- Analyse von Selbstmordrisikofaktoren
- Risikofaktor Alkohol: Ein Drittel unter starkem Alkoholeinfluss
- Suizidrisikofaktor: Perfektionismus
- Risikofaktoren für Suizidversuche bei jungen Menschen
- Suizid-Risikofaktoren bei Männern und Frauen
- Berufe mit höherer Suizidanfälligkeit
- Finanzielle Not
- Zwischenmenschliche Gewalttätigkeiten
- Körperliche Krankheiten
- Risikofaktoren für Suizid im Jugendalter
- Verhalten der Eltern
- Krebserkrankungen
- Schädel-Hirn-Trauma
- Chronische Schmerzen
- Übersicht Suizidfaktoren
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte
- Weitere News aus der Forschung dazu
Analyse von Selbstmordrisikofaktoren
Nach einem neuen Bericht ist die für einen Selbstmordversuch verwendete Methode hoch-signifikant, um das Risiko eines anschließenden Selbstmords abzuschätzen.
Dieses Wissen könnte hilfreich bei einer akuten Risikoanalyse sein, die einem Selbstmordversuch folgt.
Vorherige Forschung hat gezeigt, dass diejenigen, die schon mal versucht haben, sich ihr Leben zu nehmen, ein sehr viel höheres Risiko für einen Suizid haben.
Suizid ist eine der häufigsten Todesursachen unter 15 bis 44-jährigen.
Psychiatrische Krankheiten und Drogen-Missbrauch
Andere bekannte Risikofaktoren sind psychiatrische Krankheiten und Drogen-Missbrauch.
Die neue Studie, die Personen folgte, die einen Selbstmordversuch hinter sich hatten, ist eine der ersten Studien, die Gruppen vergleicht, die verschiedene Methoden für ihren Suizidversuch verwendeten.
Die Forscher vom Karolinska Institutet gaben ihre Befunde im British Medical Journal (BMJ) heraus.
Erhängen, Ertrinken, aus hoher Höhe springend oder Schusswaffen
Im Artikel zeigen sie, dass das Risiko des erfolgreichen Selbstmords besonders hoch unter jenen ist, die einen Selbstmordversuch starten, indem sie versuchen sich zu erhängen, ertrinken, aus großer Höhe springen oder Schusswaffen benutzen.
Zum Beispiel ist Suizid nach einem Erhängungsversuch sechsmal wahrscheinlicher und nach einem Versuch zu ertränken viermal wahrscheinlicher als nach einem Vergiftungsversuch, welches die verbreiteste Methode ist.
Die Forscher stellten auch fest, dass das Risiko nach einem Erhängungsversuch sofort besonders hoch war und dass dieselbe Methode oft für sowohl den Selbstmordversuch als auch den erfolgreichen Suizid verwendet wurde.
Suizidrisiko höher, wenn vorheriger Selbstmordversuch gewalttätiger
„Es kann sein, dass die Ergebnisse eine Hilfe bei der akuten Risikoanalyse sind, die einem Suizidversuch folgen“, sagt Professor Bo Runeson, der an der Studie arbeitete.
Es gibt eine Anzahl von wichtigen Faktoren: psychische Krankheiten und suizidale Absicht, aber es ist auch wichtig zu berücksichtigen, ob die Person eine gewalttätige Methode wählte, wenn man das Kurzzeit- und das Langzeitrisiko beurteilt.
Die Studie beinhaltete fast 50.000 Personen, die ins Krankenhaus eingewiesen worden waren, nachdem sie einen Selbstmordversuch unternommen hatten (Zeitperiode 1973-82).
Während der Nachtestzeit, die bis 2003 lief, verübten 12 Prozent bzw. 5.740 dieser Menschen erfolgreich Selbstmord.
Quelle: Faculty of 1000: Biology and Medicine 2009
Risikofaktor Alkohol: Ein Drittel der Selbstmorde unter starkem Alkoholeinfluss
16.07.2014 Bei einem Drittel aller vollzogener Selbstmorde wurde vorher viel Alkohol getrunken laut einer neuen Studie der University of California, Los Angeles (UCLA).
Die Studie, herausgegeben in Annals of Epidemiology, sollte das Suizidrisiko in Verbindung mit dem Trinken bzw. starkem Trinken von Alkohol kalkulieren. Die Forscher sagen, dass die Befunde die Wichtigkeit betonen, Suizidpräventionsprogramme mit denen für die Alkoholprävention zu verbinden.
Statistische Befunde
Nach der Studie wurde Alkoholkonsum bei fast 36 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen festgestellt, die Selbstmord begingen. Weiterhin war eine Blutalkoholkonzentration von 0,008 Gramm pro Liter ein starker Risikofaktor für Suizid in jedem Alter.
Auch zeigten Menschen, die sich selbst umgebracht haben, eine vier bis 20-mal so hohe Wahrscheinlichkeit für eine Phase irgendwann in ihrem Leben, in der sie viel Alkohol tranken. Ein hoher Alkoholkonsum war auch mit der Wahl der tödlichsten Arten, sich das Leben zu nehmen – wie sich zu erschießen oder zu erhängen – verbunden.
„Der Schlüsselbefund ist jedoch, dass die Daten die enorme Häufigkeit (und damit das Risiko) von Alkoholmissbrauch bei suizidalen Menschen zeigen“, sagte Studienautor und UCLA-Professor Dr. Mark Kaplan.
„Diejenigen, die tranken, konsumierten viel Alkohol in der Stunde bevor sie sich umbrachten. Etwas weniger als die Hälfte derer, die vor ihrem Suizid Alkohol tranken, hatten auch alkoholgebundene Probleme in ihrer Krankengeschichte.“ (s.a. Alkoholabhängigkeit und Suizid)
Geschlecht
Der Blutalkoholgehalt war bei Männern und Frauen, die Selbstmord begingen, ähnlich – dies war überraschend, da Männer im Allgemeinen wahrscheinlicher als Frauen (stark) Alkohol trinken.
Laut dem Bericht könnte eine mögliche Erklärung dafür sein, dass Frauen wahrscheinlicher als Männer Suizid begehen, indem sie sich vergiften, und Alkohol wird oft in Verbindung mit anderen Substanzen dafür benutzt.
Alter
Beinahe ein Viertel derjenigen, die Selbstmord im Alter unter 21 begingen, war Alkohol-positiv zur Todeszeit.
Die Forscher empfehlen Medizinern und Politikern, insbesondere auf die Verbindung zwischen starkem Trinken und Suizid unter der minderjährigen Bevölkerung hinzuweisen, indem:
- soziale Medien dazu eingesetzt werden, um auf die Verbindung zwischen Alkoholmissbrauch und dem Risiko für Selbstmord hinzuweisen, und auch Lehrpersonal sollte diese Informationen lehren;
- der Zugang zu Behandlungen von Alkoholmissbrauch verbessert wird;
- die Durchsetzung von Zugangsbeschränkungen zu Alkohol für Minderjährige verbessert wird;
- Eltern über die Risiken unterrichtet werden, Alkohol im Haus aufzubewahren, besonders wenn er nicht weggeschlossen wird.
Die Befunde sollen in der Suizidprävention arbeitende Menschen anhalten, auf den Risikofaktor Alkoholkonsum zu achten, wenn sie suizidalen Menschen helfen, sagte Kaplan.
© PSYLEX.de – Quelle: UCLA, Juni 2014
Suizidrisikofaktor: Perfektionismus
06.10.2014 Menschen, deren Berufe besondere Perfektion/Präzision erfordern (wie z.B. Ärzte, Rechtsanwälte und Architekten) oder die in leitenden Positionen arbeiten, haben ein höheres Risiko für einen Perfektionismus-gebundenen Suizid. Die Befunde legen nahe, dass Perfektionismus ein stärkerer Risikofaktor für Selbstmord ist als anfangs angenommen.
„Es ist dringend notwendig, sich Perfektionismus mit einem personenzentrierten Ansatz als individuellen und gesellschaftlichen Risikofaktor anzusehen, sowie die Ansätze im Gesundheitswesen zur Suizidprävention, wenn man klinische Richtlinien zur Selbstmordrisikoanalyse und Intervention formuliert“, schreibt Forscher Gordon Flett in Review of General Psychology.
Bild: Gerd Altmann
Auf Grundlage ihrer Befunde wünschen sich die Forscher mehr Aufmerksamkeit für diese potentiell zerstörerische Wirkung, und fügen hinzu, dass klinische Richtlinien Perfektionismus als separaten Faktor zur Selbstmordrisikobewertung und Intervention einschließen sollten.
Die Forscher dokumentieren, wie unerbittliche Anforderungen, perfekt zu sein (Perfektionismus) mit Hoffnungslosigkeit und Suizid verbunden ist. Andere erörterte Hauptthemen sind:
- wie perfektionistische Selbstpräsentation und Sichverbergen zu Selbstmorden führen können, die ohne Warnung auftreten und
- wie Perfektionisten oft auf so gründliche und genaue Suizidpläne kommen.
„Unsere zusammengetragenen Daten zeigen die Verbindung zwischen Perfektionismus und Hoffnungslosigkeit (und Suizidalität), und erörtern den Bedarf nach einem individualisierten Ansatz, der das erhöhte Risiko für Perfektionisten erkennt“, sagte Flett. „Sie tendieren auch dazu, Hoffnungslosigkeit, psychischen Schmerz, Lebensstress, Verallgemeinerung und eine Form emotionalen Perfektionismus zu erleben, der die Bereitschaft einschränkt, suizidalen Antrieb und Absichten zu offenbaren.“
© PSYLEX.de – Quelle: Review of General Psychology / University of British Columbia / Western University, September 2014
Risikofaktoren für Suizidversuche bei jungen Menschen
15.03.2019 Wissenschaftler haben erstmals langfristig mögliche Einflussfaktoren untersucht, die bei jungen Hoch-Risiko-Personen zu Suizidversuchen führen könnten.
Die in der The Lancet Psychiatry veröffentlichten Forschungsbefunde untersuchten Fragebogendaten von 16- und 21-Jährigen und fokussierten sich auf Teilnehmer mit Suizidgedanken.
Anhand der Stichprobe von 310 Sechszehnjährigen mit Selbstmordgedanken untersuchten die psychologische Studie, ob die am stärksten gefährdeten Personen identifiziert werden können. Dies könnte Ärzten bei der Beurteilung junger Menschen mit hohem Selbstmordrisiko helfen.
Becky Mars von der Universität Bristol und Kollegen fanden heraus, dass 12 Prozent der Jugendlichen mit Suizidgedanken während der fünfjährigen Nachbeobachtung einen Selbstmordversuch unternahmen.
Prognostizierende Einflussfaktoren
Die Forscher betrachteten viele verschiedene Arten von Prädiktoren und fanden heraus, dass die Risikofaktoren, die am besten geholfen haben, Versuche vorherzusagen,
- nicht-suizidale Selbstverletzungen,
- Cannabiskonsum und der Konsum anderer Drogen,
- die Belastung durch Selbstverletzungen bei Freunden oder Familie und
- ein Persönlichkeitstyp war, der offener für neue Ideen und Erfahrungen ist („Intellekt / Offenheit“).
Risikoindikatoren bei nicht-suizidalen Selbstverletzungen
Die Studie betrachtete auch Faktoren, die Versuche unter denen prognostizierten, die nicht-suizidale Selbstverletzungen im Alter von 16 Jahren berichteten, und fand heraus, dass die besten Indikatoren in dieser Gruppe
- der Konsum von Cannabis und anderen Drogen,
- Schlafprobleme und
- ein weniger extrovertierter Persönlichkeitstyp waren.
Die Forscher fanden heraus, dass junge Menschen, die mit 16 Jahren sowohl suizidale Gedanken als auch nicht-suizidale Selbstverletzungen zeigten, eine besonders risikoreiche Gruppe waren, wobei jeder fünfte Selbstmordversuch während der Nachbeobachtung stattfand.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Lancet Psychiatry, DOI: 10.1016/S2215-0366(19)30030-6
Suizid-Risikofaktoren bei Männern und Frauen
10.12.2019 Eine in JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie mit 14.103 Suizidopfern untersuchte die Risikoprofile für Suizid bei Männern und Frauen in einer allgemeinen Bevölkerungsstichprobe von 265.183 Personen, die nicht durch Selbstmord gestorben sind.
Körperliche Gesundheit
Die Forscher um Jaimie L. Gradus von der Boston University School of Public Health stellten geschlechtsspezifische Unterschiede bei Suizidrisiko fest, wobei die körperliche Gesundheit für das Suizidrisiko bei Männern wichtiger ist als bei Frauen.
Psychische Gesundheit
Psychiatrische Erkrankungen und möglicherweise damit verbundene Medikamente waren wichtige Risikofaktoren, mit spezifischen Ergebnissen, die die Klarheit in der Literatur erhöhen können, schreiben die Studienautoren.
Im Allgemeinen waren Diagnosen und Medikamente, die 48 Monate vor dem Selbstmord erfasst wurden, wichtigere Indikatoren für das Suizidrisiko als bei der Messung 6 Monate zuvor.
Personen unter den ersten 5% des vorhergesagten Suizidrisikos schienen 32,0% aller Suizidfälle bei Männern und 53,4% aller Fälle bei Frauen ausmachen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry – doi:https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2019.2905
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