Ernährung und Psyche

Eudämonistisches Wohlbefinden durch Obst und Gemüse?

24.08.2014 Das regelmäßige Essen von Obst und Gemüse könnte Menschen helfen, sich engagiert zu fühlen, und zu glauben, dass ihr Leben zielgerichtet und bedeutungsvoll sei, laut einer Studie der Universität Otago, Neuseeland.

Eudämonismus

Die Wissenschaftler untersuchten, ob häufiger Obst- und Gemüsekonsum mit einer bestimmten Geisteshaltung verbunden ist: bekannt als eudämonistisches Wohlbefinden.

Eudämonismus ist eine philosophische Lehre oder Haltung, die das Glück, das gelingende oder das schöne Leben als Ziel allen Strebens ansieht.

Die Befunde, herausgegeben im British Journal of Health Psychology, stellten eine mögliche Verbindung her: zwischen einer gesunden Ernährung mit Obst und Gemüse und „anderen Aspekten des menschlichen Gedeihens“, wobei dies noch darüber hinausgeht, sich ’nur‘ glücklich zu fühlen.

Es zeigte sich auch, dass Teilnehmer (405 junge Erwachsene im durchschnittlichen Alter von 20 Jahren – 67% Frauen), die mehr Obst und Gemüse aßen, auch eine größere Neugier und mehr Kreativität in ihrem Alltagsleben entwickelten.

Wichtig für psychologische Belastbarkeit

Die Forscher halten ihre Befunde für bedeutsam, da eudämonistisches Wohlbefinden eine wichtige Rolle bei der psychologischen Resilienz (Belastbarkeit) spielt.

Jedoch rieten die Forscher auch zur Vorsicht: „Wir können daraus nicht schließen, dass die Verbindung zwischen dem Essen von Obst und Gemüse und dem eudämonistischen Wohlbefinden kausal oder direkt ist. Es ist z.B. möglich, dass eine positive, engagierte Geisteshaltung Menschen dazu bringt, sich für eine gesündere Nahrung zu entscheiden.“

Andererseits, können die Mikronährstoffe der Nahrung eine Erklärung für diese Befunde liefern, sagten die Forscher.

Viele Früchte und Gemüsearten enthalten Vitamin C in einem höheren Ausmaß – ein wichtiger Kofaktor bei der Produktion von Dopamin, bemerkten sie. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der der Motivation zugrundeliegt und Engagement fördert.

Es wird immer deutlicher, dass eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse mit mehr Glück, Lebenszufriedenheit und positiven Affekten (Stimmung) verbunden ist. Diese Zusammenhänge sind nicht gänzlich durch demographische oder Gesundheitsvariablen einschließlich sozioökonomischer Status, Bewegung, Rauchen und Body-Mass-Index (BMI) zu erklären, schrieben die Forscher.

Die Forscher würden diese Befunde gerne in zukünftigen Studien experimentell bestätigt, und die möglichen Mechanismen untersucht sehen, die solchen Veränderungen zugrunde liegen.

© PSYLEX.de – Quelle: Universität Otago / British Journal of Health Psychology, August 2014

Gesunde Psyche durch gesunde Ernährung?

28.09.2014 Neue Befunde zeigen eine Verbindung zwischen der psychischen Gesundheit und dem Essen von Früchten und Gemüse.

Forscher der Warwick Universität, England, haben festgestellt, dass 33,5 Prozent der Befragten mit einer guten psychischen Gesundheit jeden Tag fünf oder mehr Portionen Obst und Gemüse aßen. Im Vergleich dazu hatten bei denjenigen, die weniger als eine Portion aßen, nur 6,8 Prozent eine gute psychische Verfassung.

Der Autor Saverio Stranges sagte in BMJ Open: „Die Daten legen nahe, dass je höher der Obst- und Gemüsekonsum ist, desto niedriger die Wahrscheinlichkeit für eine schlechte psychische Verfassung“.

31,4% jener mit guter mentaler Gesundheit aßen drei bis vier Portionen Gemüse/Obst und 28,4% 1-2 Portionen.

Gemüse
Gemüse auf dem Markt in Bohol, Philippinen
Bild: Jasper Greek Golangco (Wikipedia)

Es wurden noch andere gesundheitsgebundene Verhaltensweisen gefunden, aber nur Rauchen und der Konsum von Obst und Gemüse zeigten sowohl bei Männern als auch Frauen durchweg einen Zusammenhang mit der psychischen Verfassung.

Stranges sagte, „Rauchen, Obst- und Gemüse-Verbrauch waren die am stärksten mit sowohl schlechtem als auch gutem psychischen Wohlbefinden verbundenen gesundheitheitlichen Verhaltensweisen“.

Diese neuen Befunde legen nahe, dass das Essen von Obst und Gemüse nicht nur eine potentielle Rolle für die körperliche Gesundheit spielt, sondern auch die psychische beeinflussen kann.

Optimismus, Glück, Selbstbewusstsein, Resilienz und gute Beziehungen zu anderen sind Bestandteile einer guten psychischen Verfassung. Diese ist nicht nur wichtig, um vor psychischen Erkrankungen zu schützen, sondern auch, weil sie häufigen und schweren physischen Krankheiten vorbeugt.

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 14.000 Menschen in England im Alter von 16 Jahren oder älter (56% weiblich), die bei einer großen Gesundheitsumfrage mitgemacht hatten.

Die Umfrage stellte detaillierte Informationen zur psychischen und physischen Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Demographie und sozioökonomische Merkmale zusammen.

© PSYLEX.de – Quelle: University of Warwick / BMJ Open, September 2014

Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die psychische Gesundheit

12.06.2015 Eine schlechte Ernährung ist oft ein zugrundeliegender Faktor vieler psychischer Erkrankungen und macht sie oftmals noch schlimmer laut einer neuen internationalen Studie.

Ernährungsmedizin als Mainstream in der Psychiatrie

Die Forscher schlagen einen breiteren, ernährungsbasierten Ansatz bei der Behandlung von psychischen Störungen vor.

Die Ernährung ist ein Schlüsselfaktor für die hohe Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) und Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) von sehr häufigen psychischen Krankheiten wie Depression geworden. Eine ausbalancierte Ernährung ist in der Psychiatrie genauso wichtig wie in anderen medizinischen Gebieten wie z.B. der Kardiologie oder Endokrinologie, sagt Dr. Vicent Balanzá, Psychiater an der La FE Universitätsklinik. Die Befunde verlangten neue Behandlungsansätze im Feld der Psychiatrie.

Zu erwarten, dass irgendjemand mit psychischen Gesundheitsproblemen nur durch Medikamente genesen kann, ist eine sehr eingeschränkte Sichtweise der Realität, sagte Balanza. „In unserem Artikel behaupten wir, dass die Zukunft der Psychiatrie einen breiteren Ansatz erfordert. In diesem sind Ernährungsfaktoren essentiell, um bessere gesundheitliche Resultate, Funktionen und Lebensqualität bieten zu können.

Balanzá nahm an der wissenschaftlichen Überprüfung zur Bedeutung, zu den vorhandenen Forschungsbefunden und zur Zukunft der Ernährungsmedizin durch die Mitglieder der International Society for Nutritional Psychiatry Research (ISNPR) teil.

Ernährungsqualität und Mängel

„Es wurde bewiesen, dass die Qualität der Ernährung und die Mängel bei bestimmten essentiellen Nährstoffen wichtige Einflussfaktoren für die körperliche und mentale Gesundheit sind.“

Balanzá betonte, dass das menschliche Gehirn nur optimal funktionieren könne, wenn es ausreichend von den ‚Schlüsselnährstoffen‘ aufnehmen würde – wie z.B.

  • die mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren,
  • essentielle Aminosäuren,
  • B-Vitamine (B12 und Folat),
  • Vitamin D und
  • Mineralen wie Zink, Magnesium und Eisen.

Mittelmeer-Diät

Eine ausbalancierte Qualitätsernährung wie die ‚Mittelmeer-Diät‘ würde alle Nährstoffe bieten, aber bei Mängeln wären Nahrungsergänzungsmittel ratsam.

Auf der Bevölkerungsebene gibt es wissenschaftliche Belege, dass die mediterrane Kost mit einem niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und kognitiven Beeinträchtigungen verbunden sei.

„Wir wissen jetzt auch, dass sie das Risiko für Depression reduziert. Dies sind starke Argumente für die Erhaltung eines kulturellen – und gesunden – Schatzes, der über die Zeit bewahrt wurde“, sagte Balanzá in der Zeitschrift The Lancet Psychiatry.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Valencia, The Lancet Psychiatry; Juni 2015

Die Ernährung hat einen größeren Einfluss auf das psychische Wohlbefinden von Frauen als von Männern

27.08.2018 Eine in der Fachzeitschrift Nutritional Neuroscience publizierte Studie behauptet, dass Frauen eine nährstoffreichere Ernährung benötigen, um ein positives emotionales bzw. psychisches Wohlbefinden zu erreichen.

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass anatomische und funktionelle Unterschiede im Gehirn von Männern und Frauen die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen bestimmen, schreiben die Psychologen.

Über die Rolle von Ernährungsmustern für das geschlechtsspezifische psychische Wohlbefinden ist jedoch wenig bekannt. Ein Forscherteam um Lina Begdache, Assistenzprofessorin für Gesundheits- und Wellness-Studien an der Binghamton Universität, führte eine anonyme Befragung von 563 Teilnehmern (ein wenig mehr als die Hälfte waren Frauen) über Social Media durch, um dieses Thema zu untersuchen.

Frauen brauchen ausgewogenere Ernährung

Begdache und ihr Team fanden heraus, dass Männer eher mentales Wohlbefinden aufrechterhalten konnten, bis Ernährungsmängel auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Frauen psychisch wohl fühlen, ist jedoch geringer – bis eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil befolgt werden.

Laut Begdache können diese Ergebnisse Berichte aus früheren Studien erklären, die zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern ein höheres Risiko für psychische Probleme haben, und die Rolle einer nährstoffreichen Ernährung für das psychische Wohlbefinden unterstreichen.

Frauen für psychische Erkrankungen anfälliger

Frauen brauchen ein größeres Spektrum an Nährstoffen, um emotional stabil zu bleiben – im Vergleich zu Männern, fasst Begdache zusammen. Diese Ergebnisse können den Grund dafür erklären, warum Frauen doppelt so häufig mit Angststörungen und Depressionen diagnostiziert werden und unter längeren Episoden leiden als Männer.

Die heutige Ernährung ist energiereich, aber arm an wichtigen Nährstoffen, die die Anatomie und Funktionalität des Gehirns unterstützen.

Die Ernährung und das Gehirn

Belege deuten darauf hin, dass die Ernährung unserer Vorfahren, die eine energiereiche, nährstoffreiche Ernährung war, wesentlich zu den Hirnvolumina und der kognitiven Entwicklung der Menschheit beigetragen hat, sagte die Ernährungspsychologin.

Männer und Frauen hatten unterschiedliche körperliche und emotionale Aufgaben, die möglicherweise unterschiedliche Energieanforderungen und Ernährungspräferenzen erforderlich gemacht haben, sagte sie.

So kann die geschlechtsspezifische differenzierte Nahrungs- und Energieaufnahme die unterschiedlichen Hirnvolumina und die Konnektivität zwischen Frauen und Männern erklären.

Daher besteht eine potenzielle Diskrepanz zwischen unserer heutigen Ernährung und dem entwickelten menschlichen Gehirn, die die normale Funktionalität bestimmter Systeme im Gehirn stört, schließt sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Nutritional Neuroscience – http://dx.doi.org/10.1080/1028415X.2018.1500198

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