Soziale Ablehnung (Psychologie)

Ablehnung kann physischen Schmerz verursachen

Liebeskummer, Trennungsschmerz und Ablehnung

Eine neue Forschungsstudie sagt, dass das klassische Rock and Roll Lied Love Hurts Gültigkeit hat. So entdeckten Wissenschaftler, dass das Ende einer sozialen Beziehung wirklichen physischen Schmerz verursachen kann (siehe dazu auch Liebeskummer).

Die neue Studie zeigt, dass kleine genetische Unterschiede im Genom des Opioidrezeptors die Intensität der Reaktionen der Menschen auf soziale Ablehnung bestimmen können.

In der im Proceedings of the National Academy of Sciences herausgegebenen Studie befragten Forscher von der University of California in Los Angeles, Personen zu ihren Reaktionen auf soziale Ablehnung, welches eine Form von emotionalen Stress ist.

Reaktion auf soziale Ablehnung

Sie führten auch Gehirnscans bei Leuten durch, die ein Videospiel spielten, worin sie durch computererzeugte Spieler davon ausgeschlossen wurden bei einem Ballspiel mitzuspielen.

Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit einer gewissen Mutation in ihrem Opioidrezeptor stärker auf soziale Ablehnung reagieren als jene mit einem normalen Opioidrezeptor.

Der Forscher sagt, dass „die Schlussfolgerungen aus dieser Studie die Tatsache stärken, dass ein ähnlicher Polymorphismus [genetische Differenz] sich unabhängig im Rhesus macaque ergeben hat“.

Derselbe Teil des Gehirns, der für die Reaktion auf physischen Schmerz verantwortlich ist, wird in Folge sozialer Ablehnung aktiviert, so dass in unseren Gehirnen vorgesehen ist, dass Emotionen wirklich schmerzen können (also z.B. bei Liebeskummer).

Quelle: Faculty of 1000: Biology and Medicine 2009

Soziale Zurückweisung durch Nahestehende kann Alkoholkonsum fördern

05.03.2017 Das Bedürfnis nach sozialen Verbindungen ist eine grundlegende menschliche Eigenschaft. Frühere psychologische Forschungsarbeiten konnten zeigen, dass soziale Zurückweisung mit negativen Emotionen, Distress und Feindseeligkeit verbunden ist.

Fremde vs. Nahestehende

Diese akutelle Studie untersuchte den Einfluss von sozialer Zurückweisung auf den Konsum von Alkohol, und ob sich der Einfluss verändert, wenn die soziale Ablehnung von Nahestehenden – wie Freunden, Lebenspartner oder Familienmitglieder – im Gegensatz zu Fremden oder Bekannten ausging.

Die Psychologen erfassten die Daten von 77 Teilnehmern (41 Frauen, 36 Männern) über die Aufzeichnung (Smartphone) des sozialen Beziehungsverhaltens und des Alkoholkonsums über 14 aufeinanderfolgende Tage.


Bild: George Hodan

Die Analyse untersuchte die Verbindungen zwischen Zurückweisungserfahrungen und das tägliche Trinken von Alkohol.

Beziehungstyp ist Schlüsselfaktor

Die Ergebnisse zeigen, dass der Beziehungstyp der Schlüsselfaktor dafür ist, ob soziale Ablehnung zu potentiellen selbstschädigenden Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum führen kann.

Insbesondere an den Tagen, an denen man von nahestehenden Personen zurückgewiesen wurde, stieg die Wahrscheinlichkeit zu trinken deutlich an.

Im Gegensatz dazu gab es keinen Anstieg beim Alkoholkonsum, wenn die Zurückweisung durch Bekannte oder Fremde erfolgte, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Alcoholism: Clinical and Experimental Research.

Diese psychologischen Befunde setzen sich von denen aus Laborstudien zur sozialen Ablehnung ab, die Zurückweisung und Ausgrenzung durch Fremde stärker bewerteten als die durch Nahestehende, sagte Studienautorin Holly B. Laws von der Yale Universität.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale Universität, Alcoholism: Clinical and Experimental Research – DOI: 10.1111/acer.13347; März 2017

Sozial zurückgewiesen zu werden ist schmerzhaft und kann zu Gewalt führen – Achtsamkeit kann eine Lösung bieten

17.06.2018 Achtsamere Menschen sind besser in der Lage, mit dem Schmerz durch die Zurückweisung anderer fertigzuwerden laut einer im Fachblatt Social Cognitive and Affective Neuroscience veröffentlichten Studie.

Psychologen der Universitäten Virginia Commonwealth, California Los Angeles und Kentucky wollten herausfinden, ob Achtsamkeit ein Puffer gegen Distress (psychische Belastung) und den Schmerz sozialer Ablehnung sein könnte.

Alexandra Martelli vom Fachbereich Psychologie und Kollegen führten ein Experiment mit 40 Studenten durch. Deren Achtsamkeit wurde durch Selbstberichte erfasst. Während sie ein virtuelles Ballwurfspiel mit zwei weiteren Partnern spielten, wurden ihre Gehirnaktivitäten in einem fMRT-Scanner aufgezeichnet.

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Bild: Gerd Altmann

Im letzten Drittel des Spiels erhielten die Teilnehmer keine Ballwürfe mehr von den anderen Spielern, was die Bedingungen einer sozialen Zurückweisung nachahmte.

Weniger Schmerz/psychosozialer Distress bei achtsameren Menschen

Nach dem Scannen wurden die Teilnehmer dazu befragt, wie stark sie sich während des Spiels psychisch belastet fühlten. Teilnehmer mit einem höheren Grad an Achtsamkeit berichteten über weniger Distress, ausgeschlossen worden zu sein.

Der Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und verringertem psychosozialen Distress konnte auch auf den MRT-Bildern des Gehirns beobachtet werden.

Geringere Aktivierung im ventrolateralen präfrontalen Cortex

Die Psychologen fanden eine geringere Aktivierung im linken ventrolateralen präfrontalen Cortex, der bekanntermaßen bei der „Top-down“-hemmenden Regulation sowohl physischer als auch psychosozialer Schmerzformen hilft.

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Kommunikation zwischen dem ventrolateralen präfrontalen Cortex und anderen Hirnarealen während der sozialen Zurückweisung.

Sie fanden heraus, dass achtsamere Teilnehmer weniger funktionelle Verbindungen zwischen dem ventrolateralen präfrontalen Cortex und zwei Hirnregionen zeigten (die eine Rolle bei psychischem bzw. sozialen Distress spielen), der Amygdala und dem dorsalen anterioren cingulären Cortex.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass achtsame Menschen von sozialer Ablehnung nicht so stark psychisch belastet oder gestresst werden, schreiben die Forscher.

„Bottom-up“-Strategien zur Regulation von Emotionen

Die neuronalen Ergebnisse legen nahe, dass ein Grund für die adaptiven Reaktionen von Menschen auf Ablehnung darin besteht, dass sie nicht übermäßig „Top-down“ hemmende Gehirnregionen aktivieren (und somit regulieren), um sozialen Stress zu hemmen.

Stattdessen können achtsame Menschen mehr „Bottom-up“-Strategien zur Regulation von Emotionen einsetzen, die verhindern, dass Ablehnung von vornherein belastend ist. Interventionen, die sozial isolierten und abgelehnten Personen helfen, können von diesen mechanistischen und biologisch fundierten Informationen profitieren, schreiben die Psychologen.

Abhängigkeit von Top-Down-Emotionsregulation

Die Ergebnisse der Studie sind für die Sozialpsychologie wichtig, schreibt Martelli, weil sie das Verständnis der zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen von Aggression und Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen fördern.

Eine übermäßige Abhängigkeit von Top-Down-Emotionsregulations-Strategien kann zum Scheitern der Selbstregulation führen, sagt die Psychologin.

Deshalb können Bottom-up-Strategien, wie Achtsamkeit, eher dazu beitragen, schwierige Emotionen wie Wut oder Frustration zu steuern, die normalerweise zu gewalttätigen oder aggressiven Handlungen führen können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Cognitive and Affective Neuroscience, nsy037, https://doi.org/10.1093/scan/nsy037

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