Mögliche Auslöser für einen Suizid
Auf dieser Seite finden Sie mögliche Auslöser für einen Selbstmord (-Versuch). Besondere Umstände, Situationen, Kontexte können den Gedanken (und die Umsetzung), einen Selbstmord für ein probates Mittel zu halten, auslösen bzw. erhöhen.
- Häufige Suizid-Prädiktoren
- Suizidfaktoren bei Älteren: Depression ist eher nicht der Grund
- Schlaflosigkeit: Risikofaktor für Suizidalität?
- Arztsuizid – Drei Hauptfaktoren
- Studie zu lebenslangen Suizidfaktoren und denen in verschiedenen Lebensphasen
- Soziale Risikofaktoren
- Rauchen als Risikofaktor
- Depression als Risikofaktor
- Risikofaktoren für Suizid im Jugendalter
- Gene
- Mobbing
- Schmerz
- Perfektionistische Persönlichkeitsmerkmale
- Schuld der Eltern?
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte
Häufige Suizid-Prädiktoren:
- Erhöhtes Suizidrisiko für Krankenschwestern und Krankenpfleger
- Intelligenz bzw. IQ-Wert
- Alkoholmissbrauch und anderer Drogenkonsum – 60% der Selbstmörder trinken vor ihrem Suizid Alkohol, 1/4 ist betrunken (aber wahrscheinlich ist die Zahl höher) … mehr zu dieser Verbindung hier und unter (Alkoholismus und Suizid). Auch andere Drogen zeigen ähnliche Wirkungen
- Schwere Erkrankung – Eine Studie fand heraus, dass 37% der Selbstmörder bei schlechter Gesundheit war. Bei einer anderen Studie über 88 schwedische Krebspatienten, die sich selbst umbrachten war die Krebserkrankung fortgeschritten oder im Endstadium; s. dazu: Krebs, Suizid bei Epilepsie
- Leukämie-Diagnose
- Körperliche Krankheiten
- Neurologische Erkrankungen (s. Suizid und neurologische Erkrankungen)
- Fibromyalgie
- Gewalttätige Umgebung – Manchmal wählen Misshandelte oder Unterdrückte den Selbstmord, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sehen.
- Berufliche Überforderung / Finanzielle Belastungen (s.a. Berufe / Jobs)
- Frühere Suizidversuche – Menschen, die bereits einen Selbstmordversuch hinter sich haben, zeigen eine erhöhte Anfälligkeit
- Modelllernen – Bestimmte Arten von Modellen können Suizide auslösen: wenn Berühmtheiten sich umbringen; wenn die Selbstmorde großes Aufsehen erregen; wenn Kollegen und Mitarbeiter Selbstmord begehen.
- Isolation, Alleinleben und Verlust von Unterstützung…also soziale Risikofaktoren.
- Bestimmte religiöse Vorstellungen oder Weltanschauungen und Gedanken.
- Depressive Störungen und bestimmte andere psychische Störungen
- Nach einer Studie sind auch HIV-Infektion und Missbrauch Faktoren
- Hüftfrakturen
- Exposition gegenüber Pestiziden
- Psychotische Erfahrungen
- Restless-Legs-Syndrom
- Schädel-Hirn-Traumata
- Schulische Leistung
- Auslöser für erhöhte Suizidalität kann auch eine Scheidung einer Ehe bzw. Auflösung einer Lebensgemeinschaft sein
zur Studie. - Leben in höheren Regionen bzw. Sauerstoffarmut?
- Länder mit der höchsten Lebenszufriedenheit haben auch die höchsten Selbsttötungsraten
- Nutzung von Social Media
- Tinnitus
- Zwischenmenschliche Gewalttätigkeit erhöhen das Risiko für eine Wiederholung des Versuchs.
Suizidfaktoren bei Älteren: Depression ist eher nicht der Grund
24.05.2014 Gesundheit, Geld- und Familienprobleme – nicht Depression – sind die Hauptfaktoren, die Gedanken an Tod und Suizid bei älteren Menschen auslösen, zeigt eine akuelle Studie.
Frühere Forschungsergebnisse haben auf Depressionen als die Hauptursache für Selbstmord unter Senioren gewiesen. Jedoch, die aktuelle Studie mit beinahe 3.500 New York City Bewohnern im Alter von 65 bis 75, stellte fest, dass andere Faktoren als Depression verantwortlich waren (für 75% der Zeit, in der es zu Gedanken an Tod und Suizid kam).
„Wir fragten diesen Bevölkerungsteil direkt, warum sie Gedanken an Selbstmord und den Tod hatten, und die Antworten widersprachen den letzten Studienbefunden – die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer sagte, dass andere Faktoren als Depressionen, wie
- Krankheit,
- Behinderung,
- Schmerz,
- finanzielle Sorgen,
- Familienprobleme und
- Trauerfälle
- (weitere Faktoren s.o.)
diese Gedanken hervorriefen“, sagte Dr. Gary Kennedy, Direktor für Geriatriepsychiatrie am Montefiore Medical Center in New York City.
„Die gegenwärtige Suizidprophylaxe-Intervention richtet sich im Wesentlichen darauf, Depression zu behandeln. Diese unerwarteten Befunde legen aber nahe, dass die Anstrengungen bei der Prävention aufgefächert werden müss, um die hohe Suizidrate unter älteren Menschen zu reduzieren“, fügte Kennedy hinzu, der auch Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschungen am Albert Einstein College der Medizin an der Yeshiva University ist.
Die Befunde, der von den U.S. National Institutes of Health geförderten Studie, wurden vor kurzem beim jährlichen Treffen der American Association for Geriatric Psychiatry vorgelegt.
© PSYLEX.de – Quelle: American Association for Geriatric Psychiatry, Mai 2014
Schlaflosigkeit: Risikofaktor für Suizidalität?
07.07.2014 Selbstmorde werden am wahrscheinlichsten während der dunklen Stunden zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang begangen, sagt eine neue Studie.
Schlafstörungen
Die Forscher weisen auf die wichtigen Auswirkungen für Menschen mit chronischer Schlaflosigkeit (länger als drei Monate) hin. Diese Schlafstörungen betreffen etwa 10 Prozent der Erwachsenen. So könne die Behandlung solcher Schlaflosigkeit helfen, das Selbstmordrisiko zu senken.
„Dies scheinen die ersten Daten zu sein, die nahelegen, dass zyklische Faktoren zur Suizidalität beitragen und erklären könnten, warum Schlaflosigkeit auch ein Risikofaktor für Suizidgedanken und -verhalten ist“, führte der Forscher Michael Perlis von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia aus.
„Diese Ergebnisse sagen nicht nur, dass Alpträume und Schlaflosigkeit bedeutende Risikofaktoren für Suizidverhalten und -gedanken sind, sondern auch: nachts wach zu sein, könnte in sich schon ein Risikofaktor für Selbstmord sein“, sagte er.
Bild: Gerd Altmann
Obwohl vorherige Studien herausgefunden haben, dass Selbstmorde häufiger am Tag auftreten, wiesen die Forscher darauf hin, dass diese Studien nicht das Verhältnis berücksichtigten (nämlich die unterschiedliche Anzahl der Personen, die tagsüber wach sind).
Mit Hilfe des National Violent Death Reporting System waren die Forscher in der Lage, die geschätzten Zeiten der Selbstmorde zu analysieren. Sie erhielten auch Informationen von der American Time Use Survey über den Anteil der US-Amerikaner, die zu den betreffenden Stunden wach waren.
Die Zeiten, zu denen Selbstmorde auftraten, wurden in Ein-Stunden-Gruppen gegliedert, gewichtet durch die Proportion der Menschen, die zu dieser Zeit wach waren.
Am häufigsten zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens
Nach der Analyse von 35.000 Suiziden fanden die Forscher heraus, dass die Selbstmordhäufigkeit zwischen Mitternacht und 5:59 morgens 3,6-mal höher als erwartet ausfiel.
Die Studie ergab, dass die mittlere Suizidrate 10,27 Prozent pro Stunde nach Mitternacht betrug. Sie erreichte den Höchststand zwischen zwei und drei morgens mit 16,27 Prozent. Während des Tages lag die mittlere Selbstmordrate pro Stunde bei 2,13 Prozent.
Die Studie wurde in der Zeitschrift Sleep und beim jährlichen Meeting der Associated Professional Sleep Societies in Minneapolis, USA, präsentiert.
© PSYLEX.de – Quelle: Universität von Pennsylvania/Sleep, Juli 2014
Arztsuizid – Drei Hauptfaktoren
04.09.2014 Eine neue Analyse fand eine erstaunlich hohe Suizidalität bei Ärzten in den folgenden Kategorien: Ärzte, die für ihren Beruf ungeeignet zu sein scheinen; Mediziner, die eine Praxis allein betreiben und/oder jene, die Benzodiazepin-Medikamente (Beruhigungsmittel, Anxiolytika) einnehmen.
Rate
Die Analyse – erschienen in der Zeitschrift General Hospital Psychiatry – stellte fest, dass sieben von 141 Tennessee (USA) Ärzten (durchschnittliches Alter 51) einen Suizidversuch hinter sich und fünf sich suizidiert hatten – eine Rate, die 175-mal höher als die in der Allgemein-Bevölkerung von Tennessee ist (0,02 Prozent). Anm.: Auch in Deutschland ist die Suizidrate unter Ärzten am höchsten. Verglichen mit anderen Berufen liegt sie sehr viel höher (bei Ärztinnen ist sie noch stärker ausgeprägt).
3 Hauptfaktoren
- „Ungeeignet für den Beruf zu sein, bedeutet Einkommensverlust, Verlust an sozialen Kontakten und Verringerung des sozialen Status. Es ist sehr belastend“, sagte Reid Finlayson, Professor für klinische Psychiatrie und medizinischer Direktor des Vanderbilt Comprehensive Assessment Program.
- Finlayson bemerkte auch, dass allein praktizierende Ärzte oftmals ein Gefühl der Isolation entwickeln. „Es liegt auch nahe: In Gemeinschaftspraxen oder im Krankenhaus arbeitende Ärzte haben Kollegen, die sehen, was mit einem los ist. Man steht unter Beobachtung und kann aufgefordert werden, sich Hilfe zu suchen.“
- Und Ärzte, die Benzodiazepine wie Valium und Xanax einnahmen, und eine angebotene Behandlung ablehnten, machten weiter mit dem Medikamenten-Missbrauch bis zum Selbstmord.
„Der mit dem Arztberuf verbundene extreme Stress und die relativ hohen Raten suizidalen Verhaltens zeigen die Wichtigkeit die Ärzte mit einem hohen Risiko zu identifizieren“, sagte er.
Bei drei der fünf Ärzten, die Selbstmord begingen, waren hinsichtlich ihrer Verschreibungen Ermittlungen angestellt worden.
Benzodiazepine
„Das legt nahe, dass die Benzodiazepin-einnehmenden Ärzte sich die Medikamente selbst verschrieben und auch eher öfter ihren Patienten verordneten, und so zum epidemischen Medikamentenmissbrauch beitrugen.“
Finlayson sagte, dass bei der näheren Untersuchung der Interviews und umfangreichen Tests mit diesen Ärzten (die sich später selbst umbrachten) nur wenig auf suizidales Verhalten deutete.
„Unsere nächsten Schritte sind, Wege auszuprobieren und vorherzusagen, ob ein Arzt versuchen wird, sich zu suizidieren“, sagte er.
„Es mag ein wenig verfrüht sein, aber das nächste Mal, wenn ich einen Arzt beurteile – der Benzodiazepine nimmt – werde ich mich mehr anstrengen, sie in ein Entgiftungsprogramm zu bekommen. Der Gebrauch von Benzodiazepinen scheint ein wichtiger Risikofaktor für Selbstmord zu sein.“
© PSYLEX.de – Quelle: Quelle: Vanderbilt Universität / General Hospital Psychiatry, August 2014
Studie zu lebenslangen Suizidfaktoren und denen in verschiedenen Lebensphasen
19.01.2020 Eine Überprüfung von Studien über Suizidfaktoren in verschiedenen Lebensphasen der Menschen sowie über die Wirksamkeit von Bewertungs- und Behandlungsansätzen hat ergeben, dass zwar einige Faktoren wie Genetik und Familiengeschichte lebenslang eine Rolle für das Suizidrisiko spielen, dass aber andere Faktoren wie klinische Depressionen, Substanzmissbrauch, mangelnde soziale Unterstützung und wirtschaftliche Faktoren nach der Jugend stärker werden.
Die im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlichte Forschungsarbeit von Seena Fazel von der Universität Oxford und Kollegen stellt fest, dass die individuellen Faktoren für Selbstmord: Depression, Bipolare Störung, Schizophrenie-Spektrum-Störungen, Drogensucht, Epilepsie und traumatische Hirnverletzungen die Wahrscheinlichkeit eines vollendeten Suizids im Laufe des Lebens jeweils um mehr als das Dreifache ansteigen lassen.
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass bei der Beurteilung und Behandlung des Suizidrisikos und der Faktoren zu beachten gilt:
- eine Person mit Suizidgedanken kann selbst dann ein Suizidrisiko haben, wenn es nur wenige offensichtliche Symptome einer psychiatrischen Störung gibt;
- das Suizidrisiko sollte unter Berücksichtigung prädisponierender und auslösender Faktoren bewertet werden;
- das Suizidrisiko sollte durch regelmäßige Nachsorge und eine kurze psychologische Therapie behandelt werden;
- bei Personen mit Symptomen einer psychischen Erkrankung sollte auch eine pharmakologische Behandlung in Betracht gezogen werden;
- die suizidale Person, Familienmitglieder und diejenigen, die die Pflege leisten, sollten alle an der Gewährleistung einer sicheren Umgebung mit der Entfernung von Suizidmitteln wie Waffen oder bestimmte Medikamente beteiligt sein;
- wenn das Suizidrisiko als hoch oder ungewiss angesehen wird, sollte die Person unverzüglich an psychosoziale Dienste überwiesen werden,
- und es sollte der Einsatz von Risikobewertungsinstrumenten in Erwägung gezogen werden, um die Risikostratifizierung und die Kommunikation zwischen den Diensten zu unterstützen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Oxford; N Engl J Med 2020; 382:266-274 – DOI: 10.1056/NEJMra1902944
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