Depression: Faktor Schlafstörung, Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit und erhöhtes Depressionsrisiko

Zwei kürzliche Studien fanden eine Verbindung zwischen Schlaflosigkeit und Depression in sehr verschiedenen Bevölkerungsteilen – junge Erwachsene und ältere Menschen.

Beide Studien bestätigen die beharrliche Natur der Schlaflosigkeit und das gesteigerte Risiko anschließender Depression unter Personen mit Schlafstörungen.

Für die älteren ein zusätzlicher Risikofaktor für eine depressive Episode, kann die Schlaflosigkeit die Krankheit auch aufrechterhalten. Dies trifft besonders für jene zu, die nur eine Standardversorgung für Depressionen in Vorsorgeuntersuchungseinrichtungen in den USA erhalten, laut einer in der April Ausgabe der Zeitschrift SLEEP herausgegebenen Studie.

Ebenso entdeckte eine Studie mit fast 600 jungen Erwachsenen über 20 Jahre, vier Unterarten von beharrlicher Schlaflosigkeit:

Vier Subtypen der Schlaflosigkeit

  • mit bedeutender Verzweiflung verbundene einmonatige Schlaflosigkeit,
  • zwei bis drei Wochen Schlaflosigkeit,
  • wiederkehrende kurze Schlaflosigkeit und
  • gelegentliche kurze Schlaflosigkeit.

Laut den Ergebnissen nahm die jährliche Prävalenz der einmonatigen Schlafstörung allmählich über die Zeit mit einer kumulativen Prävalenz-Rate von 20 Prozent und einem mehr als zweifachem Risiko für Frauen zu.

Bei 40 Prozent der Teilnehmern entwickelte sich die Schlaflosigkeit mit der Zeit zu chronischereen Formen.
Schlaflosigkeit entweder mit oder ohne komorbide Depression war über die Zeit hoch stabil.

Siebzehn bis 50 Prozent der Teilnehmer mit zwei Wochen oder länger andauernder Schlafstörung, zeigten eine größere depressive Episode bei einer späteren Befragung.

Depression ist oft die Folge

„Wir nahmen an, dass Schlaflosigkeit häufig nur ein Depressionssymptom war. Jedoch zeigt immer mehr Forschungsmaterial, dass Schlaflosigkeit nicht nur ein Depressionssymptom ist, sondern dass es tatsächlich Depression vorhersagen kann. Mit anderen Worten haben Personen, die eine Schlaflosigkeit, aber keine Depression haben, ein gesteigertes Risiko später eine Depression zu entwickeln.

Diese Studie vergrößert unser Wissen durch eine viel längere Nachuntersuchungsperiode als die meisten vorherigen Studien haben“, sagte Daniel J. Buysse, MD., University of Pittsburgh, Hauptautor der Studie.

„Wir waren auch in der Lage, Schlaflosigkeit allein, Depression allein und beides gemeinsam anzusehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Insomnie eher von Depression gefolgt wirde als andersherum. Außerdem stellten wir fest, dass Schlaflosigkeit dazu tendiert chronisch und mit der Zeit beharrlicher zu werden, während Depression ein intermittierenderes Problem war“.

Schlafstörung

Insomnie ist eine Schlafstörung, bei der eine Person Schwierigkeiten hat, einzuschlafen, durchzuschlafen oder zu früh aufzuwachen. Es ist die am häufigsten berichtete Schlafstörung. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen hat Schlaflosigkeitssymptome. Sie ist unter älteren und Frauen verbreiteter.

Während die meisten Personen pro Nacht sieben bis acht Stunden Schlaf benötigen um den nächsten Tag optimal arbeiten zu können, schaffen es ältere Erwachsene nur schwer diese zu erlangen. Ältere Erwachsene müssen mehr über ihren Schlaf wissen und eine gute Schlafhygiene erlangen. Sie sollten diese Tipps anwenden:

Tipps gegen Schlaflosigkeit

  • Führen Sie einen routinemäßigen Schlafplan ein.
  • Vermeiden Sie es, das Bett für Aktivitäten außer Schlaf oder Intimität zu benutzen.
  • Vermeidung von Substanzen, die Ihren Schlaf stören, wie Alkohol oder Koffein.
  • Nicht am Tag dösen. Wenn Sie dösen müssen, begrenzen Sie die Zeit auf weniger als eins Stunde und nicht später als drei Uhr nachmittags.
  • Benutzen Sie Rituale, die Ihnen helfen, jede Nacht vor dem Zubettgehen zu entspannen. Dies können Dinge sein, wie: ein warmes Bad nehmen, ein leichter Imbiss oder einige Minuten lesen.
  • Bringen Sie Ihre Sorgen nicht mit ins Bett. Schlafenszeit ist eine Zeit um zu entspannen, nicht sich dem Stress des Tages zu widmen.
  • Wenn Sie nicht einschlafen können, verlassen Sie Ihr Schlafzimmer und beschäftigen sich mit einer ruhigen Aktivität. Kehren Sie nur ins Bett zurück, wenn Sie müde sind.
  • Halten Sie Ihr Schlafzimmer dunkel, ruhig und etwas kühl.

Obwohl Schlafmuster sich mit dem Alter ändern, sind gestörter Schlaf und jeden Tag gerädert aufwachen nicht Teil des normalen Alterns ! Jenen, die Schwierigkeiten haben zu schlafen, wird dazu geraten einen Schlafspezialisten aufzusuchen.

Quelle: American Academy of Sleep Medicine – 2008

Therapie von Schlaflosigkeit verstärkt Depressionsbehandlung

Therapie von Schlaflosigkeit verstärkt Depressionsbehandlung

25.11.2013 Die Behandlung von hartnäckiger Insomnie (Schlaflosigkeit) und Depression zur gleichen Zeit verdoppelt die Wahrscheinlichkeit, dass die Stimmungsstörung verschwindet, zeigt eine neue Studie.

Insomnie und depressive Störungen

Ärzte wissen um die Verbindung zwischen Schlafstörungen und depressiven Störungen, aber viele denken, dass Depression zur Insomnie führt. Nun vermuten Experten, dass Schlafprobleme manchmal der Depression vorangehen können.

Wenn andere laufende Studien diese Ergebnisse bestätigen, könnte dies zu größeren Veränderungen bei der Depressionsbehandlung führen, sagen sie.

Behandlung der Schlafstörungen

Behandelt wurden die Schlafstörungen der 66 Studienteilnehmer zum größten Teil mit Psychotherapie, statt mit Schlaftabletten, schreiben die Wissenschaftler.

Das Forscherteam der Ryerson University in Toronto stellte fest, dass sich bei den Teilnehmern, deren Schlaflosigkeit kuriert wurde, die Depressionen deutlich besserten. Die Schlafstörungstherapie bestand aus vier Psychotherapie-Sitzungen im Verlauf von acht Wochen.

Während der Sitzungen wurden den Patienten bestimmte Instruktionen gegeben, wie z.B.:

  • setzen Sie sich eine feste Aufwachzeit und ändern Sie sie auch nicht;
  • verlassen Sie das Bett, wenn Sie wach sind, und essen, lesen oder gucken Sie nicht TV (im Bett);
  • unterlassen Sie es, am Tage ein Nickerchen zu machen.

Fast 90 Prozent der Patienten, die auf die Insomnietherapie ansprachen, fühlten sich auch weniger depressiv (sie nahmen gegen ihre Depression für zwei Monate Antidepressiva oder ein inaktives Placebo). Dies sind etwa doppelt so viele, wie bei denen, die ihre Schlaflosigkeit nicht loswurden, schreiben die Wissenschaftler.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ryerson University, Nov. 2013

Schlafstörungen: Risikofaktor für Depression

Eine neue Forschungsstudie berichtet über eine Verbindung zwischen Schlafstörungen und dysfunktionaler emotionaler Regulation.

Die Forscher entdeckten neurobiologische Belege für eine Funktionsstörung in der neuralen Aktivität; ein Befund, der Auswirkungen auf die Verbindung zwischen Schlaflosigkeit und Depression haben kann.

Teilnehmer mit primärer Schlafstörung

Die Forscher folgten 14 Personen mit chronischer primärer Schlaflosigkeit und ohne andere psychische Störungen; und 30 Teilnehmern mit gutem Schlaf, die als Kontrollgruppe dienten.

Die Teilnehmer wurden mit funktioneller Kernspintomographie während einer Aufgabe zur Emotionsregulation gescannt, in welcher ihnen negative oder neutrale Bilder gezeigt wurden.

Emotionale Kontrolle durch kognitive Neubewertung

Sie wurden darum gebeten, die Abbildungen passiv zu betrachten oder ihre emotionalen Reaktionen mit Hilfe kognitiver Neubewertung zu vermindern, eine willentliche Strategie zur Kontrolle der Emotionen, bei der die auf dem Bild beschriebene Bedeutung so interpretiert wird, dass man sich weniger schlecht fühlt.

Schlafstörungen: Risikofaktor

Die Forscher entdeckten, dass die Gruppe mit der primären Schlaflosigkeit bedeutend höhere Aktivität in der Amygdala-Gehirnregion während der Neubewertung hatte, als während des passiven Ansehens.

Aktivität in der Amygdala

Die Amygdala befindet sich tief innerhalb des Schläfenlappens des Gehirns und spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Verarbeitung und Regulation.

In der Analyse zwischen den Gruppen war die Amygdala Aktivität während der Neubewertungsstudie signifikant höher in der Gruppe mit den guten Schläfern als in der Schlafstörungsgruppe. Die zwei Gruppen unterschieden sich nicht bedeutend, während sie passiv negative Bilder betrachteten.

„Frühere Studien haben gezeigt, dass erfolgreiche Emotionsregulation, die die Strategie der Neubewertung verwendete, die Amygdala Reaktion bei gesunden Personen vermindert“, sagte Franzen. „Doch wir waren überrascht, dass die Aktivität während der Neubewertung noch höher war (gegenüber dem passiven Ansehen) beim Ansehen von Bildern mit negativem emotionalen Inhalt in dieser Studie mit Personen, die unter primärer Schlafstörung leiden.“

Quelle: The American Academy of Sleep Medicine, Mai 2013

Chronische und sich verschlimmernde Schlaflosigkeit könnte anhaltende Depressionen bei älteren Menschen verfestigen

01.05.2020 Laut einer in Sleep veröffentlichten Studie haben ältere Menschen mit Depressionen ein viel größeres Risiko, dass die Depression bestehen bleibt, wenn sie chronische oder sich verschlimmernde Schlafprobleme (Schlaflosigkeit / Schlafstörungen) haben.

Die Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health analysierten Daten von fast 600 Personen im Alter von 60 Jahren und älter. Alle Patienten erfüllten zu Beginn der Studie die klinischen Kriterien für eine schwere oder leichte Depression.

Chronische Depressivität, Schlafstörungen und Suizidgedanken

Die Forscher fanden heraus, dass bei denjenigen, bei denen sich die Schlaflosigkeitssymptome im Laufe des folgenden Jahres verschlimmerten, die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose einer schweren Depression am Ende dieses Jahres fast dreißigmal so hoch war wie bei Patienten, deren Schlaf sich in diesem Jahr verbessert hatte.

Bei Patienten mit sich verschlechternder Insomnie (Schlaflosigkeit) war es auch viel wahrscheinlicher, dass die Diagnose einer leichten Depression gestellt wurde. Darüber hinaus berichteten die Teilnehmer am Ende des Jahres mit höherer Wahrscheinlichkeit über Suizidgedanken.

Im Vergleich zu Patienten, deren Schlaf sich verbessert hatte, litten Personen mit Symptomen von Schlaflosigkeit, die anhielten, sich aber nicht verschlechterten, auch eher unter anhaltenden schweren oder leichten Depressionen, aber ihr Risiko war nicht so hoch wie bei Patienten mit sich verschlechterndem Schlaf.

Stark erhöhtes Risiko für eine chronische Depression

Die Analyse ergab, dass im Vergleich zu den Patienten, bei denen sich der Schlaf verbessert hatte, bei den Patienten mit sich verschlimmernden Schlafstörungen die Wahrscheinlichkeit, am Ende des Jahres die Diagnose einer schweren Depression zu erhalten, 28,6-mal höher war im Vergleich zu den Patienten, bei denen keine Depression mehr diagnostiziert wurde.

Die Patienten, deren Schlaf sich verschlechtert hatte, hatten ebenfalls eine 11,9-fach höhere Wahrscheinlichkeit, am Ende des Jahres die Diagnose einer leichten Depression zu erhalten, und gaben mit 10 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit an, am Ende des Jahres Suizidgedanken zu haben.

Dir Wissenschaftler können nicht sagen, dass die Schlafstörungen, die sie sahen, notwendigerweise die Depressionen verursachten. Aber die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ältere Menschen, die wegen Depressionen behandelt werden und deren Schlafprobleme chronisch sind oder sich verschlimmern, weiterer klinischer Beobachtung bedürfen, schließen die Forscher um Joseph J Gallo.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Sleep (2020). DOI: 10.1093/sleep/zsaa063

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