(Zu wenig) Licht und psychische Erkrankungen

Studie findet Zusammenhang zwischen Lichtverhältnissen und psychischer Gesundheit: Auch der Klimawandel könnte Auswirkungen haben

(Zu wenig) Licht und psychische Erkrankungen

20.12.2023 In Finnland ist im Oktober und November ein deutlicher Anstieg der Krankheitstage zu verzeichnen, die auf Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen zurückzuführen sind, während die Zahl der Fehlzeiten zwischen Juni und September niedriger ist als erwartet. Im Spätherbst ist die Zahl der Krankentage fast doppelt so hoch wie im Sommer und etwa ein Viertel höher als im Frühherbst. Andererseits treten manische Episoden im Zusammenhang mit der bipolaren Störung im Frühjahr und Sommer, wenn es mehr Tageslicht gibt, häufiger auf als erwartet, und in der dunklen Jahreszeit weniger häufig als erwartet.

Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die in der Zeitschrift Epidemiology and Psychiatric Sciences veröffentlicht wurde. Sie wurde im Rahmen des Forschungsprogramms Klimawandel und Gesundheit an der Universität von Ostfinnland durchgeführt. Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen veränderten Lichtverhältnissen und psychischer Gesundheit bzw. dem Auftreten von psychischen Erkrankungen zu untersuchen. Es wird erwartet, dass aufgrund des Klimawandels die Winter in Finnland dunkler werden, während die Sommer heller werden.

Im Rahmen der Studie wurde das Krankenstandsregister von Kela verwendet, um den saisonalen Verlauf von insgesamt 636.543 krankheitsbedingten Fehlzeiten über einen Zeitraum von 12 Jahren zu analysieren. Untersucht wurde, ob die erwartete Zahl der Abwesenheiten über oder unter der erwarteten Zahl der Krankschreibungen lag.

Kaamos-Depression

„Frühere Studien haben ergeben, dass manche Menschen in der dunklen Jahreszeit an einer so genannten Winterdepression (saisonale affektive Störung) leiden. Zusätzlich zu den typischen Symptomen einer Depression treten bei der „Kaamos-Depression“ ein gesteigerter Appetit und eine Gewichtszunahme sowie eine übermäßige Schläfrigkeit auf, d. h. man schläft länger und fühlt sich tagsüber müde. Die Symptome der Winterdepression können oft durch eine Therapie mit hellem Licht gelindert werden“, sagt Timo Partonen, Forschungsprofessor am Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt.

Saisonale Schwankungen können die Arbeitsbelastung am Arbeitsplatz und bei den Gesundheitsdiensten erhöhen, vor allem im Herbst, wenn die häufigsten Arten von Krankschreibungen – Abwesenheiten aufgrund von Depressionen, Angststörungen und Schlafstörungen – häufiger auftreten.

„Es lohnt sich auch zu überlegen, ob es neben der dunklen Jahreszeit noch andere Erklärungen für das Phänomen gibt. Gibt es zum Beispiel im Herbst besonders viel psychosozialen Stress am Arbeitsplatz, der dann zu einer steigenden Zahl von Krankschreibungen führt“, sagt Psychologieprofessorin Marianna Virtanen von der Universität Ostfinnland.

Wenn der Klimawandel dazu führt, dass die Sommer in Finnland heller und die Winter dunkler werden, könnten der Studie zufolge Depressionen, Angststörungen und Schlafstörungen im Winter aufgrund dieser Veränderungen zunehmen. Mit Ausnahme der Schlafstörungen könnten diese jedoch auch im Sommer weniger häufig auftreten. Im Falle der bipolaren Störung könnten dunklere Winter die Symptome der Manie lindern, während hellere Sommer sie verschlimmern könnten.

© Psylex.de – Quellenangabe: Epidemiology and Psychiatric Sciences (2023). DOI: 10.1017/S2045796023000768

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