Borderline-Störung: Stimmungsschwankungen
Psychische Störungen – Borderlinestörung
Emotionsdysregulation: Zu viel Antrieb und zu wenig Kontrolle?
14.01.2016 Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine Diagnose für Personen, die Probleme mit der Regulation ihrer emotionalen Stimmungsschwankungen haben.
Diese emotionale Instabilität macht die Betroffenen anfällig für emotionale Erregbarkeit, wodurch sie ein größeres Risiko für problematische Verhaltensweisen – wie selbstverletzende Handlungen und impulsive Aggression – zeigen.
Eine neue Studie konzentrierte sich auf die Gehirnanomalien, die dieser emotionalen Erregbarkeit zugrundeliegen könnten, und analysierte dazu die Daten von 19 Studien mit insgesamt 281 Patienten mit BPS und 293 gesunden Kontrollen. Strukturelle Daten des Gehirns waren von 263 Patienten mit BPS und 278 gesunden Kontrollteilnehmern aus 10 Studien verfügbar.
Anomalien bei Aktivitätsniveaus und grauer Substanz
Ihre Analysen ergaben, dass während der Verarbeitung von negativen Emotionen, die BPS-Patienten eine erhöhte Aktivität der linken Amygdala und eine gedämpfte des dorsolateralen präfrontalen Cortex zeigten – im Vergleich zu den Kontrollen. Auch wurden Anomalien im Volumen der grauen Substanz in diesen Gehirnregionen festgestellt.
Bild: Amygdala
Die Amygdala verarbeitet die emotionale Erregung und ist bei Borderline-Patienten hyperaktiv, sagte Studienautor Dr. Lars Schulze von der FU Berlin. Der dorsolaterale präfrontale Cortex spielt eine Schlüsselrolle bei der Emotionsregulation und ist weniger aktiv während der Verarbeitung von negativen emotionalen Reizen bei BPS.
Emotionales Gasgeben und Bremsen
Dr. John Krystal von der Zeitschrift Biological Psychiatry erklärt, man könne sich das wie bei einem Auto vorstellen: Das Gaspedal für die Emotion wäre die Amygdala und die emotionale Bremse wäre der dorsolaterale präfrontale Cortex. Die gegenwärtigen Befunde scheinen nahezulegen, dass bei der Borderline Störung das Gehirn effektiv auf das Gaspedal treten kann, aber nicht so wirksam auf die emotionale Bremse, wodurch es auch zu den Stimmungsschwankungen kommt.
Zusammen unterstützen diese Befunde das BPS-Konzept der Störung der Emotionsdysregulation.
Behandlungsformen, die den ‚Motor des Gehirns‘ feintunen, könnten dabei helfen, einige der belastenden klinischen Symptome zu lindern, die Borderline-Patienten erfahren.
Schulze hofft, dass diese Befunde zukünftigen Neuroimaging-Studien Auftrieb bei der Beurteilung verschiedener BPS-Behandlungsoptionen – wie Psychotherapie oder Pharmakotherapie – geben können.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: FU Berlin, Universität Heidelberg, Biological Psychiatry; Jan. 2016
Erfahrungen, Kommentare, Fragen
Meine Erfahrungen mit meinem Stimmungsschwankungen
18.03.2017 Kommentar von Anonym21:
Diagnosen sind Borderline-Syndrom, schwere Depression, ADHS und dissoziative Identitätsstörung, leider auch erst nach und nach diagnostiziert. Neu sind extreme Stimmungsabstürze, als ob sich eine Falltür öffnet, bin ich sofort suizidal. Diese Erfahrung erschreckt mich zutiefst, finde aber auch rasch Hilfe beim Psychiater und beim Therapeuten und habe Notfallmedikamente.
Allmählich verstehe und akzeptiere ich diese komplizierte Verstrickung der Diagnosen als Folge einer fortgesetzten Traumatisierung über die gesamte Kindheit. Auf diesem „löchrigen Fundament“ konnte kein Sicherheitsgefühl entstehen und in der eigenen Nachbeelterung liegt der Trost, selbst etwas für sich zu tun. Das schützt hoffentlich vor diesen entsetzlichen Tiefs der Stimmungsabstürze, die in der schweren Depression ohnehin unerträglich sind. Was aber fehlt, um das zu bewältigen, ist ein Notfallhandeln, das ich noch nicht gefunden habe.
Die Ursachen der Stimmungsabstürze, der unaufhaltsame Fall ins bodenlose, sind vielfältig: in der Depression geschieht er langsamer, beim ADHS impulsiver und in der Identitätsstörung vielleicht so plötzlich, daß ich panisch bin. Das Letztere macht mich sehr unsicher, weil ich noch nicht gegensteuern kann. Deutlich wurden mir inzwischen die Unterschiede. Das hilft mir, mich zu verstehen und zu handeln.
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