Bipolare Störung (Infos, News, Forschung)

Auf dieser Seite finden Sie Informationen, Definition, Symptome, Phasen, Begleiterkrankungen und aktuelle Forschungsergebnisse zur Bipolaren affektiven Störung (BAS), die auch unter dem Namen Manische Depression bekannt ist. Nach dem veralteten psychoanalytischen Paradima ist sie eine Psychose, weitere Informationen hierzu finden Sie unter Psychose. Bipolare Störungen werden eben dort auch manische Depressionen genannt. Code nach ICD-10 ist F31.

Was ist eine bipolare affektive Störung – Definition

Die Bipolare Störung oder Bipolare affektive Störung (manisch-depressive Störung oder Manische Depression) ist ein Wechsel zwischen Episoden von Manie und Depression, wobei die Intervalle dazwischen von wechselnder Dauer sind und mit der Zeit kürzer werden.

Weitere Themen / Schwerpunkte

Symptome

Bipolare Störung verursacht größere Stimmungsschwankungen, die sich von Depression bis zu manischer (gehobener) Stimmung erstrecken.

Das Journal of the American Medical Association sagt, dass die folgenden Symptome eine BAS anzeigen können:

Symptome der manischen Phase:

Generell kann es zu einer affektiven Dysregulation kommen.

  • Ungewöhnlich erhöhte Stimmung.
  • Verärgerung oder Reizbarkeit.
  • Schnell sprechend und denkend.
  • Rasches Springen von Thema zu Thema.
  • Verhalten mit hohem Risiko und das Treffen von schlechten Entscheidungen.
  • Nicht das Bedürfnis nach Schlaf verspüren.

Symptome der depressiven Phase:

  • Sich sehr traurig und niedergeschlagen fühlen, ohne Interesse an Dingen, die einmal genossen wurden.
  • Sich ängstlich, schuldig, hoffnungslos fühlen.
  • Abrupte Änderungen im Gewicht.
  • Das Missbrauchen von Drogen.
  • Gedanken über Selbstmord haben.

© PSYLEX.de – Quelle: Journal of the American Medical Association, Jan. 2011

Bipolare Phasen: Frühe Anzeichen, Frühwarnzeichen

10.01.2014 Stimmungsveränderungen und Schlafprobleme treten oftmals unmittelbar vor dem Beginn von Bipolarer Störung (BAS) Typ I und II auf laut einer in Journal of Affective Disorders veröffentlichten Studie.

Die frühsten Anzeichen

Die frühsten Warnzeichen sind dabei oft

  • Reizbarkeit,
  • Ungeduld,
  • soziale Isolierung,
  • Gewichtszunahme,
  • Müdigkeit und
  • Misstrauen.

Diese Symptome, „dürften Indikatoren für eine frühe Feststellung einer bipolaren Störung sein“, sagte Dr. Eike Zeschel von der Ruhr Universität, Bochum.

Zum Beispiel berichten Patienten beider bipolarer Störungen häufig über Stimmungsänderungen und einen gestörten Alltagsrhythmus in den Monaten vor ihrer ersten depressiven oder manischen Episode, sagten die Forscher. Psychose-ähnliche Symptome treten deutlich öfter vor einer depressiven Episode als vor einer manischen Episode auf.

Für die Studie führten Zeschel und Kollegen strukturierte Interviews mit 42 bipolaren Patienten durch, die an drei Universitätskliniken in Deutschland behandelt wurden. Sie beurteilten 39 Symptome und Zeichen, die auftraten oder schlimmer wurden, bevor die erste manische oder depressive Episode auftrat.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war 35 Jahre, und etwa 60 Prozent von ihnen waren Frauen. 27 Patienten zeigten BAS Typ I, und 15 BAS Typ II.

Bipolare Phasen: Frühe Zeichen

Präsymptomatik

Alle außer einem Patienten nahmen zur Zeit des Interviews psychotrope Medikamente ein. Insgesamt berichteten alle Patienten mit Typ I BAS und alle außer einem mit Typ II über mindestens ein Vor-Symptom unmittelbar vor ihrer ersten Episode.

Die prädepressiven Symptome dauerten bedeutend länger (4,1 Monate) an als die prämanischen Symptome (1,3 Monate). Jedoch ähnelten sich Häufigkeit und Schweregrad der Symptome zwischen den beiden Formen der bipolaren Störung.

Zeichen vor erster depressiver Episode

Die häufigsten Symptome, die zur ersten depressiven Episode führten, waren:

  • depressive Stimmung,
  • geringere Energie,
  • physische Erschöpfung,
  • Müdigkeit und
  • soziale Isolierung.

Anzeichen vor erster manischer Episode

In Kontrast dazu, waren die am häufigsten berichteten Symptome unmittelbar vor der ersten manischen Episode:

  • Gefühl extremer Energie,
  • physische Erregung,
  • Geschwätzigkeit,
  • rasende Gedanken und
  • geringes Schlafbedürfnis.

Im Allgemeinen zeigten frühe Symptome „einen progressiven, sich beschleunigenden Kurs hin zu einer ausgewachsenen affektiven Episode“. Die Symptome „wurden beherrschender und spezifischer hin zur jeweiligen affektiven Phase, je mehr sich die Patienten ihrer affektiven Episode näherten“, fügten die Forscher hinzu.

Jedoch traten allgemeine Symptome wie unbeständige Stimmung und unterbrochene Schlafmuster auch häufig bei beiden Patienten-Gruppen auf.

Die Symptome, die in beiden Gruppen als erstes auftauchten, waren: Reizbarkeit, Ungeduld, soziale Isolierung, Gewichtszunahme, Müdigkeit und Misstrauen.

Diese Befunde betonen „die Notwendigkeit, sich nach dem ganzen psychopathologischen Symptom-‚Paket‘ der Patienten zu erkundigen, und nicht nur nach spezifischen affektiven Symptomen, wenn man den Verdacht auf eine bipolare Störung hat“, sagten die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Ruhr Universität, Dez. 2013

s.a.: Frühe Anzeichen einer bipolaren Störung. Studie identifiziert frühe Anzeichen für eine bipolare Störung anhand elektronischer Gesundheitsdaten der Primärversorgung

Weitere Symptome aus der Forschung

Verlauf

Die BAS wird in „Bipolar I“ und „Bipolar II“ unterteilt.

Bipolar I: Auf eine manische Episode von typischerweise 7 – 14 Tagen (können aber auch länger anhalten) folgt mindestens eine depressive Episode von mindestens 14 Tagen (1 bis 2 % der Bevölkerung).

Bipolar II: Gekennzeichnet durch depressive Episoden, wobei mindestens eine Hypomanie (abgeschwächte Form der Manie) von mindestens vier Tagen auftritt – ca. 4% der Bevölkerung.

Rapid-Cycling-Verläufe: Innerhalb von zwölf Monaten treten mindestens vier oder mehr manische, hypomanische oder depressive Phasen auf, wobei es auch zu gemischten Episoden kommen kann. Bei Ultra Rapid Cycling-Verlauf sind Manien, die nur Stunden bis Tage andauern, möglich.

„Switching“ (Polaritätswechsel), Ausdruck für den übergangslosen Wechsel zwischen Manie / Hypomanie und Depression. Zyklothymia ist ist einer abgeschwächten bipolaren affektiven Störung ähnlich: mindestens zwei Jahre leichte manische und depressive Schwankungen.

Unbehandelt kann diese Krankheit chronisch verlaufen, die Intervalle können sich verkürzen und die Problematik kann sich aufgrund von Folgeproblemen

  • Abbruch von Beziehungen,
  • Verlust des Arbeitsplatzes,
  • Geldprobleme,
  • Drogenabhängigkeit verschärfen.

Mit zunehmendem Alter werden die Depressionsphasen häufiger und länger, so dass das Suizidrisiko steigt.

Durch eine Therapie können Anzeichen für eine kommende Phase der Manie oder Depression frühzeitig erkannt werden und durch ein entsprechendes Verhalten (vor allem das Vermeiden von Stress, ausreichend Schlaf, Aufnahme von hilfreichen Kontakten) abgemildert oder sogar verhindert werden.

Als Ursachen für die BAS werden mehrere Faktoren angenommen: genetische Disposition und biologische Faktoren im Zusammenhang mit Umweltfaktoren.

Begleiterkrankungen / Komorbidität

Alkoholabusus, Medikamentenmissbrauch und sonstiger Drogenmissbrauch sind die häufigsten Komorbiditäten. Oft treten auch Panikstörungen und Persönlichkeitsstörungen zusätzlich auf.

Menschen mit bipolaren affektiven Störungen haben wie alle anderen unter Depressionen Leidenden eine erhöhte Neigung, Selbstmord zu begehen. Etwa 20 % begehen Suizid. Wobei die Rate höher wird, je länger die BAS andauert.

Laut einer neuen Studie tritt die Parkinson-Krankheit deutlich häufiger zusammen mit einer bipolaren Störung auf.

Bipolare Mütter: größere Risiken für Neugeborene

06.11.2014 Eine aktuelle kanadische Studie geht von einem fast doppelt so hohem Risiko für eine Frühgeburt (und weiteren Komplikationen für das Baby) bei Frauen mit bipolarer Störung (BAS) aus.

Forscher vom Women’s College Hospital und dem Institute for Clinical Evaluative Sciences in Toronto, Canada, verglichen die Patientendaten von Frauen, die wegen einer BAS oder klinischen Depression ins Krankenhaus eingewiesen worden waren mit Frauen aus der Gesamtbevölkerung.

Die Frauen mit BAS hatten ein 50% größeres Risiko für eine Frühgeburt oder eine andere ernste Komplikation, laut der im American Journal of Obstetrics and Gynecology veröffentlichten Studie.

Bipolare Störung

Die Befunde

  • Frauen mit BAS hatten doppelt so häufig eine Frühgeburt wie Frauen ohne psychische Störung;
  • Babys von Frauen mit BAS waren für ihr gestationales Alter (Reifealter) zu groß, im Gegensatz zu Babys von depressiven Frauen, deren Neugeborene eher zu klein waren;
  • Bipolare Frauen brachten mit höheren Raten Babys mit angeborenen Missbildungen und anderen Komplikationen zur Welt
  • Babys von Frauen mit bipolarer Störung mussten mit größerer Wahrscheinlichkeit innerhalb von 28 Tagen ins Krankenhaus eingewiesen werden.

„Die Ergebnisse sind beunruhigend, weil bekannt ist, wie negativ die Gesundheit in Kindheit und späterem Erwachsenenalter durch diese Komplikationen betroffen ist“, sagte Studienautorin Dr. Simone Vigod.

„Wir kennen zwar nicht die genauen Ursachen für die Frühgeburten und anderen negativen Folgen, wir wissen aber, dass psychische Gesundheitsprobleme die Ausschüttung von Stresshormonen fördern können, was wiederum zu Frühgeburten führen kann.“

Zusätzliche Faktoren, die eine Rolle spielen könnten, sind: Psychopharmaka, Genetik, Gesundheit und niedriger sozioökonomischer Status.

„Der Lebensstil könnte ebenfalls diese Probleme mitverursachen, z.B. durch Faktoren wie: Bewegungsmangel und Fettleibigkeit, schlechte Ernährung und Rauchen„, sagte Vigod.

© PSYLEX.de – Quelle: American Journal of Obstetrics and Gynecology, Women’s College Hospital, Institute for Clinical Evaluative Sciences, November 2014

Können frühe Symptome eine bipolare Störung vorhersagen?

Befunde zeigen unterschiedliche Muster von Risikofaktoren

19.01.2018 Zwei Muster vorausgehender oder „prodromaler“ psychiatrischer Symptome können helfen, junge Menschen mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer Bipolaren affektiven Störung (BAS) zu erkennen.

Frühe Anzeichen von BAS können in ein relativ charakteristisches „homotypisches“ Muster fallen, das hauptsächlich aus Symptomen oder anderen Merkmalen besteht, die mit Stimmungsstörungen verknüpft sind, oder in ein „heterotypisches“ Muster anderer Symptome, einschließlich Angstzuständen und Verhaltensstörungen.

Umgebungsrisikofaktoren und -expositionen können ebenfalls zum BAS-Risiko beitragen laut einer neuen in der Harvard Review of Psychiatry veröffentlichten Studie von Dr. Ciro Marangoni vom Mater Salutis Hospital, Legnato, Italien und Kollegen.

Unterschiedliche Symptommuster, unterschiedliche Implikationen für das BAS-Risiko

Die Autoren überprüften und analysierten Daten aus 39 Studien zu prodromalen Symptomen und Risikofaktoren einer nachfolgenden Entwicklung einer Bipolaren Störung. Ihre Analyse konzentrierte sich auf qualitativ hochwertige Befunde aus prospektiven Studien, in denen Daten über frühe Symptome und Risikofaktoren gesammelt wurden, bevor BAS diagnostiziert wurde.

Der BAS geht häufig eine frühe Depression oder andere Symptome einer psychischen Erkrankung voraus, manchmal Jahre vor der Entstehung der Bipolaren Störung, was durch das Auftreten von Manie oder Hypomanie angezeigt wird. Dennoch weisen die Autoren darauf hin, dass die prodromale Phase der BAS unvollständig charakterisiert bleibt, was die Früherkennung der BAS einschränkt und Behandlungen verzögert, die die zukünftige Morbidität begrenzen könnten.

Homotypisches Symptommuster

Die überprüften Belege deuten auf zwei Muster früher Symptome hin, die der späteren BAS vorausgehen und sie vorhersagen.

Das homotypische Muster: bestehend aus affektiven oder stimmungsassoziierten Symptomen, die mit den üblichen diagnostischen Kriterien für BAS in Verbindung stehen, diese aber nicht erfüllen: z.B. Stimmungsschwankungen, relativ leichte Erregungssymptome oder schwere Depressionen, manchmal schwerwiegend und mit psychotischen Symptomen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass homotypische Symptome eine „niedrige Sensitivität“ aufweisen, d.h. die meisten jungen Menschen mit diesen Stimmungssymptomen entwickeln später keine bipolare Störung.

Dieses Symptommuster hatte aber auch „mittlere bis hohe Spezifität“: Homotypische Symptome treten bei vielen Patienten auf, die später eine BAS entwickeln.

Heterotypisches Muster

Das heterotypische Muster: bestehend aus anderen Formen prodromaler Symptome, wie z.B. frühe Angstzustände und Störungen der Aufmerksamkeit oder des Verhaltens.

Dieses Muster hatte eine geringe Sensitivität und Spezifität: Relativ wenige Patienten mit solchen Symptomen entwickeln eine bipolare Erkrankung, während viele junge Menschen ohne heterotypische Symptome eine BAS entwickeln.

Weitere Faktoren

Die Studienergebnisse verbinden auch mehrere andere Faktoren mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von BAS, einschließlich

  • Frühgeburt,
  • Kopfverletzung,
  • Drogenexposition (insbesondere Kokain),
  • körperliche oder sexuelle Misshandlungen und
  • andere Formen von Stress.

Für die meisten dieser Risikofaktoren sind jedoch sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität gering.

Obwohl viele Elemente der gemeldeten Muster prodromaler Symptome und Risikofaktoren bereits früher identifiziert wurden, erhöht die Studie die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit dem späteren Auftreten von BAS in Verbindung stehen.

Die Forscherinnen und Forscher stellen fest, dass die Ergebnisse qualitativ hochwertiger Daten aus prospektiven Studien „ermutigend ähnlich“ den Ergebnissen früherer retrospektiver und familiärer Studien sind.

Früherkennung und frühzeitige Behandlung

Es gab Hinweise auf eine breite Palette von Symptomen, Verhaltensänderungen und Expositionen mit statistisch signifikanten Verknüpfungen zu späteren Diagnosen von Bipolarer affektiver Störung, schließen die Autoren.

Mit weiteren Studien können die Muster der prodromalen Symptome und Risikofaktoren zu neuen Ansätzen führen, um junge Menschen zu erkennen, die wahrscheinlich eine BAS entwickeln und von einer frühzeitigen Behandlung profitieren könnten. Die Wissenschaftler fügen hinzu, dass der Vorhersagewert bei Kombinationen mehrerer Risikofaktoren sogar noch höher sein könnte als bei einzelnen Vorhersagefaktoren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: International Consortium for Bipolar and Psychotic Disorders Research, Mailman Research Center, McLean Hospital; Mater Salutis Hospital; Harvard Review of Psychiatry (2018). DOI: 10.1097/HRP.0000000000000161; Jan. 2018

Die vollständigen News- und Forschungsartikel zu diesem Thema sind unter Forschungsergebnisse und News zur BAS zu finden.

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