Psychologie: Smartphone/Handy und die Psyche

News und Forschungsartikel, die sich mit dem Einfluss von Handys und Smartphones auf unsere Psyche/Psychologie beschäftigen.

Das Smartphone ändert unser Verhalten

Der Gebrauch eines Smartphones kann eine Wirkung auf das Verhalten einer Person haben, sagt eine neue Forschungsstudie.

Smartphone Benutzer weiten ihre Privatsphäre aus

Laut Forschern der Tel Aviv Universität (TAU), sind Personen, die diese Geräte besitzen, bereiter, private Angelegenheiten öffentlich zu machen, wenn sie sich an öffentlichen Plätzen befinden, und zeigen nicht dasselbe Niveau der Rücksichtnahme darauf, andere Personen, die diese Bereiche mit ihnen teilen, nicht zu belästigen bzw. in ihre Belange mit einzubeziehen.

Dr. Tali Hatuka vom TAU Department of Geography und Dr. Eran Toch vom TAU Department of Industrial Engineering sahen sich die Wirkung an, die Smartphones auf die Einstellungen hinsichtlich der Privatsphäre, der Benutzung von öffentlichen Plätzen und Verhaltenkodizes haben.

„Wir betreten eine neue Phase der öffentlichen und privaten Räumen“, bemerkt Dr. Hatuka.

Sie entdeckten, dass jene, die diese Handapparate benutzen, auch 70 Prozent wahrscheinlicher als normale Mobiltelefon-Nutzer denken, dass ihr Gerät ihnen einen größeren Grad an Privatsphäre liefert.

Fühlen sich mit den Geräten eng verbunden

Smartphone Benutzer berichteten, dass sie sich den Geräten enger verbunden fühlen, und sie sich verloren fühlen und sich ohne das Smartphone in ihrer Tasche verspannen würden.

Jedoch, der angesehene Psychologe Tom Stewart reagiert vorsichtig angesichts diese Befunde:

„Ich denke, wir müssen vorsichtig sein bei der Betrachtung von Ursache und Wirkung. Natürlich ändern intelligente Telefone wahrscheinlicher ein Verhalten, deshalb haben die meisten Menschen eines, aber bedeutsame Wirkungen können zufällig sein. Das Besitzen eines Smartphones steht wahrscheinlich eher in Verbindung mit Personen, die sowieso mehr per E-Mail kommunizieren.

Anm.: Aber so besonders aufregend und erkenntnisreich sind die Ergebnisse dieser Studie sowieso nicht; diese Verhaltensänderung konnte man schon bei vielen Personen mit der zunehmenden Verbreitung der Handys beobachten.

© PSYLEX.de – Quelle: Tel Aviv Universität. Juni 2012

Handys verringern Altruismus

Eine Forschungsstudie sagt: obwohl Handys als Geräte gedacht sind Menschen miteinander zu verbinden, kann ihr Gebrauch den Kontakt zur Gemeinschaft unterbrechen und ihre Benutzer weniger sozial werden lassen.

Handys beeinflussen prosoziales Verhalten

Die Forscher der Universität von Maryland, Dr. Anastasiya Pocheptsova und Rosellina Ferraro, führten eine Serie von Versuchen mit Testgruppen von Handybenutzern durch und stellten fest, dass die Verwendung von Mobiltelefonen das prosoziale Verhalten beeinflusst – Aktionen, die beabsichtigten einer anderen Person oder der Gemeinschaft zu nützen. Solch ein Verhalten ist bekannt unter dem Namen Altruismus.

Handynutzer zeigten sich weniger altruistisch

Die Studie fand heraus, dass bereits nach einem kurzen Zeitraum der Handynutzung, die Teilnehmer weniger geneigt waren, sich für einen sozialen Dienst freiwillig zur Verfügung zu stellen, verglichen mit den Kontrollgruppen-Pendants.

Handys verringern Altruismus

Die Handybenutzer waren auch weniger beharrlich beim Lösen von Wort-Problemen, obwohl sie wussten, dass ihre Antworten in eine monetäre Spende für wohltätige Zwecke umgewandelt würde.

Die Forscher entdeckten, dass der verminderte Fokus auf andere beibehalten wurde, sogar als die Teilnehmer lediglich darum gebeten wurden, ein Bild ihrer Handys zu zeichnen und darüber nachzudenken, wie sie sie verwendeten.

In der Studie wurden Collegestudenten, Männer und Frauen in den frühen 20ern, untersucht.

Potenzial für breite soziale Auswirkungen

„Wir würden ein ähnliches Muster der Wirkungen bei Leuten anderer Altersgruppen erwarten“, sagte Ferraro. „Durch die wachsende Allgegenwart der Handys, wohnt ihnen ein Potenzial für breite soziale Auswirkungen inne“.

Die Autoren glauben, dass sich ihre Befunde mit vorherigen Forschungen decken, die herausfanden, dass Handys einer Person helfen, sich mit anderen zu verbinden und dadurch die grundlegende menschliche Notwendigkeit befriedigen, zu jemanden zu gehören. Da diese Notwendigkeit zu jemanden zu gehören befriedigt wird, ist die Motivation reduziert, sich weiter mit anderen zu verbinden oder sich empathisch und prosozial zu verhalten.

Handys befriedigen Bedürfnis nach Verbundenheit

Die Studie verglich auch Handybenutzer mit Facebook-Nutzern. Die Forscher stellten fest, dass sich die Teilnehmer mit ihren Handys verbundener mit anderen fühlten, als mit ihren Facebook-Accounts.
Dieser Zusammenhang zeigt, dass die Wahrnehmung der Verbundenheit der zugrunde liegende Motor des beobachteten Phänomens ist.

© PSYLEX.de – Quelle: Universität Maryland, Februar 2012

Hanns Guck-aufs-Handy lebt gefährlich

Laut einer neuen Studie der Universität von West-Sydney, begibt sich in Gefahr, wer während des Gehens aufs Mobiltelefon bzw. Smartphone guckt.

Der Struwwelpeter: Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft Tafel 2 von Heinrich Hoffmann
Der Struwwelpeter: Die Geschichte
vom Hanns Guck-in-die-Luft
Tafel 2 von Heinrich Hoffmann

Die Forscher ließen 26 Teilnehmer geradeaus laufen. Sie sollten dabei etwas auf dem Smartphone lesen und auch Textmitteilungen (SMS) schreiben.

Die Wissenschaftler analysierten die Bewegungen der Teilnehmer und stellten fest, dass durch die Tätigkeiten und das Gucken aufs Mobiltelefon nicht nur das Gehen und Laufen beeinträchtigt wurde, auch der Gleichgewichtssinn wird beeinflusst.

Dies wirkt sich natürlich auf die Sicherheit aus, sagen die Forscher. Jeder kann sich vorstellen, dass man durch das Schreiben einer SMS abgelenkt wird, aber in dieser Studie konnte dies nachgewiesen werden.
Die Forscher schreiben, dass die aufs Handy schauenden Personen sich langsamer und wie Roboter bewegten. Zudem wichen sie von der geraden Linie ab.

„Sie halten das Telefon und bewegen alles parallel, damit es nicht so wackelt und ihre Augen fokussieren können“, sagten die Wissenschaftler.

Tatsächlich war z.B. im letzten Jahr eine Touristin in Melbourne ins Wasser gefallen, weil sie nicht von ihrem Smartphone aufschaute, während sie auf einer Mole spazierte.

Einst ging er an Ufers Rand
Mit dem Handy in der Hand.
Also dass er kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih‘
Sind erstaunt sehr, alle drei.

Noch ein Schritt ! und plumps ! der Hanns
Stürzt hinab kopfüber ganz ! –
Die drei Fischlein, sehr erschreckt,
haben sich sogleich versteckt.
(Leicht abgewandelt nach Heinrich Hoffmann)

© PSYLEX.de – Quelle: Universität von West-Sydney, Jan. 2014

Smartphone-Benutzung verändert Gehirn

27.12.2014 Der regelmäßige Gebrauch von Smartphone Touch-Screen Bildschirmen verändert wie Gehirn und Finger zusammenarbeiten laut einer neuen Studie.

Teilnehmer einer Studie der Universitäten Fribourg und Zürich, die Touch-Screens benutzten, zeigten eine größere Gehirnaktivität, als Teilnehmer, die ältere Tasten-Mobiltelefone verwendeten.

Durch Elektroenzephalografie (EEG) wurde die kortikale Hirnaktivität erfasst; es zeigte sich, dass die Häufigkeit der Smartphone-Nutzung diese Aktivität beeinflusste. Je öfter der Touch-Screen berührt wurde desto größer die Aktivierung im Gehirn; wobei das repräsentative Gebiet des Daumens am stärksten aktiviert wurde.

somatosensorisch-motorischer Cortex
Diagramm der Positionen der Regionen entsprechend des jeweiligen
afferenten / efferenten Nervenbereichs des Körpers (Wiki)

Die Befunde legen nahe, dass sich wiederholende Bewegungen über der glatten Berührungsoberfläche die sensorische Verarbeitung der Hand umformen laut der in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten Studie.

„Die digitale Technik, die wir im Alltag nutzen, formt die Sinnesverarbeitung in unserm Gehirn und zwar in einem Ausmass, das uns überrascht hat“, sagt Arko Ghosh von der ETH Zürich.

Frühere Forschungsarbeiten haben sich auf die Plastizität (die Formbarkeit des Gehirns: die Fähigkeit des Gehirns sich anzupassen, wenn wir neue Dinge lernen) von bestimmten Gruppen wie Musiker oder Videospieler konzentriert. Diese Studie liefert Einblicke in die Auswirkungen von täglichen Aktivitäten auf unser Gehirn, sagten die Forscher.

Im somatosensorischen Cortex (Gefühlszentrum), werden alle Körperregionen durch entsprechende Areale repräsentiert. Diese können sich aber anpassen, und so ist beispielsweise bei Geigenspielern das Areal des instrumentführenden Fingers in einem größeren Ausmaß repräsentiert als bei Menschen, die nicht Geige spielen.

© PSYLEX.de – Quellen: Universitäten Fribourg u. Zürich, Current Biology; Dezember 2014

Auswirkungen von Smartphones und elektronischem Medienkonsum auf Psyche, Verhalten

03.02.2015 Laut einer in der Zeitschrift Journal of Youth and Adolescence veröffentlichten Studie ist der allgegenwärtige Medienkonsum über das Smartphone bei Jugendlichen mit einem erhöhten Risiko für Schlafstörungen und Depressivität verbunden.

Online verbrachte Zeit

Ein Forscherteam der Universität Basel untersuchte anhand einer Befragung von 362 Jugendlichen (Alter 12-17), welche Auswirkungen Smartphones auf deren Medienkonsum haben und welche psychischen und Verhaltensprobleme sich daraus ergaben (im Vergleich zu Jugendlichen mit herkömmlichen Handys).

Smartphone
Bild: Anna Kropekk (pixabay)

Prof. Sakari Lemola und Kollegen von der psychologischen Fakultät fanden heraus, dass die Schüler mit Smartphones wochentags im Schnitt doppelt soviel Zeit im Internet verbrachten (2h vs. 1h). Sie tippten auch mehr als die zwölffache Zahl an Textnachrichten in ihr Smartphone im Vergleich zu den Handybenutzern (85 vs. 7).

Die Forscher stellten weiterhin fest, dass die Smartphone-Benutzer ihre Geräte über Nacht seltener ausschalteten verglichen mit den Handynutzern (17% vs. 47%). Auch schauten die Schüler mit Smartphone im Bett vor dem Schlafen im Schnitt signifikant häufiger noch Videos, waren online oder verschickten Textnachrichten als Schüler mit Handy.

Schlafstörungen und Depressivität

Der Besitz eines Smartphones war mit späteren Schlafenszeiten verbunden, stand aber nicht im direkten Zusammenhang mit Schlafstörungen und Symptomen für Depression.

Schlafprobleme sorgten aber teilweise für einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von elektronischen Medien im Bett vor dem Schlafen und Depressionssymptomen.

Die Nutzung elektronischer Medien war negativ mit der Schlafdauer und positiv mit Schlafstörungen verbunden, was wiederum im Zusammenhang mit depressiven Symptomen stand. Schlafschwierigkeiten waren dabei der wichtigere Mittler als die Schlafdauer.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Basel, Journal of Youth and Adolescence (Springer – DOI: 10.1007/s10964-014-0176-xhttp://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10964-014-0176-x#page-1); Jan. 2015

Machen Smartphones denkfaul?

06.03.2015 Das Smartphone erleichtert es seinem Benutzer, nicht selbst nachdenken zu müssen laut einer aktuellen in Computers in Human Behavior veröffentlichten Studie.

Intuition und Analyse

smartphone-nutzung
Bild: Jan Vasek (pixabay)

Eher intuitiv denkende Smartphonebenutzer (also Personen, die sich mehr vom Bauchgefühl und Instinkten leiten lassen) benutzen eher die Suchmaschine ihres Geräts, als ihren eigenen Verstand zu gebrauchen laut den Forschern der Universität Waterloo, Kanada. Diese mobilen Geräte ermöglichen ihnen eine Bequemlichkeit, die sie sonst nicht in einer so ausgeprägten Weise zeigen würden.

„Sie lassen nach Informationen suchen, die sie tatsächlich schon kennen oder leicht lernen könnten; aber sie strengen sich nur ungern an, um darüber nachzudenken“, sagt Koautor Gordon Pennycook.

Im Gegensatz dazu befragen analytische Denker eher sich selbst und versuchen ein Problem, auf logische Weise zu analysieren. Hochintelligente Menschen sind analytisch und weniger intuitiv bei der Problemlösung.

In den drei Studien mit 660 Teilnehmern untersuchten die Forscher u. a. den kognitiven Stil (intuitiv oder analytisch) sowie die verbalen und Rechenfähigkeiten. Dann sahen sie sich das Smartphoneverhalten der Teilnehmer an.

Smartphonenutzung und Intelligenz

Teilnehmer mit besseren kognitiven Fähigkeiten zeigten eine größere Bereitschaft, analytisch zu denken, und verbrachten weniger Zeit mit der Suchmaschinenfunktion ihres Smartphones.

„Unsere Forschungsarbeit stützt die These, dass es einen Zusammenhang zwischen starker Smartphonenutzung und geringerer Intelligenz gibt“ sagte Pennycook. „Ob Smartphones tatsächlich die Intelligenz reduzieren können, ist eine noch offene Frage, die weitere Forschungsarbeiten erfordert.“

Wenn wir unseren eigenen Verstand für Probleme nicht mehr einsetzen, kann das ungünstige Folgen im Alter haben.

Abhängigkeit von Smartphones

„Unsere Abhängigkeit von Smartphones und unseren anderen Geräten wird wahrscheinlich noch zunehmen“, sagte Forscher Nathaniel Barr.

„Wir sollten verstehen, wie Smartphones auf die menschliche Psychologie einwirken, bevor diese Technik so tief verwurzelt ist, dass es schwer sein wird, sich an ein Leben, ohne sie zu erinnern. Wir könnten schon an diesem Punkt sein.“

Die Ergebnisse zeigen auch an, dass die Benutzung von sozialen Medien und Unterhaltungsanwendungen im Allgemeinen nicht mit höheren oder niedrigeren kognitiven Fähigkeiten in Beziehung stand.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Waterloo, Computers in Human Behavior (Elsevier); März 2015

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