Ursachen, Auftreten und Risikofaktoren von Psychosen: Die Psychose ist ein Verlust des Kontaktes mit der Realität, was normalerweise beinhaltet:
- Falsche Überzeugungen / Annahmen über das, was stattfindet, oder wer man ist (Wahnvorstellungen).
- Dinge sehen oder hören, die nicht vorhanden sind (Halluzinationen).
Psychische Erkrankungen / Störungen
- Ursachen und Risikofaktoren
- Auftreten / Komorbidität: andere psych. Störungen
- Traumatische Kindheitserfahrungen, Cannabiskonsum und Neurotizismus
- Kalkulator kann das Risiko voraussagen
- Psychosoziale Faktoren
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
Ursachen und Risikofaktoren
Ernst von Feuchtersleben, benutzte
erstmalig den Begriff Psychose
Psychosen können entstehen durch psychosoziale Ursachen (z.B. durch ein Kindheitstrauma; diese Ursachen wurden noch nicht so gut untersucht s.u. News). Medizinische Probleme, die psychotische Zustände verursachen können, wurden schon besser untersucht, etwa:
- ADHS
- Höhenbedingt; Psychose am Berg
- Rauchen von Tabak (Zigaretten); Nikotin
- Alkohol und bestimmte Drogen; beides sowohl während des Gebrauchs als auch während des Entzugs.
- Neurologische Krankheiten wie Parkinson, Huntington Krankheit und bestimmte chromosomale Störungen.
- Hirntumoren oder Zysten.
- Demenz (einschließlich Alzheimer Krankheit; s.a. psychotische Episoden bei Alzheimer).
- HIV und andere Infektionen, die das Gehirn betreffen.
- Einige verschreibungspflichtige Medikamente, wie Steroide und Stimulanzien.
- Auftreten der Störung nach der Geburt: postpartale Psychose.
- Bei einigen Formen der Epilepsie.
- Schlaganfall
- Die Stadt; das Stadtleben
- Corona: Psychose und COVID-19
Auftreten / Komorbidität: andere psychische Störungen
Psychosen (oder psychotische Symptome) können auch vorkommen bei
- den meisten Menschen mit Schizophrenie,
- einigen Menschen mit bipolarer Störung (Manisch-Depressive) oder schwerer Depression und
- einigen Persönlichkeitsstörungen.
Traumatische Kindheitserfahrungen, Cannabiskonsum und Neurotizismus
01.02.2016 Wiederholte traumatische Erfahrungen in der Kindheit erhöhen das Psychoserisiko um mehr als das 7-fache.
50 Geschwisterpaare (jeweils ein Geschwister mit, das andere ohne Psychose) nahmen an der Studie der Universität Granada teil.
Bild: Gerd Altmann
Die in der Zeitschrift Journal of Psychiatric Research veröffentlichte Studie untersuchte das Psychoserisiko für Kinder und Jugendliche, die wiederholt traumatische Erfahrungen erlebten:
- Das Risiko für psychotische Phasen im Erwachsenenalter stieg auf das 7,3-fache an im Vergleich zu den Heranwachsenden ohne traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit, schreiben die Wissenschaftler.
- Außerdem zeigte es sich, so die Forscher, dass starker Cannabiskonsum (mehr als 4 mal pro Woche) während des Heranwachsens dieses Risiko mit 6 multipliziert.
- Auch steigt die Wahrscheinlichkeit um 30% für jeden Punkt auf einer Skala an, die die Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus oder emotionale Instabilität (Unsicherheit, hohes Angstniveau, konstantes Stadium von Sorge und Stress usw.) misst, konnten de Wissenschaftler beobachten.
Diese drei Zusammenhänge sind voneinander, vom Geschlecht, Alter, Extraversion (eine andere Persönlichkeitseigenschaft des sogenannten Eysenck Persönlichkeitstests, den die Forscher bei dieser Studie verwendeten) unabhängig, sagten die Forscher.
Das internationale Forscherteam unter Leitung der Psychiatrie-Professoren Manuel Gurpegui und Jorge Cervilla verglich die Charakteristika von 50 Patienten mit kürzlichen psychotischen Phasen mit denen ihrer nicht-psychotischen Geschwister, um den Ursachen für die Entstehung psychotischer Zustände auf den Grund zu gehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Granada, Journal of Psychiatric Research; Jan. 2016
Kalkulator kann Psychose-Risiko voraussagen
03.07.2016 Das individuelle Risiko eine Psychose zu entwickeln, kann ebenso genau gemessen werden wie die Prognose für eine Herzerkrankung oder Krebs laut einer neuen im Fachblatt American Journal of Psychiatry veröffentlichten Forschungsarbeit der Yale Universität.
Der neue Risiko-Kalkulator bewertet die Gefahr für eine sich entwickelnde Psychose, nachdem eine Person ein Frühwarnzeichen für Schizophrenie gezeigt hat – etwa wie das Hören einer Stimme, die den eigenen Namen ruft, auch wenn man sich klar ist, dass niemand sonst da ist.
Bild: Gerd Altmann
Viele Betroffene und ihre Familien fragen um Hilfe und Rat nach solchen Episoden, und man kann ihnen nur etwas über das durchschnittliche Risiko erzählen. Etwa 15 % bis 25 % dieser Personen werden eine Psychose entwickeln, sagt Tyrone Cannon, Prof. für Psychologie und Psychiatrie an der Yale und leitender Autor der Studie.
Aber mit dem von den Wissenschaftlern entwickelten Werkzeug können Betroffene mit Psychose-Frühwarnzeichen von Ärzten eine viel persönlichere und damit genauere Auskunft darüber haben, wie groß ihr Risiko für eine Psychose ist.
Abgeschwächtes Psychose-Syndrom
Cannon und Kollegen analysierten die Daten von 596 Teilnehmern (gesammelt an 8 Studienorten), die mit dem Abgeschwächten Psychose-Syndrom diagnostiziert wurden – d.h. diese Personen haben jüngst einige Veränderungen in der Wahrnehmung erfahren und/oder ungewöhnliche Gedanken entwickelt.
Diese Personen konnten erkennen, dass ihre Wahrnehmungen bzw. Annahmen nicht auf wirklichen Dingen beruhten, und sie entsprachen nicht der Definition der Psychose.
In Zusammenarbeit mit Forschern der Cleveland Clinic entwickelten Cannon und Kollegen dann einen Risiko-Berechner, der bekannte Risikofaktoren für Schizophrenie analysiert. Sie folgten den Teilnehmern zwei Jahre lang.
Die berechneten Risikofaktoren
16 % der Teilnehmer entwickelten in diesem Zeitraum eine Psychose. Diejenigen mit der größten Gefahr für eine Psychose waren Personen,
- die jünger waren, als ihre anfänglichen Symptome begannen,
- die öfter Gedanken mit ungewöhnlichem Inhalt bzw. Argwohn darin hatten,
- sie zeigten einen größeren Rückgang bei den sozialen Funktionen,
- hatten schlechtere verbale Lernfähigkeiten und
- sie waren langsamer bei der mentalen Prozessen.
Das Ausmaß des Risikos einer Person für eine Psychose wird bestimmt durch sein/ihr Profil hinsichtlich dieser fünf Faktoren, sowie durch die Familiengeschichte und den Erlebnissen stressender oder traumatischer Lebensereignisse.
Cannon betonte, dass die Genauigkeit des Rechners von der Auswertung eines ausgebildeten Fachmanns abhängt, dass ein Patient unter dem Abgeschwächten Psychose-Syndrom leidet. Der Kalkulator kann besonders wertvoll in klinischen Studien bei der Testung von Interventionen sein, die den Beginn einer ausgewachsenen Psychose verhindern können, sagte Cannon.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yale Universität, American Journal of Psychiatry; Juli 2016
News und Forschung zu den Ursachen/Risikofaktoren
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