) aus den Jahren 2005-2010, einem vom National Center for Health Statistics verwalteten Studienprogramm, das den Gesundheits- und Ernährungszustand von Erwachsenen und Kindern in den USA bewertet. Die Studie umfasste 14.920 Teilnehmer.

Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Diabetes & Metabolic Syndrome: Clinical Research & Reviews veröffentlicht und zeigen, dass mehr als 10 % der US-amerikanischen Erwachsenen an Depressionen oder Diabetes leiden.

Sterberisiko um 400% erhöht

Insgesamt hatten die Teilnehmer mit Diabetes ein 1,7-mal höheres Risiko, vorzeitig zu sterben als diejenigen ohne Diabetes. Bei Teilnehmern, die sowohl an Diabetes als auch an Depressionen litten, war das Sterberisiko jedoch mehr als viermal so hoch wie bei Teilnehmern ohne Diabetes oder Depressionen.

Die Forscher schreiben in der Studie, dass viele demografische, psychosoziale und biologische Mechanismen für das gleichzeitige Auftreten von Depression und Diabetes verantwortlich sein könnten, was zu einem höheren Sterberisiko bei diesen Personen führt.

Mögliche Risikofaktoren

Zu diesen Faktoren gehören eine schlechtere Kognition und ein unzureichendes Krankheitsmanagement, genetische und lebensstilbedingte Risikofaktoren, eine höhere Wahrscheinlichkeit des Auftretens anderer Krankheiten, eine größere finanzielle Belastung und ein schlechterer Zugang zur Gesundheitsversorgung, Immun- und Gefäßfunktionsstörungen sowie Stress, der zu einer Verschlimmerung von Depression und Diabetes führt.

In vielen Industrieländern wie den USA, so die Studie, erhalten mehr als 75 % der Menschen mit Diabetes irgendeine Form der Behandlung, um ihre Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Der Studie zufolge erhalten jedoch mehr als 50 % der Diabetiker mit verhaltensbedingten Problemen keine angemessene psychologische Betreuung.

Khubchandani sagte, dass Personen mit einem höheren Risiko für das gleichzeitige Auftreten von Depressionen und Diabetes bestimmte Merkmale gemeinsam haben, darunter ein niedrigeres Einkommen und eine geringere Bildung, die Zugehörigkeit zu einer rassischen/ethnischen Minderheit, eine ungesunde Lebensweise und andere chronische Krankheiten. Diese Bevölkerungsgruppen, so fügte er hinzu, sollten von Klinikern als Hochrisikogruppen betrachtet werden, um eine vorzeitige Mortalität in diesen Gruppen zu verhindern.

Die Studie schlägt vor, dass Kliniker für die psychosozialen Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes sensibilisiert werden sollten. Sie empfiehlt, geeignete Maßnahmen zur Behandlung von psychischen Problemen in die primäre und fachärztliche Versorgung von Diabetikern zu integrieren.

© Psylex.de – Quellenangabe: Diabetes & Metabolic Syndrome: Clinical Research & Reviews (2023). DOI: 10.1016/j.dsx.2023.102892

News zu Diabetes und Depression

Erhöhtes Sterblichkeitsrisiko bei Typ 2 Diabetes und depressiver Störung

Für Patienten mit Typ 2 Diabetes ist eine depressive Störung mit einem erhöhtem Risiko der Sterblichkeit verbunden, ungeachtet vorheriger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, laut einer online am 22. Mai herausgegebenen Studie in Diabetes Care.

Mark D. Sullivan, M.D., Ph.D. von der University of Washington School of Medicine in Seattle und Kollegen untersuchten die Wirkung von Depression auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Typ 2 Diabetes.

Die Antworten auf den Patient Health Questionnaire (PHQ)-9 Test, der Depressionssymptome mißt, wurden von 2.053 Teilnehmern der Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes (ACCORD) Studie eingeholt.

Kardiovaskulärer Tod, nicht.tödliche Herzattacken oder Schlaganfälle

Die Forscher fander heraus, dass es keinen bedeutenden Zusammenhang zwischen Depression und kardiovaskularen Tod, nicht-tödlichen Herzattacken oder Schlaganfällen gab.

Es gab jedoch bei den Teilnehmern, die durch den PHQ eine Major Depression attestiert bekamen und für jene mit einem PHQ Score von größer/gleich 10 eine bedeutend gesteigerte insgesamte Sterblichkeit (über alle Sterblichkeitsursachen hinweg).

Die Wirkung der Depression auf das Sterblichkeitsrisiko war unabhängig von vorherigen kardiovaskulären Ereignissen oder der Zuordnung zu intensiver oder Standard-Glykämie Kontrolle.

Erwachsene mit Typ 2 Diabetes

“Eine depressive Störung erhöht das Risiko zu sterben insgesamt und kann das Risiko von makrovaskularen Ereignissen bei Erwachsenen mit Typ 2 Diabetes und einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen”, schreiben die Autoren.

Die Pharmaindustrie lieferte studiengebundene Medikamente und Ausrüstung.

Quelle: Diabetes Care. Juni 2012

Depression bei Diabetespatienten verbunden mit Demenz

15.08.2013 Typ 2 Diabetespatienten, die unter Depressionen leiden, zeigen auch einen deutlich stärkeren geistigen Verfall als Patienten ohne depressive Störung laut einer neuen Studie.

Risiko für Demenz

Diabetes und Depression sind unter älteren Menschen verbreitet, und bis zu 20 Prozent der Erwachsenen mit Typ 2 Diabetes hat auch eine klinische Depression nach der Studie. Außerdem scheinen beide Erkrankungen mit einem gesteigerten Risiko für Demenz verbunden zu sein.

Die Forscher um Dr. Mark Sullivan von der Universität von Washington, Seattle, USA, verfolgten fast 3.000 Typ 2 Diabetiker (diese hatten auch ein hohes Risiko für Herzerkrankungen). Denken und Gedächtnis der Patienten bzw. die “kognitiven” Fähigkeiten und das Ausmaß der Depressivität wurden am Anfang der Studie beurteilt und den Teilnehmern wurde dann 40 Monate gefolgt.

Depressive Patienten zeigten größere geistige Verluste im Verlauf der Studie. Die Wirkung der Depression auf das Risiko für den geistigen Abbau wurde nicht von Faktoren wie Herzkrankheit; Alter; Behandlungen, um den Blutdruck zu stabilisieren, Cholesterin oder Insulinlevel; oder Intensiv- versus Standardbehandlungen, um den Blutzucker zu senken, beeinflusst, schreiben die Forscher.

Folge oder Ursache?

Obwohl die Studie herausfand, dass Depressivität bei Typ 2 Diabetespatienten mit einem Risiko für Demenz verbunden ist, konnte sie keine Ursache-Wirkung-Beziehung nachweisen. Dennoch, “da Demenz eine der am schnellsten wachsenden und am meisten gefürchteten Komplikationen von Diabetes ist, dürften unsere Befunde für das Gesundheitswesen wichtig sein”, schlossen Sullivan und Kollegen.

“Die Frage ist oft, ob die depressive Störung das Ergebnis der Selbsterkenntnis des Patienten ist, dass etwas kognitiv zugrunde geht, oder ob die Depression unabhängig den kognitiven Rückgang verursacht”, sagte ein nicht beteiligter Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von Washington, August 2013

Bei depressiven Symptomen und Diabetes Typ 2 Diagnose: vermehrte Entzündungen

03.06.2014 Bei Patienten mit neu diagnostizierter Typ 2 Diabetes stehen Marker für Entzündungen mit depressiven Symptomen und damit mit mehr Komplikationen und einer erhöhten Sterblichkeit im Zusammenhang laut einer in Diabetes Care veröffentlichten Studie.

Jean-Pierre S. Laake vom King’s College London und Kollegen untersuchten die Zusammenhangsmaße zwischen depressiven Symptomen bei Erwachsenen, einem grade erst diagnostizierten Typ 2 Diabetes mellitus und den Konzentrationen an Entzündungsmarkern. Zwölf Entzündungsmarker wurden bei 1.790 Teilnehmern einer Vorsorgeuntersuchung gemessen.

Die Forscher fanden heraus, dass die depressiven Symptome verbunden waren mit den folgenden Markern:

  • C-reaktives Protein;
  • Interleukin (IL)-1ß;
  • IL-1-Rezeptor-Antagonist;
  • Monozyten-chemotaktisches Protein-1;
  • Leukozytenzahl und
  • Triglyceride.

Diese Zusammenhänge wurden nach der Einbeziehung von Kovariaten (Kontrollvariablen), einschließlich

  • soziodemographischen Faktoren,
  • Adipositas,
  • makrovaskulären Erkrankungen,
  • glykosylierten Hämoglobins und
  • verschriebenen Medikamenten

festgestellt.

“Ein erhöhtes Vorkommen von Entzündungen kann mit der Pathogenese (Entstehung und Entwicklung einer Krankheit) von depressiven Symptomen bei Typ 2 Zuckerkrankheit verbunden sein, was zu einem größeren Risiko für Komplikationen und einer erhöhten Sterblichkeit in dieser Gruppe beiträgt”, schreiben die Autoren.

© PSYLEX.de – Quelle: King’s College London, Mai 2014

Diabetes-Geschwüre und Depressionen

Langsame Heilung von Fußgeschwüren

Die Heilung von diabetesgebundenen Fußgeschwüren ist abhängig von den Einstellungen der Patienten und den Ausprägungen ihrer depressiven Störung, zeigen neue Forschungsergebnisse.

Die Studie überwachte 93 Diabetespatienten mit Fußgeschwüren für 24 Wochen. Die Größe des Geschwürs jedes Patienten war am Anfang der Studie und erneut nach sechs, 12 und 24 Wochen gemessen worden. Die Forscher beurteilten auch die Niveaus psychologischer Verzweiflung, die Coping-Strategien und das Niveau des Stresshormons Cortisol bei den Teilnehmern.

Heilung hing von Einstellung des Diabetikers ab

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Geschwür während der 24 Wochen heilen würde, wurde dadurch vorhergesagt, wie eine Person mit der Situation umging, fanden die Verfasser der Studie heraus. Das Geschwür wurde weniger wahrscheinlich bei Patienten geheilt, die eine “Konfrontationsmethode” des Copings (charakterisiert durch den Wunsch Kontrolle zu erlangen) mit dem Geschwür und seiner Behandlung bevorzugten.

Konfrontativer Ansatz

“Meine Kollegen und ich glauben, dass der konfrontative Ansatz in diesem Kontext nicht hilfreich ist, weil diese Geschwüre eine lange Zeit brauchen um zu heilen. Als Ergebnis können Personen mit einem konfrontativen Ansatz Verzweiflung und Frustration erfahren, weil ihre Versuche Kontrolle zu erlangen, nicht zu raschen Verbesserungen führen”, sagte Kavita Vedhara von der Universität von Nottingham in England in einer Universitätspressemitteilung.

Depressivität verlangsamte Heilung

Die Forscher stellten auch fest, dass Depressivität eine größere Wirkung zu haben schien. Patienten mit Depression zeigten weniger Verbesserungen bzw. Heilung ihres Geschwürs am Ende der 24 Wochen laut dem in der August-Ausgabe der Zeitschrift Diabetologia veröffentlichten Bericht.

Die Befunde haben zu einem Folgeprojekt geführt: psychologische Behandlungen zu entwickeln, die die Depressionen bei Patienten mit Diabetiker-Fußgeschwüren reduzieren und ihnen helfen, wirksamer mit der Erkrankung zurechtzukommen.

Bis zu 15 Prozent der Patienten mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes entwickeln Fuß- oder Beingeschwüre; offene Wunden, die sich bilden, wenn eine Hautverletzung nicht heilt.
Quelle: Association for Psychological Science, Juli 2010

Diabetesblues?

18.06.2014 Der Diabetesblues: Werden Menschen mit Diabetes Typ 2 zu oft mit Depression fehldiagnostiziert? Forscher wissen schon seit langem, dass es eine starke Verbindung zwischen Zuckerkrankheit und depressiven Störungen gibt.

Aber eine neue bei der 74. wissenschaftlichen Sitzung der American Diabetes Association präsentierte Studie zeigt, dass Depressionssymptome bei Patienten mit Typ 2 Diabetes bedeutend durch Interventionen (Behandlungen) reduziert werden können, die bei “Diabetes distress” (ungefähr Leiden/Kummer durch Diabetes…in Ermangelung eines passenden Ausdrucks ‘Diabetes-Blues’ künftig genannt) eingesetzt werden.

Keine psychische Erkrankung?

Dies legt nahe, dass vieles von dem was als Depression bezeichnet wird, möglicherweise keine komorbide psychische Erkrankung ist, sondern einfach eine Reaktion auf eine sehr belastende, komplexe Krankheit, mit der viele Menschen oft schwer klarkommen.

Weil Depression mit symptombasierten und nicht ursachenbasierten Skalen gemessen wird, reflektieren diese Symptome tatsächlich in vielen Fällen die Verzweiflung aufgrund der Zuckerkrankheit, und nicht die klinische Diagnose einer Depression, sagte der leitende Autor Lawrence Fisher von der University of California, San Francisco.

Fisher und sein Team entwickelten ein Meßinstrument um diabetesspezifische Verzweiflung zu erfassen, die eine Person aufgrund einer Vielzahl von Diabetes-verbundenen Problemen entwickeln kann, wie z.B. Hypoglykämie. Sie baten die Patienten auch darum, den Patient Health Questionnaire (PHQ) auszufüllen, um die depressiven Symptome zu messen. Diejenigen, die über ein hohes Ausmaß an Verzweiflung berichteten und ein hohes Niveau an depressiven Symptomen zeigten, wurden einer von drei Behandlungsformen zugewiesen, die alle dafür entwickelt wurden, um die mit Diabetes verbundene Niedergeschlagenheit/Verzweiflung zu reduzieren.

Behandlung des Diabetesblues

  • Eine Gruppe nahm an einem Online-Diabetes-Selbsthilfekurs teil.
  • Die zweite nahm an dem Online-Programm teil und erhielt zusätzlich individuelle Hilfe bei Problemen, die mit ihrem Diabetes-Blues verbunden waren.
  • Die dritte erhielt personalisierte Informationen zu den Gesundheitsrisiken und Lehrmaterial über Diabetes per Post.

Alle drei Gruppen erhielten persönliche Telefonanrufe während des Projektverlaufs.

Alle drei Interventionen verringerten bedeutend die Verzweiflung und auch die depressiven Symptome über zwölf Monate, und die Patienten behielten diese Verbesserung im Verlauf der Studie bei. Insgesamt reduzierten 84 Prozent derjenigen, die mehr als 10 Punkte auf dem PHQ erzielten, (maximal konnten 27 Punkte erreicht werden, wobei 10 Punkte einer moderaten Depression entsprach) ihr Depressionsniveau auf weniger als 10, sagte Fisher. Es gab keine Unterschiede bei den Behandlungsgruppen.

“Was hierbei besonders wichtig ist”, sagte Fisher: “Viele der von den Typ 2 Diabetikern berichteten depressiven Symptome sind wirklich mit ihrer Zuckerkrankheit verbunden und müssen nicht als psychische Erkrankung betrachtet werden. Die Symptome können also als Teil des Spektrums des Umgangs mit Diabetes angesprochen und von ihrem Diabetestherapieteam behandelt werden.”

© PSYLEX.de – Quelle: University of California, Juni 2014

Depressive Symptome und Risiko für Typ 2 Diabetes

28.04.2016 Eine in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlichte Studie der Universitäten McGill, Montréal und Calgary untersuchten die Verbindungen zwischen depressiven Symptomen und metabolischer Dysregulation (Stoffwechsel-Fehlsteuerung) und dem Risiko für die Enwicklung von Diabetes (Zuckerkrankheit) Typ 2.

Metabolische Dysregulation

Während frühere Studien auf einen Zusammenhang zwischen Depressivität und Zuckerkrankheit weisen, zeigen die neuen Ergebnisse, dass die Kombination aus depressiver Störung und metabolischen Risikofaktoren eine größere Gefahr für eine sich entwickelnde Diabetes ergibt als die Summe ihrer Teile.

Studienleiter Professor Norbert Schmitz und Kollegen untersuchten in einer viereinhalbjährigen Studie 2.525 Teilnehmer in Quebec im Alter zwischen 40 und 69 in vier Gruppen:

  • Personen mit Depression und drei oder mehr metabolischen Risikofaktoren (wie z.B. Fettleibigkeit, Bluthochdruck, ungesunde Cholesterinwerte);
  • Depressive Personen ohne metabolische Risikofaktoren;
  • Personen ohne Depression aber mit metabolischen Risikofaktoren;
  • und eine Referenzgruppe ohne diese Bedingungen.

Befunde

Die Forscher fanden: Depressive Teilnehmer allein hatten kein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Zuckerkrankheit im Vergleich zur Referenzgruppe.

Die Gruppe mit den metabolischen Symptomen ohne Depression entwickelte mit einer etwa 4-mal so hohen Wahrscheinlichkeit Diabetes.

Depressive Personen mit metabolischen Risikofaktoren entwickelten mit 6-mal so hoher Wahrscheinlichkeit Diabetes, wobei die Analyse zeigte, dass die kombinierten Effekte von Depression und metabolischen Symptomen größer waren als die Summe der individuellen Effekte.

Ein Teufelskreis?

Die Forscher glauben, dass depressive Störungen, metabolische Symptome und das Risiko einer sich entwickelnden Zuckerkrankheit auf mehrere Weisen miteinander wirken. In einigen Fällen kann ein Teufelskreis durch Depression und metabolische Risikofaktoren entstehen, wobei sie sich gegenseitig verschlimmern können.

Frühere Befunde zeigen, dass Depressive sich eher weniger an medizinische Anweisungen bei der Behandlung von metabolischen Symptomen halten – sei es Medikamenten-Einnahme, Einstellung des Rauchens, körperliche Aktivität, gesünderes Essen.

Ohne wirksames Management verschlechtern sich metabolische Symptome häufig, und das wiederum kann die Symptome einer Depression verschlimmern.

Außer mit diesen Verhaltensaspekten sind einige Depressionsformen mit Veränderungen des metabolischen Systems des Körpers verbunden, die zu Gewichtszunahme, hohem Blutdruck und Problemen mit dem Glukose-Metabolismus führen können. Auch einige Antidepressiva können Gewichtszunahme verursachen.

Integrativer Behandlungsansatz

Die Forscher betonen, dass es Unterschiede bei depressiv Erkrankten gibt; nur einige Depressive leiden auch unter metabolischen Problemen. Aber Patienten dieser Subgruppe – sowohl mit Depression als auch mit metabolischen Symptomen – sollten identifiziert und integrativ behandelt werden, um bei ihnen die Gesundheitsresultate zu verbessern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten McGill, Montréal und Calgary; Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/mp.2016.7; April 2016

Hirnaktivität gibt Aufschluss über negative Gefühle und Depressionsrisiko von Diabetikern

09.05.2018 Für Millionen von Menschen, die fettleibig sind und mit Diabetes oder Prädiabetes leben, sind Gefühle von Traurigkeit, Wut und Angst oft Teil des täglichen Lebens.

Eine neue im Fachblatt Psychosomatic Medicine veröffentlichte Studie legt nahe, dass diese negativen Gefühle auf Probleme zurückzuführen sind, die den Blutzuckerspiegel regulieren und die emotionale Reaktion im Gehirn beeinflussen.

Fokussierung auf Bedrohungen und negative Dinge

Die Studie ergab, dass sich Menschen mit Typ-2-Diabetes und Prädiabetes eher auf Bedrohungen und negative Dinge fokussieren und eine starke emotionale Reaktion darauf haben, was die Lebensqualität beeinträchtigt und das Risiko für Depressionen erhöht.

Auriel Willette von der Iowa State Universität und Kollegen analysierten Daten zu Schreckreaktion, Gehirnaktivität, Cortisolspiegel und kognitive Bewertung von Diabetikern und Nicht-Diabetikern. Die Daten für die Studie stammen aus einer US-Studie zu Gesundheit und Wohlbefinden.

Messen der Schreckreaktion

Willette sagt, dass das Messen der Schreckreaktion mit winzigen unter dem Auge platzierten Elektroden Forschern erlaube, die Aktivität des zentralen Nervensystems zu erfassen.

Die Studienteilnehmer sahen eine Reihe von negativen, positiven und neutralen Bildern, die eine emotionale Reaktion hervorrufen sollten. Die Elektroden erfassten die Häufigkeit des Zuckens beim Erschrecken, eine Kontraktion, die wir nicht kontrollieren können, sagte er.

Schreckhafter bei höherer Insulinresistenz

Menschen mit einer höheren Insulinresistenz erschreckten sich mehr bei negativen Bilder. Sie könnten also stärker auf negative Dinge im Leben reagieren, sagte Willette.

Es ist ein Beleg dafür, dass diese Stoffwechselprobleme damit zusammenhängen, wie wir Dinge wahrnehmen und mit ihnen umgehen, die uns alle belasten.

Aktivität im Gehirn

Die Wissenschaftler sagen, dass der Beleg sogar noch überzeugender ist, wenn er mit den Ergebnissen der EEG-Tests kombiniert wird, die die Aktivität im Ruhezustand des Gehirns aufzeichnen.

Studienteilnehmer mit Prädiabetes und Typ-2-Diabetes hatten mehr Aktivität auf der rechten Seite des Gehirns, was mit Depressionen und negativen Emotionen verbunden ist.

Für Personen mit der Fokussierung auf die negativen Dinge im Leben kann es schwieriger werden, abzunehmen und Gesundheitsprobleme zu beheben, schreiben die Forscher.

Menschen mit Prädiabetes und Diabetes wiesen auch niedrigere Cortisolwerte auf – ein möglicher Indikator für chronischen Stress – und niedrigere kognitive Testergebnisse, die die Ergebnisse zusätzlich unterstützen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Iowa State Universität; Psychosomatic Medicine (2018). DOI: 10.1097/PSY.0000000000000582

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