- An der Quelle der Depression im Gehirn angekommen?
- Gehirnstruktur verändert sich, um Depressionen zu kompensieren
- D. verändert weiße Substanz der Hirnstruktur
- Gehirnfunktionen beeinflussen, wie Erfahrungen zu depressiven Störungen beitragen
- Gehirnentwicklung bei D.
- Gehirnaktivität bei D.
- Gehirnerschütterung bei Kindern und D.
- D. und das Default Mode Network
- Das Gedächtnis bei D.
- Gehirnentzündung
- Depression und Gehirnalterung
- Habenula und Depression
- Hypothalamus und Depressionen
- Blut-Hirn-Schranke
- Weitere News- / Forschungsartikel dazu
An der Quelle der Depression im Gehirn angekommen?
19.10.2016 Dank einer im Fachblatt Brain publizierten Forschungsarbeit der Universitäten Warwick und Fudan konnte nun das Verständnis über die physische Wurzel bzw. Manifestation der Depression im Gehirn vertieft werden.
Lateraler orbitofrontaler Cortex
Bild: Paul Wicks, Orbitofrontaler Cortex
Die Studie zeigt, dass Depression den Teil des Gehirns beeinflusst, der bei Non-Rewards (keine Belohnung bekommen) bzw. Bestrafungen involviert ist – dem lateralen orbitofrontalen Cortex – so dass Betroffene Verlustgefühle und Enttäuschung damit verbinden, wenn sie keine Belohnungen erhalten.
Dieses Gebiet des Gehirns wird aktiviert, wenn Belohnungen ausbleiben, und es ist auch mit dem Teil des Gehirns verbunden, der bei der Wahrnehmung des Selbst involviert ist, so dass Gedanken eines persönlichen Verlustes und geringer Selbstachtung auftauchen können, sagte Forscher Prof. Jianfeng Feng.
Medialer orbitofrontaler Cortex
Depression ist auch mit einer verringerten Konnektivität zwischen der Belohnungsregion im mittleren (medialen) orbitofrontalen Cortex und den Gedächtnissystemen im Gehirn verknüpft, was für Betroffene in einem reduzierten Fokus auf glückliche Erinnerungen resultieren kann.
Diese neuen Entdeckungen könnten einen Durchbruch bei der Behandlung von Depression bedeuten, indem die Wurzel der Krankheit angegangen wird und depressiven Menschen geholfen wird, sich nicht mehr auf negative Gedanken zu konzentrieren, sagte Studienautor Prof. Edmund Rolls.
In der Studie wurden die Gehirne von fast 1.000 Menschen in China mit MRT gescannt, und die Verbindungen zwischen dem mittleren und seitlichen orbitofrontalen Cortex analysiert – die verschiedene Bereiche des menschlichen Gehirns miteinander verknüpfen, die bei Depression betroffen sind.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universitäten Warwick und Fudan, Brain – DOI: 10.1093/brain/aww255; Okt. 2016
Gehirnstruktur verändert sich, um Depressionen zu kompensieren
07.03.2017 Eine Studie der University of Southern California hat strukturelle Anomalien bei depressiven Patienten entdeckt, und dass diese Anomalien im Gehirn sich mit einer angemessenen Medikation normalisieren.
Strukturelle Veränderungen im Kortex
Die von Dr. Ravi Bansal und Dr. Bradley S. Peterson durchgeführte Forschungsarbeit konnte damit zum ersten Mal in einer randomisierten, kontrollierten Studie strukturelle Veränderungen im Kortex von Patienten mit Depression während einer medikamentösen Behandlung zeigen, und als erste in vivo Belege anatomischer Neuroplastizität im menschenlichen Gehirn erbringen.
Die im Fachblatt Molecular Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse legen nahe, dass die Verdickung des Cortex eine ausgleichende, neuroplastische Reaktion ist, die hilft, die Schwere von depressiven Symptomen zu verringern, sagte Peterson.
Cortex-Dicke und Schwere der Symptome
Nicht-medikamentös eingestellte Patienten haben einen dickeren Cortex, und je dicker er ist, desto weniger Symptome haben die Patienten. Die Behandlung mit Medikamenten reduziert dann die Schwere der Symptome, was wiederum die Notwendigkeit für eine biologische Kompensation im Gehirn reduziert – also wird der Cortex dünner, und erreicht normale Werte wie bei gesunden Personen, sagte Peterson.
Die Forscher scannten die Gehirne von 41 Patienten mit chronischen Depressionen an der Baseline und 10 Wochen nach dem Beginn der Behandlung, sowie die von 39 gesunden Freiwilligen.
Die Patienten wurden zufällig einer Behandlung mit Duloxetin – einem selektiven Serotonin und Norepinephrin Wiederaufnahme-Hemmer – oder Placebo zugeteilt.
Medikament normalisierte Cortex-Dicke
Während der Studie zeigten die Patienten aus der Duloxetin-Gruppe deutliche Verbesserungen bei den Depressionssymptomen im Vergleich zu denen aus der Placebo-Gruppe.
In der Duloxetin-Gruppe verringerte sich die kortikale Dicke auf das Niveau, das bei den gesunden Teilnehmern vorgefunden wurde, während bei den Placebo-behandelten Patienten eine leichte Verdickung des Cortex beobachtet wurde.
Laut den Forschern legen diese Befunde nahe, dass mit Placebo behandelte depressive Patienten eine weitere Kompensation für ihre anhaltenden Symptome benötigten.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of Southern California, Molecular Psychiatry – DOI: 10.1038/mp.2017.34; März 2017
Depression verändert weiße Substanz der Hirnstruktur
24.07.2017 Laut einer im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichten Studie des Fachbereichs Psychiatrie der Universität Edinburgh können Depressionen die Struktur des Gehirns verändern.
Weiße Substanz
Bild: Gerd Altmann
Veränderungen wurden in Teilen des Gehirns gefunden, die als weiße Substanz bekannt sind. Diese enthält die Nervenbahnen, die es Gehirnzellen ermöglichen, miteinander durch elektrische Signale zu kommunizieren.
Weiße Substanz ist ein wichtiger Bestandteil der Vernetzung des Gehirns und Störungen darin sind mit Problemen der Emotionsverarbeitung und des Denkvermögens verbunden.
Die Studie mit 8.590 Menschen – die größte zu diesem Thema bis heute – vergrößert das Wissen über die Biologie der Depression und könnte bei der Suche nach besseren Diagnosen und Behandlungen helfen.
Unversehrtheit der weißen Substanz gestört
Mit Hilfe modernster bildgebender Verfahren (Diffusion Tensor Imaging) kartierten die Neurowissenschaftler die Struktur der weißen Materie (n=1.089 Gehirnscans) und analysierten die subkortikale graue Substanz (n=1.157) auf Unterschiede zu den Scans von gesunden Kontrollteilnehmern.
Es zeigte sich, dass die Integrität der weißen Materie bei Menschen mit Depressionssymptomen reduziert war. Die gleichen Veränderungen konnten bei Personen ohne depressive Störungen nicht beobachtet werden, schreiben die Forscher.
Assoziationsfasern, Kommissurensysteme, Thalamus
Während die Studienautoren um Xueyi Shen keine signifikanten Unterschiede in den subkortikalen Volumina der grauen Substanz fanden, zeigten sich signifikante Reduktionen bei depressiven Individuen gegenüber Kontrollteilnehmern in der globalen weißen Substanzintegrität:
Sie fanden Reduktionen der Integrität bei den Assoziationsfasern (verknüpfen Hirnregionen innerhalb einer Hirnhälfte), Kommissurensysteme (verbinden die beiden Hemisphären des Gehirns) und Thalamus-Nervenbahnen.
Die Befunde liefern einen weiteren Beleg für die gestörte Unversehrtheit der weißen Substanz bei klinischer Depression, schließen die Forscher.
Als nächstes wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie die Abwesenheit von Veränderungen im Gehirn in Bezug auf einen besseren Schutz vor Distress und eine niedergedrückte Stimmung stehen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Edinburgh, Scientific Reports; Juli 2017
Gehirnfunktionen beeinflussen, wie Erfahrungen zu depressiven Störungen beitragen
12.09.2018 Eine Studie mit Mädchen zeigt, dass jüngste Lebensereignisse depressive Symptome unterschiedlich beeinflussen, je nachdem, wie das Gehirn auf Erfolg und Misserfolg reagiert.
Gehirnreaktionen auf Erfolg / Misserfolg
Eine starke Gehirnreaktion auf Gewinn/Erfolg steigerte die vorteilhaften Auswirkungen positiver Erfahrungen auf die Symptome, während eine starke Reaktion auf Verlust/Misserfolg die schädlichen Auswirkungen negativer Erfahrungen auf die Symptome verstärkte.
Die in Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging veröffentlichten Ergebnisse helfen besser zu verstehen, wie zwei Arten von bekannten Risikofaktoren für Depressionen, die Exposition gegenüber Lebensereignissen und die neuronale Reaktion auf Gewinne und Verluste, interagieren könnten, um Depressionen zu beeinflussen, schreiben die Wissenschaftler um Katherine Luking von der Stony Brook Universität, New York.
Hirnfunktionen beeinflussen, wie Lebenserfahrungen auf das Depressionsrisiko wirken
Der Zusammenhang zwischen Hirnreaktion, Auswirkungen täglicher Erfahrungen und depressiven Symptomen in der Studie zeigt, dass die Hirnfunktionen beeinflussen, wie Lebenserfahrungen zum Risiko und zum Schutz vor depressiven Symptomen beitragen.
Bild: John Henkel, FDA
violett=Caudatus u. Putamen,
orange=Thalamus
Insbesondere die Exposition gegenüber negativen Lebensereignissen ist stark mit einem erhöhten Risiko für Depressionen verbunden. Die Studie ist insofern neu, als sie über negative Ereignisse hinausgeht, um die einzigartigen Auswirkungen von positiven und negativen Lebensereignissen auf depressive Symptome während einer anfälligen Zeit in der Entwicklung, der frühen Adoleszenz, zu untersuchen, sagte Luking.
Aktivität im ventralen Striatum
Die Mädchen im Alter von 8-14 Jahren führten eine Aufgabe durch, bei der sie Geld gewinnen oder verlieren konnten. Teilnehmerinnen mit einer stärkeren Gehirnreaktion im ventralen Striatum auf den Sieg zeigten eine Beziehung zwischen positiven Lebensereignissen, die von ihrem Verhalten abhängen – wie z.B. eine neue Freundin zu finden – und reduzierten depressiven Symptomen.
Für Luking bedeutet dies, dass Mädchen, deren Gehirne stärker auf Erfolge ansprechen, besser in der Lage sind, die Vorteile der positiven Erfahrungen zu nutzen, die sie in ihrem eigenen Leben machen.
Die Studie ergab auch, dass Probandinnen mit einer starken Gehirnaktivität auf Verluste eine Beziehung zwischen negativen Lebensereignissen – unabhängig von ihrem Verhalten / ihres Einflusses, wie z.B. einer Naturkatastrophe – und erhöhten depressiven Symptomen zeigten.
Das bedeutet, dass Mädchen, deren Gehirne stärker auf Verluste reagierten, anfälliger für die Auswirkungen negativer Ereignisse sind, insbesondere für solche, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen, schließt Luking.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging – doi.org/10.1016/j.bpsc.2018.07.007
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