Selbstwertgefühl (Psychologie, Psyche)

Forschung und News, die sich mit dem Selbstwertgefühl, der Selbstwertschätzung bzw. Selbstachtung, Selbstvertrauen auseinandersetzen.

Schulden machen erhöht Selbstwertgefühl

Schulden können tatsächlich einigen jungen Erwachsenen eine Steigerung des Selbstbewusstseins verschaffen

Höheres Selbstbewusstsein durch Schulden

Forscher der Ohio Landesuniversität sahen sich 3.079 junge Erwachsene an und fanden, dass jene, die zwischen 18 und 27 Jahre waren, ein höheres Selbstbewusstsein und ein größeres Gefühl der Kontrolle über ihr Leben bekamen, wenn sie höhere Kreditkarten- und Collegedarlehensschulden hatten.

„Wir nahmen an, dass Collegeschulden als positiv betrachtet werden könnten, weil es eine Investition in ihre Zukunft ist, während Kreditkartenschulden negativer betrachtet werden könnten“, sagte Hauptautorin Rachel Dwyer, Dozentin für Soziologie in einer Universitätspressemitteilung. „Überraschenderweise stellten wir jedoch fest, dass beide Arten von Schulden positive Wirkungen für junge Leute hatten. Die Art der Schulden war nicht wichtig, es steigerte ihr Selbstbewusstsein und ihr Gefühl für Kontrolle“.

Am stärksten bei Personen niedrigen Einkommens

Die Verbindung zwischen Schulden und verbessertem Selbstwertgefühl war am stärksten unter jenen von Familien mit den niedrigsten Einkommen, während jene mit reichen Familien keine Aufwertung des Selbstbewusstseins dadurch erlebten, Schulden zu haben, laut der vor in Social Science Research herausgegebenen Studie.

„Für die reichsten jungen Leute sind die meisten Ressourcen und Optionen verfügbar, so dass Schulden keine wichtige Sache für sie sind“, sagte Dwyer. „Die Gruppen, die die Schulden am meisten brauchen – die mittlere und niedrigere Klasse, erlebten den größten Nutzen für ihr Selbstkonzept, aber können sich auch mit den größten Schwierigkeiten konfrontiert sehen beim Abzahlen dessen, was sie schulden.“

Eines Tages beginnt dann der Stress

Die Forscher stellten auch fest, dass Zeichen von Stress durch das Ansammeln der Schulden bei den ältesten Teilnehmern, jenen von 28 bis 34 Jahren, offensichtlich zu werden begannen.

„Um das Alter 28 herum, merken sie langsam, dass sie überschätzten, wie viel Geld sie in ihren Jobs verdienen werden“, sagte Dwyer. „Als sie die Darlehen nahmen, haben sie gedacht, dass sie ihre Schulden leicht abzahlen würden, und es stellt sich heraus, dass es nicht so leicht ist, wie sie gehofft hatten.“

Für die Studie, finanziert von der National Science Foundation, benutzten die Forscher Interviews, die vom U.S. Bureau of Labor Statistics geführt wurden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Science Research, Juli 2011

Menschen mit geringem Selbstwertgefühl bleiben eher in einer unglücklichen Beziehung

28.02.2015 Forscher der Universität Waterloo stellten fest, dass Personen mit einer niedrigeren Selbstachtung, Beziehungsprobleme wahrscheinlicher nicht mit dem Partner diskutieren, weil dessen Ablehnung gefürchtet wird.

Für die Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die intime Kommunikation zwischen den Partnern. Sie untersuchten die Auswirkung auf eine Beziehung, wenn einer der Partner an einer geringeren Selbstwertschätzung leidet.

Konfrontationen vermeiden

„Wir haben festgestellt, dass Teilnehmer mit einem negativeren Selbstkonzept oft Zweifel und Ängste über das Ausmaß haben, in dem sich andere Menschen für sie interessieren“, sagte Autorin Megan McCarthy. „Dies kann Personen mit geringem Selbstwert in die Defensive drängen, wie z.B. Konfrontationen zu vermeiden.“

Die Studie kann dabei helfen zu verstehen, wie eine vertrautere Partnerkommunikation das Liebesleben von Menschen überall auf der Welt verbessern könnte.

„Wenn Ihr Partner / Ihre Partnerin sich nicht offen und aufrichtig an einem Gespräch über die Beziehung interessiert zeigt“, sagte McCarthy“, muss es nicht sein, dass es an Interesse mangelt. Es kann sein, dass er/sie sich unsicher fühlt und Angst vor Verletzungen hat.“

Angst vor negativen Folgen

Die Untersuchung legt nahe, dass der Unwille sich mit Beziehungsproblemen auseinanderzusetzen, bei Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl mit der Angst vor negativen Folgen zusammenhängt. Die Betroffenen glauben, dass sie mit dem Ansprechen der Probleme Ablehnung von ihrem Partner und Schäden an ihrer Beziehung riskieren, und es zu einer größeren allgemeinen Unzufriedenheit in der Beziehung führen könnte.

„Wir denken vielleicht, dass es konstruktiv ist, wenn wir ruhig bleiben in einer Art ‚verzeih und vergiss‘ Weise, und sicher, das trifft oft bei kleineren Problemen zu“, sagte McCarthy. „Aber, wenn es um ernste Angelegenheiten in einer Beziehung geht, kann es sehr destruktiv sein, wenn man vermeidet, diese Probleme anzugehen.“

McCarthy und ihre Kollegen möchten in einer zweiten Studie die Auswirkungen eines wachsendes Selbstwertgefühls bzw. eines größeren Einflusses auf die Kommunikation in einer (unglücklichen) Beziehung untersuchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Waterloo, The Society for Personality and Social Psychology; Feb. 2015

Gedanken an den Tod: Für Menschen mit geringem Selbstwertgefühl beunruhigender

Eine neue Studie der University of Kent hat herausgefunden, dass Menschen mit einer geringeren Selbstachtung eine Reihe von Flucht- bzw. Abwehrmechanismen benutzen, um Gedanken an die eigene Sterblichkeit zu vermeiden.

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Bild: George Hodan

Bedauerlicherweise sind die meisten dieser Praktiken ungesund und können auch gewohnheits- bzw. suchtbildend sein.

Dr. Arnaud Wisman und Kollegen fanden Belege in fünf Studien, dass Personen mit niedriger Selbstwertschätzung bei Erinnerungen an ihre eigene Sterblichkeit versuchen, den Fokus von sich selbst wegzulenken.

Die Forschungsarbeit fand eine empirische und eine kausale Verbindung zwischen Teilnehmern mit niedrigem Selbstwertgefühl, die sich unbewusst Sorgen um ihre eigene Sterblichkeit machten, und einer Reihe von Wegen, dieser Selbsterkenntnis zu entkommen. Die Studien zeigten diese Verbindung sowohl in als auch außerhalb des Labors.

Zum Beispiel: Vor dieser Selbsterkenntnis wird oft geflüchtet, indem

  • man es vermeidet, über sich selbst zu schreiben,
  • durch einen erhöhten Alkoholkonsum und
  • durch die Vermeidung selbstbezogener Gedanken,

schreiben die Forscher im Journal of Experimental Social Psychology.

Zusätzlich zu einem erhöhten Alkoholkonsum als Reaktion auf eine Erinnerung an die Sterblichkeit, sind bei Personen mit geringem Selbstwertgefühl mit größerer Wahrscheinlichkeit auch andere risikobehaftete Verhaltensweisen anzutreffen: wie

um diesen ’negativen‘ Gedanken zumindest kurzfristig zu entkommen.

Die Forscher glauben, dass die Befunde zu proaktiveren Strategien bei Personen mit geringerer Selbstachtung führen könnten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Kent, Journal of Experimental Social Psychology; August 2015

Menschen mit geringerer Selbstachtung schreiben häufiger Sofortnachrichten

27.04.2017 Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Fresenius zur angewandten Psychologie benutzen Menschen mit geringerem Selbstwertgefühl häufiger Instant Messenger von Facebook und Whatsapp.

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Bild: marcino/pixabay

Studienautorin Fernanda Heinke befragte 267 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 71 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten von Instant-Messaging-Diensten, ihrer Lebenszufriedenheit, der Geselligkeit und ihrer Selbstachtung.

Es zeigte sich, dass Teilnehmer, die viel über diese Dienste kommunizierten, ein deutlich geringeres Selbstwertgefühl hatten.

Heinke vermutet, dass eine starke Nutzung der Instant-Messenger und die dadurch ermöglichte Kommunikation mit Freunden und Bekannten eine Möglichkeit zur Steigerung der Selbstachtung für Personen mit geringem Selbstwertgefühl sein könnte.

Laut den Befunden der Studie besteht eine Verbindung zwischen Intensität der Nutzung dieser Dienste und der Ausprägung des Selbstwerts: Je geringer das Eigenwertgefühl einer Person, desto mehr Nachrichten werden täglich kommuniziert, schließt Heinke.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Hochschule Fresenius; April 2017

Wenn der Selbstwert abhängig vom Streben nach Geld ist, hat dies negative psychologische Konsequenzen

31.05.2017 Obwohl Menschen, die in Konsum-Gesellschaften wie den USA und Deutschland leben, oft glauben, sie würden glücklicher, wenn sie mehr Geld hätten, legen die Ergebnisse einer neuen im Fachblatt Personality and Social Psychology Bulletin veröffentlichten Studie etwas anderes nahe.

Negative psychologische Folgen

Wenn Menschen ihr Selbstwertgefühl an das Streben nach finanziellem Erfolg koppeln, sind sie anfälliger für negative psychologische Konsequenzen, sagt Studienautorin Lora Park, Professorin für Psychologie an der Universität Buffalo.

Wird die Selbstachtung verbunden mit Einkommen, Wohlstand bzw. dem finanziellen Erfolg,

  • zieht man auch eher sozioökonomische Vergleiche mit anderen,
  • empfindet weniger Autonomie und Kontrolle über das eigene Leben,
  • und mehr finanzielle Probleme, Stress und Angst.

Diese Erkenntnisse zeigten sich auch nach der Berücksichtigung anderer Variablen wie Finanzstatus, materialistische Werte und Bedeutung der finanziellen Ziele.

Streben nach Geld

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Bild: Niek Verlaan

Die Menschen denken nicht oft an die möglichen Nachteile, wenn ihre Identität und ihr Selbstwertgefühl an finanzielles Streben gebunden ist, denn unsere Gesellschaft wertet Wohlstand und Reichtum als Modell mit Vorbildcharakter, wie man in der Welt sein sollte, sagt die Psychologin.(Psychologie des Geldes)

Es ist wichtig, diese Nachteile zu erkennen, weil die Menschen auf dieses Ziel als eine Quelle des Selbstwertgefühls hinarbeiten, ohne zu erkennen, dass es diese unbeabsichtigten psychologischen Folgen hat.

In ihrer Studie mit 349 Studenten und einer national repräsentativen Gruppe von 389 Teilnehmern entwickelten die Forscher zunächst eine Skala zur Messung der finanziellen Kontingenz des Selbstwerts (CSW – financial Contingency of Self-Worth) bzw. dem Grad, in dem die Menschen ihr Selbstwertgefühl auf den finanziellen Erfolg stützen und führten eine Reihe von Experimenten durch, um die psychologischen Auswirkungen einer Bedrohung der finanziellen Sicherheit zu untersuchen.

Die Schlüsselbefunde waren:

  • Sollten die Teilnehmer über einen finanziellen Stressor schreiben, fühlten sie sich in ihrer Autonomie bedroht. Sie koppelten sich eher von ihren finanziellen Problemen ab – sie gaben auf, nach Lösungen zu suchen.Dies beobachteten die Psychologen aber nicht bei Menschen, deren Selbstachtung nicht an den finanziellen Erfolg gekoppelt war oder bei denen, die über einen akademischen Stressor schreiben sollten.
  • Menschen, die ihr Selbstwertgefühl auf den finanziellen Erfolg basierten, benutzten häufiger negative emotionsgebundene Wörter wie Traurigkeit und Wut, sagte Park. Das zeige, dass schon allein das Denken über ein finanzielles Problem eine Menge Stress und negative Emotionen in diesen Personen erzeugte.Dieser Effekt wurde aber beseitigt, wenn die Teilnehmer dazu gebracht wurden, über ihre Stärken nachzudenken und damit sich selbst zu bejahen.
  • Wurden Menschen, die ihren Selbstwert auf finanziellen Erfolg basierten, überzeugt, dass ihnen eine finanzielle Instabilität in ihrer Zukunft bevorstünde, wurden sie vorsichtiger, wenn es um Entscheidungen zu extravaganten Ausgaben kam.Dies könnte als ein Wunsch dieser Personen interpretiert werden, auch ihr Selbstwertgefühl bei einer finanziellen Bedrohung zu schützen, schlägt die Psychologin Park vor.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Buffalo, Personality and Social Psychology Bulletin; April 2017

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