Psychosomatik / Psychosomatische Medizin

Definition

Psychosomatik oder Psychosomatische Medizin ist ein interdisziplinäres psychologisch-medizinisches Feld zur Erforschung der Beziehungen zwischen sozialen, psychischen und Verhaltensfaktoren und körperlichen Prozessen und der Lebensqualität bei Menschen und Tieren.

Die psychosomatische Medizin integriert interdisziplinäre Evaluations- und Behandlungformen diverser Fachgebiete wie Psychologie, Psychiatrie, Neurologie, Innere Medizin, Chirurgie, Allergie, Dermatologie und Psychoneuroimmunologie. Klinische Situationen, in denen psychische Prozesse als wesentliche Faktoren für medizinische Befunde wirken sind Bereiche, in denen die psychosomatische Medizin zuständig ist.

Psychosomatik setzt sich zusammen aus (psyché für Atem, Seele und soma für Körper, Leib).

Die Psyche kann die Heilung (körperlicher) Verletzungen behindern

22.07.2014 Die Gesundung von Muskel-Skelett-Verletzungen kann beeinträchtigt werden, wenn man unter psychischen Störungen leidet, sagt eine aktuelle Studie.

Psychosomatische Medizin

Laut der University of Michigan and VA Ann Arbor Healthcare System (USA) haben Muskel-, Knochen oder Gelenkverletzungen dazu geführt, dass etwa 60 Prozent der im Irak eingesetzten US-Armeesoldaten außerstande waren, in den aktiven Dienst zurückzukehren.

Die Zahlen zeigten auch, dass fast die Hälfte mit einer psychischen Störung – wie etwa posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) – diagnostiziert worden waren.

Die Forscher stellten fest, dass die verletzten Soldaten relativ lange brauchten, um sich von ihren körperlichen Verletzungen zu erholen, wenn sie psychisch erkrankt waren.

Der leitende Autor Andrew Schoenfeld kommentierte:

  • „Erinnerungen an den Unfall, der die Verletzungen verursachte,
  • mitzuerleben, wie eine nahestehende Person verletzt oder getötet wird, oder
  • Komplikationen durch die Verletzung,

können Auslöser für psychosomatische Probleme sein, welche die Erholung erschweren können.“

Er sagte, dass das Trauma durch das Erlebte sowohl lang anhaltende negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben als auch „die körperliche Gesundung selbst behindern“ kann.

Die in Journal Of Bone and Joint Surgery präsentierte Forschungsstudie wies auch darauf hin, dass ein niederer Rang (der oft in Verbindung mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status einhergeht) eine weitere Vorhersagevariable für eine schlechtere Genesung sein kann.

© PSYLEX.de – Quelle: University of Michigan and VA Ann Arbor Healthcare System / Journal Of Bone and Joint Surgery, Juli 2014

Psychische und körperliche Erkrankungen treten bei Jugendlichen oft zusammen auf

09.04.2015 Schweizer und deutsche Forscher analysierten die Daten von 6.469 Jugendlichen aus den USA und stellten fest, dass bei 35,3% mindestens eine psychische und eine körperliche Erkrankung auftraten. Dabei konnten Muster festgestellt werden.

Die Wissenschaftler um Dr. Marion Tegethoff von der Universität Basel und der Ruhr-Universität Bochum untersuchten Teenager (13-18 Jahre alt) und veröffentlichten ihre Befunde in der Zeitschrift Psychosomatic Medicine.

Psyche Körper - Psychosomatik
Bild: Gerd Altmann (pixabay)

Die Forscher konnten keine Ursache-Wirkung-Beziehung herstellen, da die Teilnehmer nur zu einem Zeitpunkt untersucht worden waren (Querschnittsstudie).

Die psychosomatischen Befunde

  • Die stärkste Verbindung fanden sie zwischen stimmungsabhängigen Störungen (z.B. Depression) und Verdauungskrankheiten.
  • Angststörungen zeigten einen Verbindung mit Arthritis, Herzbeschwerden und Verdauungskrankheiten.
  • Essstörungen zeigten ähnlich starke Verbindungen mit Krampfanfällen (Epilepsie).

Soziodemographische Faktoren wurden bei der Auswertung der Daten berücksichtigt und waren nicht verantwortlich.

„Zukünftige Studien sollten Risikofaktoren sowie die zugrunde liegenden biologischen und psychologischen [psychosomatischen] Mechanismen identifizieren, um interdisziplinäre Behandlungsansätze zu entwickeln“, sagte Tegethoff.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychosomatic Medicine (American Psychosomatic Society), Universität Basel, Ruhr-Universität Bochum; April 2015

Familienauflösungen mit größeren psychosomatischen Problemen bei Kindern verbunden

30.04.2015 Trennung bzw. Scheidung der Eltern ist mit einem erhöhten Risiko psychosomatischer Probleme bei den Kindern verbunden; ein gemeinsames Sorgerecht scheint jedoch weniger problematisch als ein alleiniges zu sein laut einer schwedischen Studie der ForscherInnen Malin Bergström, Emma Fransson, Bitte Modin.

Rate der Familienauflösungen stark angestiegen

In den letzten 20 Jahren sind Familienauflösungen in den westlichen Industrie-Ländern immer häufiger geworden, mit der zunehmenden Tendenz eines gemeinsamen Sorgerechts. Allein in Schweden ist die gemeinsame Erziehung trotz Trennung von 1-2 % der Kinder während der 1980er auf 40% im Jahr 2010 angestiegen.

Frühere Forschungsstudien haben nahegelegt, dass Kinder getrennter Eltern anfälliger für emotionale und Verhaltensprobleme sind, als in einer Kernfamilie mit zwei Elternteilen aufgewachsene Kinder.

Die aktuelle Studie analysierte deshalb die Daten von fast 150.000 schwedischen 12- und 15jährigen, um festzustellen, ob die häusliche Lebensgemeinschaft mit einem erhöhten Risiko für psychosomatische Probleme verbunden ist.

Kind Scheidung Trennung
Bild: Openclips(pixabay)

Psychosomatische Beschwerden

Es wurden die in den vorangegangenen 6 Monaten berichteten psychosomatischen Beschwerden festgehalten. Der Fokus lag dabei auf

  • Konzentrationsschwierigkeiten;
  • Schlafprobleme;
  • Kopfschmerzen;
  • Bauchschmerzen;
  • Gefühle der Anspannung, Traurigkeit und Schwindel;
  • Appetitlosigkeit.

Die Jugendlichen wurden nach ihren Beziehungen zu ihren Elternteilen gefragt und die Familien hinsichtlich des Zusammenlebens und des Kontakts kategorisiert.

Die Befunde

Geschlecht

Die Auswertung der Daten zeigte, dass Mädchen über mehr psychosomatische Probleme als Jungen in beiden Altern berichteten. Die Forscher weisen aber auch darauf hin, dass Mädchen im Allgemeinen über eine schlechtere psychosomatische Gesundheit berichten als Jungen.

Alleiniges Sorgerecht

Jedoch berichteten Jugendliche, die hauptsächlich nur mit einem Elternteil in Folge einer Familienauflösung zusammenlebten, über die meisten psychosomatischsten Beschwerden, während diejenigen, die mit beiden Eltern in einer Kernfamilie zusammenlebten über die wenigsten berichteten.

Auch der Anteil der Kinder, die die verschiedenen Symptome als ‚oft‘ oder ‚immer‘ beurteilten war am höchsten bei jenen, die mit nur einem Elternteil zusammenlebten.

Gemeinsames Sorgerecht

Kinder, die in einem Setting mit gemeinsamen Sorgerecht lebten, hatten weniger psychosomatische Schwierigkeiten als ihre Altersgenossen, die hauptsächlich oder ausschließlich mit einem Elternteil zusammenzulebten, aber sie hatten mehr als Kinder, die mit beiden Eltern in einer Kernfamilie zusammenlebten.

Diese Befunde galten auch nach der Berücksichtigung einflussreicher Faktoren wie Alter und Herkunftsland.

Und obwohl die Qualität der Beziehung zu ihren Eltern und ihr materielles Wohlbefinden mit der psychosomatischen Gesundheit der Kinder verbunden war, konnte diese nicht die Unterschiede zwischen den in verschiedenen häuslichen Setups aufgewachsenen Kindern erklären.

Studiendesign und Erklärungsversuch

Die Studie konnte keine Ursache-Wirkung-Beziehung (aufgrund ihres Designs) und den Zeitpunkt der Familienauflösung feststellen. Aber ihre Befunde bestätigen die anderer Studien, schreiben die ForscherInnen in der Zeitschrift Journal of Epidemiology & Community Health.

Sie erklären sich die Befunde dadurch, dass psychosomatische Symptome mit Stress verbunden sind, und in zwei verschiedenen Häusern zu wohnen, könnte sehr stressend für Kinder sein.

Aber die positiven Wirkungen des engen Kontakts zu beiden Eltern kann dies überwiegen, sagen sie.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Stockholm Universität / Karolinska Institutet, Journal of Epidemiology & Community Health; April 2015

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