Essverhalten / Essgewohnheiten (Psychologie)

News und Forschungsartikel, die sich mit der Psychologie des Essens beschäftigen.

Allein oder mit Freunden mittags essen?

13. August 2013 Für einige Menschen bedeutet das Mittagessen, ein Sandwich oder einen kleinen Snack von daheim mitzubringen, in der Mikrowelle zu erwärmen, und es dann am Schreibtisch während der Arbeit am Computer zu essen.

Produktivität und Stress

Wir tun dies, weil wir glauben, dass es unsere Produktivität erweitert und die Arbeitsleistung verbessert. Zur gleichen Zeit beschweren wir uns aber über Arbeitsstress, und Burnout ist auf dem Vormarsch.

Jedoch mit Freunden ein Restaurant aufzusuchen kann es schwieriger machen, sich am Nachmittag wieder in den Arbeitsablauf einzufinden.

Gemeinsames Essen reduziert Aufmerksamkeit

Gemeinsam essen

Eine neue Studie fand heraus, dass das Mittagessen in einem Restaurant mit Freunden die kognitive Kontrolle stärker reduziert, als es das Mittagessen allein am Schreibtisch tut. D.h., dass wir nach einem Mittagessen mit Freunden auswärts, nicht mehr so aufmerksam sind und deshalb mehr Fehler machen könnten. Andererseits reduziert das Mittagessen mit Freunden Stress.

In der Studie untersuchten deutsche Forscher Teilnehmer in folgenden Szenarien:

Die Teilnehmer der Studie aßen entweder allein an ihrem Schreibtisch in einer begrenzten Zeit, oder sie machten einen kurzen Spaziergang zu einem Restaurant zu einem einstündigen Mittagessen mit einem Freund. Alle Mahlzeiten waren identisch in Art und Menge.

Essen im Restaurant entspannt

Nach dem Essen waren die Teilnehmer, die das Restaurant besuchten, ruhiger und weniger wachsam als diejenigen, die an ihren Schreibtischen aßen.

Sie schnitten auch schlechter bei Leistungstests der kognitiven Kontrolle ab, und neurophysiologische Messungen zeigten eine verminderte kognitive Steuerung von Leistungs- und Fehlerüberwachungsprozessen.

Genaue Ursachen unklar

Da sich die Mahlzeiten auf vielerlei Weise unterschieden (Gegenwart eines Freundes, Umgebung und keine Zeitbeschränkung), sagen die Autoren, „ist es unmöglich, an dieser Stelle anzugeben, welche der obigen Variablen für die in unserer Studie beobachteten Wirkungen entscheidend sind“.

Sie fügten hinzu, „reduzierte kognitive Kontrolle ist ein Nachteil, wenn es um Arbeiten geht, bei denen hohe Exaktheit und Aufmerksamkeit benötigt werden.

„In anderen Situationen kann eine Abschwächung kognitiver Kontrolle vorteilhaft ist: wenn es z.B. um soziale Harmonie oder Kreativität geht.“

Frühstücke regelmäßig und vermeide so übermäßiges Essen

20.10.2014 Ein regelmäßig eingenommenes Frühstück (besonders wenn es reich an Protein ist) kurbelt die Produktion des Neurotransmitters Dopamin an und verringert so Heißhunger und übermäßiges Essen im Laufe des Tages.

„Unsere Studie zeigte, dass die Teilnehmerinnen eine dramatische Abnahme des Verlangens nach süßen Nahrungsmitteln erfuhren, wenn sie kontinuierlich ihr Frühstück aßen“, sagte Heather Leidy von der University of Missouri.

Frühstück
Bild: Hans Braxmeier (pixabay)

„Ein an Eiweiß reiches Frühstück verringert auch das Bedürfnis nach fetter Nahrung. Wenn jedoch das Frühstück ausgelassen wird, verstärkt sich das Verlangen im Laufe des Tages.“

Dopamin

Für ihre Studie untersuchte Leidy die Wirkungen verschiedener Frühstücksmahlzeiten auf das Dopaminniveau, eine Gehirnchemikalie, die Trieb und Belohnung (einschließlich das Verlangen nach Nahrung) reguliert.
„Der Dopaminspiegel wurde durch die Messung der Homovanillinsäure, dem Hauptdopaminmetabolit, bestimmt“, sagte sie.

„Essen initiiert eine Dopaminfreisetzung, was ein Belohnungsgefühl durch die Nahrung stimuliert. Die Belohnungsreaktion ist ein wichtiger Teil des Essens, weil es bei der Regulierung der Nahrungsaufnahme hilft“, sagte Leidy.

„Das Dopaminniveau ist bei übergewichtigen oder fettleibigen Personen ‚abgestumpft‘, was bedeutet, dass es einer größeren Stimulation – oder Nahrung – bedarf, um Gefühle der Belohnung zu entlocken“, sagte sie.
„Wir sahen ähnliche Reaktionen bei Personen, die das Frühstück ausließen.

„Um der Tendenz, zu viel zu essen, entgegenzuwirken, und eine Gewichtszunahme zu verhindern, die als Folge der erhöhten Nahrungsaufnahme auftritt, sollte das Ernährungsverhalten identifiziert werden, welches diese Belohnungsgefühle hervorruft und das Verlangen nach fetter Nahrung reduziert. Frühstück, besonders reich an Protein, scheint dies zu vermögen.“

Teilnehmer der in Nutrition Journal herausgegebenen Studie waren junge Frauen in einem durchschnittlichen Alter von 19 Jahren. Leidy sagte, dass die Befunde aber wohl auch auf ältere Erwachsene verallgemeinert werden können.

© PSYLEX.de – Quelle: University of Missouri / Nutrition Journal, Oktober 2014

Gehirn hat einen internen ‚Kalorienzähler‘

22.10.2014 Während Sie ein Menü überfliegen oder die Regale in einem Supermarkt prüfen, werden Sie wahrscheinlich in ihre Wahl einfließen lassen: wie gut es schmecken wird, ob es nahrhaft ist, oder ob sie Lust drauf haben. Eine neue Studie zeigt, dass bei diesen Überlegungen auch eine interne Kalorienüberprüfung im Gehirn die Nahrungsmittel beurteilt und diejenigen mit den meisten Kalorien bevorzugt.

Gehirn, Nahrung, Essverhalten

„Frühere Studien haben herausgefunden, dass Kinder und Erwachsene eher Nahrungsmittel mit vielen Kalorien wählen“, sagt der Studienautor Alain Dagher, Neurologe am Montreal Neurological Institute. „Die leichte Verfügbarkeit und niedrigen Kosten hochkalorischer Lebensmittel sind für die Zunahme an Fettleibigkeit verantwortlich gemacht worden. Ihr Konsum wird im Wesentlichen durch die erwarteten Wirkungen dieser Nahrungsmittel bestimmt, was wahrscheinlich durch Erfahrung erlernt wird.“

„Unsere Studie versuchte zu bestimmen, wie das Bewusstsein der Menschen vom kalorischem Inhalt die Gehirnbereiche beeinflusst, die bei der Beurteilung der Nahrungsoptionen beteiligt sind“, sagt Dagher.

„Wir stellten fest, dass die Gehirnaktivität dem echten kalorischen Inhalt der Nahrung folgte.“

Für die Studie wurden 29 gesunde Teilnehmer gebeten, sich 50 Bilder bekannter Lebensmittel anzuschauen. Die Teilnehmer sollten bewerten, wie sehr sie jedes Produkt mochten (auf einer Skala von 1 bis 20), und sie sollten den Kaloriengehalt schätzen.

Überraschenderweise schätzten sie die Kalorienmenge der verschiedenen Lebensmittel schlecht ein (vielleicht hatten sie noch keine Diät gemacht), und doch boten sie in einer anschließenden, simulierten Auktion am meisten für die Nahrungsmittel, die viele Kalorien hatten.

Die Ergebnisse der funktionellen Gehirnscans (während sich die Teilnehmer die Lebensmittelbilder ansahen) zeigten, dass die Aktivität im ventromedialen präfrontalem Cortex (Gehirnregion, die den Wert von Reizen kodiert und unmittelbaren Konsum vorhersagt) ebenfalls dem echten kalorischen Inhalt der Nahrung entsprach.

Die expliziten Einschätzungen der Teilnehmer (wie sehr sie ein Lebensmittel mochten) waren andererseits mit der Aktivität in der Insula verbunden, einer Gehirnregion, die mit der Verarbeitung der sensorischen Eigenschaften von Nahrung zu tun hat.

Wenn man die Gründe für die Nahrungswahl der Menschen versteht, könnte dies dabei helfen, die zur Fettleibigkeit führenden Faktoren zu kontrollieren, und viele Gesundheitsprobleme, wie hoher Blutdruck, Herzkrankheiten und Typ 2 Diabetes, ließen sich besser angehen.

© PSYLEX.de – Quelle: Psychological Science / McGill Montreal Neurological Institute, Oktober 2014

Emotionale Achtsamkeit fördert gesündere Ernährung

21.11.2014 Wenn Menschen geschult werden, besser auf ihre Emotionen zu achten, kann dies zu einer wirksameren Strategie führen, sich gesünder zu ernähren, als eine bessere Etikettierung der Lebensmittel und ernährungswissenschaftliche Kenntnisse, laut einer aktuellen Studie.

Angesichts steigender Raten bei Fettleibigkeit und Übergewicht drängen Mediziner und Politiker darauf, dem Verbraucher bei seinen Ernährungsentscheidungen zu helfen. Meist konzentrieren sie sich auf Verbesserungen bei Etikettierung und ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse, laut den Forschern von der Universität von Kentucky, USA.

Emotionen und Ernährung
Bild: Ryan McGuire (pixabay)

„Konsumenten sind oft unachtsam“, sagen die Autoren im Journal of Marketing Research. „Wir demonstrieren in unserer Studie nicht nur, dass emotionale Fähigkeiten trainierbar sind und Ernährungsentscheidungen verbessert werden können, sondern auch, dass dieses Training der emotionalen Fähigkeiten auch eine gesündere Ernährungsweise mit sich bringt – als eine Schulung der Ernährungskenntnisse.“

Auswahl gesunder Lebensmittel

Für die Studie erhielten die Teilnehmer eine allgemeine Ausbildung zur Erkennung der grundlegenden Emotionen bei sich und anderen. Danach wurden sie einer Vielzahl von Nahrungsmittelprodukten und Verpackungen ausgesetzt und darum gebeten, ihre Emotionen (und die der anderen) zu notieren.

Beide Gruppen – die emotional geschulten und ungeschulten Teilnehmer – sollten dann einen Snack auswählen.

Tatsächlich wählten die emotional geschulten eher als die nicht geschulten Probanden ein gesundes Lebensmittel.

Gewichtsabnahme

Die Teilnehmer beider Gruppen wurden drei Monate später gewogen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die emotional trainierten Studienteilnehmer im Durchschnitt Gewicht verloren, während die Teilnehmer der unachtsamen Gruppe Gewicht zugenommen hatten.

Die Forscher schlossen: Man sollte dem Verbraucher den Aufbau einer emotionalen Achtsamkeit erleichtern, statt auf das Lesen der Lebensmitteletiketten hinweisen.

„Mit einem besseren Verständnis für ihre Gefühle, und wie man Emotionen benutzen kann, um bessere Entscheidungen zu treffen, essen die Leute nicht nur besser, sie werden mit größerer Wahrscheinlichkeit auch glücklicher und gesünder; denn sie achten dann auch mehr auf ihr allgemeines Wohlbefinden“, sagten die Forscher.

© PSYLEX.de – Quelle: Journal of Marketing Research / Universität von Kentucky, November 2014

Essen mit der Familie steht im Zusammenhang mit gesünderen Essverhalten – unabhängig davon, wie gut die Familie funktioniert

23.11.2018 Häufigere gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie stehen mit einer gesünderen Ernährung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zusammenhang, unabhängig davon, auf welcher Ebene die Familie bei der Bewältigung des täglichen Lebens, der Kommunikation und der emotionalen Verbindung funktioniert.

In dieser Studie wurden von den Forschern um Kathryn Walton vom Fachbereich Psychologie der Universität Guelph, Ontario, Canada Daten von 2.728 Teenagern und jungen Erwachsenen (14 bis 24 Jahre) herangezogen, die zu Hause bei ihren Eltern lebten. Außerdem wurden Angaben über die Häufigkeit von Familienmahlzeiten, verzehrten Lebensmitteln und den Grad der Familienfunktion erfasst.

Häufige Familienmahlzeiten wurden mit dem Verzehr von mehr Obst und Gemüse und weniger Fast Food und Takeout-Food bei den jungen Menschen in Verbindung gebracht – sowohl in gut funktionierenden als auch in schlecht funktionierenden Familien.

Die im Fachblatt JAMA Network Open veröffentlichten psychologischen Befunde deuten darauf hin, dass Familienessen eine gute Möglichkeit sind, eine gesündere Ernährung und Essverhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Network Open – doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.5217

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