Psychische Krankheiten – Depressive Störungen
Forschung und Newsartikel, die sich mit der sogenannten postpartalen Depression (PPD) – auch als Wochenbettdepression, Kindbettdepression, perinatale oder postnatale D. bekannt – beschäftigen.
- Untersuchungen, Screenings
- Symptome
- Postpartale Stimmungskrisen / affektive Störungen
- Behandlung/Therapie von PPD
- Risikofaktoren
- Risikofaktor: Geburtsangst prognostiziert postpartale Depression
- Risikofaktor Schwangerschaftsdiabetes
- Größeres Risiko für postnatale Depression in Großstädten
- Monoaminoxidase A (MAO-A) als Ursache?
- Unterdrückung positiver Emotionen und postnatale Depression
- Vorhersage durch Twitter/Facebook Nachrichten
- Langfristige Folgen
- Folgen
- Tipps, Rat und Hilfe
- Väter / Männer mit PPD
- Depressionsrisiko für Mutter vier Jahre nach Geburt auf Höhepunkt
- Sport gegen postpartale Depression
- Lebenslange Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung
- Jungen (männlicher Nachwuchs) und Geburtskomplikationen als Risikofaktoren
- Wie schlimm wird meine postpartale Depression in einem Jahr sein?
- Postpartale Depressionen können auch noch drei Jahre nach der Geburt vorhanden sein
- Durch Kaiserschnitt / Notfallkaiserschnitt
- Postpartale Wut
- Weitere News/Forschungsartikel dazu
Untersuchungen für Mütter auf postpartale Depression
‚Neue‘ Mütter sollten auf postpartale Depression mindestens ein Jahr lang nach der Geburt untersucht werden, sagen Forscher der Universität von Rochester. Mehrere Screens werden empfohlen, da Depression oft erst nach drei Monaten auftritt. Die Depression kann auch für einen erweiterten Zeitraum bestehen bleiben.
Kinderärzte und andere Ärzte sind vor allem das Ziel der Empfehlung für eine postpartale Depressionsbehandlung und sollten fortfahren, die Reaktionen der Mütter zu überwachen. Viele Kliniken verabreichen den Müttern Fragebögen, wenn sie ihre Kinder bei den Untersuchungen mitbringen.
„Wenn Sie nur früh oder nur einmal untersuchen, werden Sie möglicherweise etwas übersehen“, sagte Linda Chaudron, M.D., Dozentin der Psychiatrie, Pädiatrie und Geburtshilfe und Gynäkologie am medizinischen Zentrum, die eine Studie durchführt, die sich auf PPD konzentriert.
In einer neuen Analyse von Aufzeichnungen einer Kinderklinik, die einen gemeinsamen postpartalen Fragebogen verwendet, um Mütter zu untersuchen, fanden Chaudron und die Forschungsgruppe, dass von den Frauen, die hohe Punktzahlen auf einer Depressionsskala im postpartalen Jahr erzielten, 26 Prozent keine hohen Symptomniveaus der postpartalen Depression bis zu drei Monaten entwickelten, aber von diesen hatten 33 Prozent dann während des Jahres hohe Niveaus. Die Ergebnisse der Studie sind in der Juli Ausgabe der Zeitschrift Ambulatory Pediatrics herausgegeben worden.
„Ich war vom hohen Prozentsatz der Frauen überrascht, die während des Jahres depressiv wurden“, sagte Chaudron.
Symptome
Laut der American Psychiatric Association sind Symptome der postpartalen Depression:
- Traurigkeit,
- Trägheit,
- Erschöpfung,
- Gefühle der Hoffnungslosigkeit,
- Störungen des Schlafs oder Appetits,
- Desinteresse am Baby,
- unkontrolliertes Weinen,
- Stimmungsschwankungen und
- Furcht davor, das Baby zu verletzen.
- Viele Mütter berichten auch von bedeutenden Ängsten.
Postpartale Depression ist etwas anderes als „Babyblues,“…diese ist eine leichte, kurzlebige Depression, die viele Frauen in den ersten Tagen oder Wochen als Folge der Geburt erfahren. PPD beeinflusst eine von acht Frauen und dauert mehr als zwei Wochen.
Behandlung und Therapie
Antidepressiva und Psychotherapien, wie Verhaltens- und Gesprächstherapie sind wirksame Behandlungen für PPD.
„Selbsthilfegruppen können die Isolierung und das Stigma vermindern, die depressive Mütter fühlen können,“ sagte Chaudron.
Es ist wichtig, PPD zu verstehen, um die Fürsorge für Mütter und Säuglinge zu verbessern. Chaudron und ihre Kollegen führen gegenwärtig eine Vielzahl von Studien durch, die sich den Verlauf von postpartalen Depressionen ansehen; die die Beziehung zwischen postpartaler Depression und Ängsten erforschen, und die die Wirkungsweisen von Antidepressiva auf die Behandlung der postpartalen Depression untersuchen.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg – 2006
Monoaminoxidase A (MAO-A) als Ursache?
Eine neue Studie zeigt eine neue mögliche (physische) Ursache für postpartum Depression.
Forscher am Centre for Addiction and Mental Health benutzten eine fortschrittliche Gehirnbildaufbereitungsmethode (Positronen-Emissions-Tomographie (PET)), um zu bestimmen, ob ein Gehirnprotein, genannt Monoaminoxidase A (MAO-A), nach der Geburt bei gesunden Frauen signifikant vorkommt.
MAO-A eliminiert Serotonin
Sie entdeckten, dass das Vorkommen von MAO-A 43 % höher an vier bis sechs Tage nach der Geburt war und am Tag 5 am stärksten war – der Tag, wenn die PPD normalerweise am stärksten auftritt.
MAO-A entfernt Chemikalien wie Serotonin, welche dabei helfen, eine normale Stimmung aufrecht zu erhalten.
Höhere Monoaminoxidase A Level bedeuten, dass der Eliminierungsprozess übermäßig aktiv ist und Personen dazu bringt, sich niedergeschlagen zu fühlen.
„Die Biologie von nachgeburtlicher Niedergeschlagenheit zu verstehen ist wichtig, weil sie zu einer klinischer Störung, der Postpartum Depression führen kann, die 13 Prozent der Mütter betrifft.
Nahrungsmittelergänzungen um Serotonin-Verlust auszugleichen
Wir hoffen, dass diese Informationen zukünftig verwendet werden können, um Ernährungsergänzungen bereitzustellen, die durch hohe MAO-A Level entfernten Nährstoffe eliminiert wurden, und so das Risiko für postpartum Depression senken können“, sagt Dr. Jeffrey Meyer, Forscher der Studie.
Quelle: Archives of General Psychiatry, Mai 2010
Risikofaktoren
Geburtsangst prognostiziert postpartale Depression
08.01.2014 Werdende Mütter mit pränatal (vor der Geburt) diagnostizierter Angst haben ein erhöhtes Risiko für eine postpartale/postnatale Depression, laut einer finnischen Studie mit 511.422 Müttern.
Geburtsszene – Terrakotta, Cypro-Archaisch I
(8. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) aus Zypern
Die Ergebnisse wurden vor kurzem im BMJ herausgegeben.
In Finnland wurde zwischen 2002 und 2010 bei 0,3% aller Mütter (mit Geburt eines einzelnen Kindes) eine PPD diagnostiziert.
Das Risiko einer postnatalen Depression ist nach der ersten Geburt am höchsten.
Postpartum-Depression wurde bei 5,3% der Frauen mit einer Depression in ihrem Leben diagnostiziert, während etwa ein Drittel der Frauen mit postpartaler Depression vorher keine depressive Störung hatten. Bei diesen Frauen wurde festgestellt, dass diagnostizierte Geburtsangst während der Schwangerschaft das Risiko für die postnatale Depression beinahe verdreifachte.
Andere Risikofaktoren waren Kaiserschnitt, Frühgeburt und größere angeborene Anomalien.
Frauen mit einer Geschichte von Depression haben bekanntermaßen ein höheres Risiko für PPD, aber es ist schwierig gewesen, das Risiko vorherzusagen, wenn Frauen nicht zu dieser Risikogruppe gehören.
Laut den Forschern kann die beobachtete Verbindung zwischen der Angst vor der Geburt und postpartaler Depression Angehörigen der Gesundheitsberufe beim Erkennen dieser depressiven Störung helfen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Itä-Suomen yliopiston, BMJ Publishing Group Ltd., Dez. 2013
Vorhersage durch Twitter/Facebook Nachrichten
24.02.2014 Ob eine Mutter nach der Geburt eine sogenannte PPD bekommt, kann aus ihren Twitter/Facebook-Nachrichten abgelesen werden – Wochen bevor das Baby geboren wird, laut einer neuen Studie.
Eric Horvitz, Kodirektor von Microsoft Research entdeckte, dass schwangere Frauen, die Probleme mit ihrer Schwangerschaft haben, ein bestimmtes Sprachmuster zeigen.
Und interessanterweise hängt der Algorithmus (hier Untersuchungsmuster) nicht davon ab, ob die Mutter über die Schwangerschaft oder das Baby spricht, sondern von subtilen verbalen Signalen, die Unzufriedenheit, Unglücklichsein und Angst ausdrücken.
Eine generell negative Sprache, mit einem erhöhten Vorkommen solcher Wörter wie ‚hasse‘, ‚elend‘, ‚enttäuscht‘ und ’schlecht‘, vermehrte Benutzung von ‚ich‘, sowie ein starker Anstieg der Kraftausdrücke sind Hinweise darauf, dass die Frau nach der Geburt unter postpartaler Depression leiden wird.
Horvitz untersuchte die öffentlichen Nachrichten (drei Monate vor und nach der Geburt) von ca. 3.000 Müttern des sozialen Netzwerks Twitter, sowie Nachrichten aus Facebook von Frauen, die ihr Einverständnis zur Analyse der Daten gaben.
Mit Hilfe ihres Algorithmus konnten die Forscher anhand der Nachrichten der Netzwerke in den drei Monaten vor der Geburt mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % vorhersagen, ob eine Frau nach der Geburt eine PPD bekommen würde.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Association for the Advancement of Science, Feb. 2014
Wochenbettdepression hat oft langfristige Folgen
17.01.2014 Bis zur Hälfte aller Frauen mit einer postpartalen Depression (auch Wochenbettdepression genannt) entwickeln eine langfristige Depression, laut eines neuen Berichts.
Die Befunde zeigen einen erhöhten Bedarf auf Überwachung von Frauen mit Wochenbettdepression, sagten die Forscher der Universität Leuven, Belgien in der Harvard Review of Psychiatry. Zumal depressive Störungen bei den Eltern auch langfristig das Wohl und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen können.
Die Studie unterstreicht auch die Wichtigkeit einer anhaltenden Unterstützung während der frühen Kindheit, sagen die Forscher.
Für den Report prüften die Autoren Studien aus den Jahren zwischen 1985 und 2012, die sich mit der Wochenbettdepression beschäftigten. Bei 30 bis 50 Prozent der Frauen mit postpartaler Depression zeigten sich auch langfristig Depressionen.
Einige der Studien legten nahe, dass vor allem
- jüngere Mütter,
- Mütter mit niedrigeren Einkommen und
- Minderheiten angehörende Frauen
ein erhöhtes Risiko für langfristige Depressionen hätten.
Aber die Autoren sagen, dass es stichhaltigere Belege für andere Risikofaktoren gäbe:
- schlechte Beziehung zum Partner,
- eine frühere depressive Störung der Mutter,
- sexueller Missbrauch der Mutter,
- hohes elterliches Stress-Niveau und
- bestimmte Persönlichkeitseigenschaften.
Quelle: Universität Leuven; Harvard Universität Review of Psychiatry, Jan. 2014
Folgen
Eine Postpartum Depression kann ernste Folgen haben.
Ein neuer klinischer Bericht fordert Ärzte auf, Mütter auf PPD zu untersuchen, da die Störung Folgen, für sowohl die Mutter als auch das Kind haben kann.
Laut den Forschern kann mütterliche PPD ernste unerwartete Auswirkungen auf das Mutter-Kind-Verhältnis haben und zu einer Situation führen, die die Entwicklung des Säuglings behindern kann.
Folgen für das Kind
Säuglinge, die in einem vernachlässigten oder depressiven Setting leben, werden wahrscheinlich Verzögerungen in der Entwicklung und ungenügende soziale Interaktion zeigen.
Im Bericht werden pädiatrische Berufstätige ermutigt, Mütter auf postpartale Depression zu untersuchen, gemeinschaftliche Dienste für die Behandlung und Beratung der depressiven Mütter zu verwenden, und Unterstützung für die Mutterkindbeziehung bereitzustellen.
Epidemiologie
Daten zur Epidemiologie:
Die geschätzten Raten der depressiven Störungen unter schwangeren und postpartalen Frauen liegen zwischen 5 und 25 Prozent.
Eine Depression in der Familie, Alkoholmissbrauch und eine persönliche Geschichte von Depression erhöhen das Risiko postnataler Depression.
Ein pränataler Besuch in der pädiatrischen medizinischen Versorgung ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, eine Beziehung zu den Eltern aufzubauen, das Risiko für eine Depression einzuschätzen und Unterstützung zu bekommen, sowie Präventivstrategien zu initiieren.
Weitere mögliche Folgen
Postpartale Depressionen können zu gesteigerten Behandlungskosten, nicht angemessener Krankenversorgung, Einstellung des Stillens, Kindesmisshandlung und Vernachlässigung führen. Überprüfung und Kontrolle wird empfohlen und als ein „optimales Verfahren“ betrachtet, bei der Fürsorge von Säuglingen und ihren Familien.
Der Report wurde von der American Academy of Pediatrics (AAP) mit dem Titel „Incorporating Recognition and Management of Perinatal and Postpartum Depression Into Pediatric Practice“ in der November Druckausgabe der Zeitschrift Pediatrics herausgegeben.
Quelle: American Academy of Pediatrics , Nov. 2010
Tipps, Rat und Hilfe
Was tun? Fertig werden mit postpartum Depression
Depressive Störung betrifft häufig Frauen, die schwanger sind, oder die gerade ein Baby zur Welt gebracht haben.
Das National Women’s Health Information Center bietet diese Hilfen bzw. Tipps und Vorschläge an, neuen Müttern dabei zu helfen, mit postpartaler Depression zurechtzukommen:
Die Ratschläge
- Versuchen Sie, so viel wie möglich zu schlafen oder auszuruhen.
- Versuchen Sie nicht perfekt zu sein oder mehr als möglich zu tun.
- Bitten Sie um Hilfe von nahestehenden Personen.
- Nehmen Sie sich Zeit für sich, außerhalb der Mutter-Aufgaben.
- Reden Sie mit Ihrem Partner und Nahestehenden darüber, was Sie belastet.
- Treffen Sie sich mit anderen Müttern, um herauszufinden, was diese erlebten, und wie sie damit umgingen.
- Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe für neue Mütter an.
- Vermeiden Sie es, bedeutsame Lebensveränderungen während oder kurz nach der Schwangerschaft vorzunehmen.
- Reden Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob Sie Medikamente oder Psychotherapie brauchen.
Quelle: National Women’s Health Information Center 2010
Gesundheitstipp: Risikofaktoren für Postnatale Depression
Eine postnatale Depression (postnatal – nach der Geburt) ist eine psychische Störung, die Frauen oft nach der Schwangerschaft betrifft.
Das National Women’s Health Information Center hat eine Liste von Risikofaktoren für die postnatale Depression herausgegeben:
Risikofaktoren – Ursachen
- Eine persönliche oder familiäre Vorgeschichte einer depressiven Störung oder einer anderen psychischen Krankheit erhöht das Risiko.
- Unzulängliche Unterstützung von Freunden und Familie bekommen.
- Sich negativ, ängstlich oder besorgt hinsichtlich der Schwangerschaft fühlen.
- Probleme mit dem Partner in der Beziehung oder finanzielle Schwierigkeiten.
- Anstrengende, stressende Lebensereignisse erhöhen ebenfalls das Risiko.
- Ein junges Alter während der Schwangerschaft erhöht es auch.
- Drogenmissbrauchsprobleme sind besonders schlecht bzw. einer postnatalen Depression zuträglich.
Quelle: National Women’s Health Information Center, Feb. 2010
Weitere Risikofaktoren wären:
- Männlicher Nachwuchs (Jungen)
- Geburtskomplikationen
- Großstädte
- Unterdrückung positiver Emotionen
- Geburtsangst
- Weitere unter den News aus der Forschung
*Update: Studie zur erhöhten Prävalenz in großen Städten*
Größeres Risiko für postnatale Depression in Großstädten
09.08.2013 Mütter, die in Großstädten leben, erleiden mit größerer Wahrscheinlichkeit eine postnatale (postpartale) Depression als Mütter, die außerhalb von großen Städten wohnen.
Großstädte
Forscher analysierten Daten von mehr als 6.400 Frauen, die in verschiedenen Teilen von Kanada lebten, und stellten fest, dass 7,5 Prozent der Frauen über eine postnatale Depression berichteten.
Frauen in Großstädten (mehr als 500.000 Einwohner) hatten das größte Risiko (10 Prozent), verglichen mit 7 % bei jenen, die in semiländlichen Bereichen lebten (weniger als 30.000 Einwohner), 6 % bei in ländlichen Bereichen lebenden Müttern (weniger als 1.000 Menschen) und 5 Prozent bei jenen in semiurbanen Bereichen (30.000 bis 499.000).
Risikofaktoren
„Auf die Risikofaktoren für postnatale Depression (einschließlich einer depressiven Störung in der Lebensgeschichte, sozialer Support und Einwanderungsstatus), die ungleichmäßig über die meisten geographischen Regionen verteilt waren, entfiel der größte Teil der Varianz der postnatalen Depressionsraten“, schreiben Dr. Simone Vigod, Psychiaterin des Women’s College Hospital und Forscherin am Women’s College Research Institute in Toronto, Kanada, und Kollegen.
„Soziale Unterstützung und Services sollten ausgerichtet sein, soziale Kontakte zu isolierten Frauen in großen städtischen Zentren zu bringen“, schlossen sie.
Obwohl die Studie ein höheres Risiko für postnatale Depression unter in großen Städten lebenden Frauen fand, konnte sie keine Ursache-Wirkung-Beziehung herstellen.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Women’s College Hospital, August 2013
Unterdrückung positiver Emotionen und postnatale Depression
12.05.2014 Laut einer neuen Studie, kann die Unterdrückung positiver Gefühle eine wichtige Rolle bei der Entwicklung postnataler (nachgeburtlicher) Depression spielen.
Die Forscher der Universität Leuven (KU Leuven), Belgien, schreiben im Journal of Psychosomatic Research, dass dieser Befund Auswirkungen auf die Behandlung von depressiven Müttern hat.
Dämpfung positiver Gefühle
Sie sagen, dass Depression sowohl durch negative Gefühle als auch durch einen Mangel an positiven Gefühlen charakterisiert ist. Sie vermuten, dass dies mit der Art zusammenhängt, wie depressionsgefährdete Personen mit positiven Gefühlen umgehen.
Zum Beispiel spielen diese Menschen positive Gefühle herunter oder unterdrücken sie durch einen ‚dämpfenden‘ kognitiven Stil bei ihren Antworten. Typische dämpfende Antworten sind z.B.: „Du wirst sehen, dieses gute Gefühl wird nicht andauern.“, „Ich kann nicht vergessen, das es nicht immer so gut lief.“ und „Ich verdiene es wohl nicht, jetzt so glücklich zu sein.“
Forscher und Psychologe Dr. Filip Raes untersuchte, ob dieses ‚Dämpfen‘ / Unterdrücken von positiven Emotionen auch der postnatalen Depression zugrundeliegt.
Es wurden etwa 200 Frauen – einmal während und zweimal nach ihrer Schwangerschaft – befragt. Die Frauen beantworteten die Fragebögen zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftwoche, um depressive Symptome und kognitive Reaktionen auf negative und positive Emotionen zu bestimmen. Sie wurden dann abermals nach 12 Wochen und 24 Wochen nach der Geburt auf ihre depressiven Symptome untersucht.
Etwa acht Prozent der Mütter zeigten Symptome einer postnatalen Depression.
Das Unterdrücken war eine statistisch bedeutende Vorhersagevariable postpnataler depressiver Symptome bei den Frauen. Je mehr eine Mutter sich in ihren Antworten auf glückliche Gefühle gedämpft zeigte, desto höher lag das Niveau depressiver Symptome postnatal.
Depressives Grübeln
Überraschenderweise sagte das Ausmaß des Beharrens auf negative Gefühle (depressives Grübeln) nichts über das Niveau der Depressionssymptome nach der Geburt aus.
Die Forscher sagen: die Befunde zeigen zum ersten Mal, dass die Unterdrückung positiver Gefühle eine bedeutende Rolle bei Depressionen spielt. Wie der/die Befragte mit positiven Gefühlen umgeht, scheint mindestens ebenso wichtig zu sein, wie die Art, in der er/sie mit negativen Gefühlen umgeht.
Wiederum weisen diese Befunde auf einen Bedarf nach (Präventiv-) Behandlungstechniken, die die Unterdrückung bzw. das Dämpfen positiver Gefühle neben maladaptiven (schlecht angepassten) Reaktionen auf negative Gefühle (wie depressives Grübeln) ansprechen.
Die Forscher arbeiten gegenwärtig daran, eine Behandlungsmethode zu entwickeln, die insbesondere darauf abzielt, der Unterdrückung positiver Emotionen entgegenzuwirken.
Kognitive Verhaltenstherapie und Techniken wie Achtsamkeit bei postnataler Depression können aber auch schon eine positive Wirkung auf das ‚Dämpfen‘ haben, sagen die Forscher.
Quelle: KU Leuven, April 2014
Depressionsrisiko für Mutter vier Jahre nach Geburt auf Höhepunkt
04.02.2015 Das postnatale Depressionsrisiko für Mütter ist vier Jahre nach der Geburt höher als innerhalb der ersten 12 Monate postpartum, wobei es bei Frauen mit nur einem Kind am höchsten ist laut einer aktuellen Studie des Murdoch Childrens Research Institute und des Royal Children’s Hospital (Australien).
Psychologin Hannah Woolhouse und Kollegen untersuchten die Prävalenz (Krankheitsvorkommen) von mütterlichen Depressionen nach der Schwangerschaft bis zu vier Jahre postpartum. Es wurden die Daten von 1.507 Frauen (Nullipara – Erstgebärende) von sechs öffentlichen Krankenhäusern ausgewertet. Die Teilnehmer füllten die Depressionsfragebögen vor der Geburt, drei, sechs, 12 und 18 Monate, und vier Jahre nach der Geburt aus.
Die Forscher stellten fest, dass in den ersten vier Jahren nach der Geburt fast ein Drittel der Frauen über depressive Symptome (mindestens einmal vorkommend) berichteten. Die Prävalenz der depressiven Symptome lag nach vier Jahren bei 14,5% und war zu diesem Zeitpunkt höher als zu irgendeinem gemessenen Zeitpunkt zuvor.
Verglichen mit Frauen, die weitere Kinder bekamen, zeigten Mütter mit nur einem Kind das höchste Niveau an berichteten Symptomen nach vier Jahren (22,9% versus 11,3%).
„Es besteht ein Aufstockungsbedarf, die derzeitigen Leistungen zur Überwachung der mütterlichen psychischen Gesundheit zu verlängern, um die frühen Jahre in der Kindererziehung zu decken“, schreiben die Autoren in BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Murdoch Childrens Research Institute, Royal Children’s Hospital, BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology; Jan. 2015
Postnatale Depression hat lebenslange Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung
21.02.2018 Postnatale Depression kann sich auf die Qualität der Beziehung zwischen Mutter und Kind im Erwachsenenalter auswirken und einen negativen Einfluss auf die Qualität der Beziehungen zwischen Großmüttern und Enkelkindern haben laut einer im Fachblatt PeerJ veröffentlichten Studie.
Untersuchung der Mutter-Kind-Beziehungen
Dr. Sarah Myers von der Universität Kent und Kollegen befragten 305 Frauen hauptsächlich aus dem Vereinigten Königreich und den USA in einem Durchschnittsalter von 60 Jahren, die durchschnittlich 2,2 Kinder zur Welt gebracht hatten. Ihre Kinder waren im Alter von 8 bis 48 Jahren in einem Durchschnittsalter von 29 Jahren, und viele von ihnen hatten jetzt ihre eigenen Kinder.
Mit diesem umfangreichen Datensatz konnten sie die Auswirkungen von PND über einen längeren Zeitraum als bisher beurteilen.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Ihre Daten zeigten, dass Frauen mit postpartaler Depression (PPD) über eine schlechtere Beziehungsqualität zu ihrem Nachwuchs berichteten, einschließlich der Kinder, die erwachsen waren.
Je schlimmer die PPD war, desto schlechter war die spätere Beziehungsqualität.
Während Mütter, die zu anderen Zeiten depressive Symptome hatten, ebenfalls über schlechtere Beziehungen zu ihren Kindern berichteten, scheint die Wochenbettdepression insbesondere schädlich für die Beziehung der Mutter zu dem Kind zu sein, dessen Geburt die PPD auslöste.
Kind und Enkelkinder
Dies deutet darauf hin, dass Faktoren, die die Mutter-Kind-Beziehung im frühen Kindesalter beeinflussen, lebenslange Auswirkungen auf die sich im Laufe der Zeit entwickelnde Beziehung haben können.
Eine weitere Entdeckung aus der Studie zeigt: Frauen mit postnataler D. und einem Kind, die im späteren Leben Großmütter werden, eine emotional eher weniger enge Beziehung zu dem Enkelkind eingehen.
Dies setzt den negativen Zyklus fort, der mit einer Kindbettdepression verbunden ist, da die Bedeutung der Großmütter bei der Unterstützung der Kindererziehung gut dokumentiert ist.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Kent; PeerJ – DOI: 10.7717/peerj.4305; Feb. 2018
Jungen (männlicher Nachwuchs) und Geburtskomplikationen als Risikofaktoren
07.11.2018 Eine in Social Science and Medicine publizierte Forschungsarbeit zur postnatalen Depression ergab, dass das Risiko für die Entwicklung dieser psychischen Störung um 79% ansteigt, wenn Mütter ein männliches Baby zur Welt bringen – im Vergleich zu einem weiblichen Baby.
Bild: George Hodan
Insgesamt entwickelten Frauen, die Jungen zur Welt brachten, 71-79% wahrscheinlicher eine postpartale Depression (PPD). Darüber hinaus berichteten Frauen mit Komplikationen während der Geburt 174% häufiger an PPD erkrankt zu sein als Frauen, die keine Komplikationen hatten.
Ihre Forschung zeigte auch, dass Frauen mit einer Tendenz zu Symptomen von Depressionen, Angststörungen und Stress zwar immer einem erhöhten Risiko für diese psychische Erkrankung (zuweilen auch Wochenbett- oder Kindbettdepression genannt) ausgesetzt waren, dass diese aber eine geringere Wahrscheinlichkeit auf eine Entwicklung von PPD nach Geburtskomplikationen hatten.
Dies liegt wahrscheinlich daran, dass diese Frauen nach der Geburt mehr Unterstützung erhalten würden, weil ihre psychischen Probleme zuvor berücksichtigt wurden, vermuten die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Social Science and Medicine – http://dx.doi.org/10.1016/j.socscimed.2018.10.008
Wie schlimm wird meine postpartale Depression in einem Jahr sein?
17.01.2019 Eine in der Fachzeitschrift Depression & Anxiety veröffentlichte Studie konnte erfolgreich vorhersagen, ob eine neue Mutter im ersten Jahr nach der Geburt schlimmere depressive Symptome verspüren würde, indem sie vier mütterliche Merkmale identifizierte, die sie gefährden.
Das frühzeitige Erkennen dieser Faktoren in der postpartalen Phase wird es Müttern ermöglichen, sich früher behandeln zu lassen und ihre Chance auf eine vollständige Genesung zu verbessern, schreiben die Autoren um Sheehan D. Fisher von der Northwestern University Feinberg School of Medicine.
Vier Risikofaktoren
Zu den vier Merkmalen gehörten
- die Anzahl der Kinder, die die Mutter hat;
- ihr Zurechtkommen im täglichen Leben, bei der Arbeit und in Beziehungen;
- ihr Bildungsniveau, das den Zugang zu Ressourcen bestimmen kann; und
- ihre Depressionsschwere nach vier bis acht Wochen postpartal.
Die Vorhersagen aus der Studie waren zu 72,8 Prozent genau.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Depression & Anxiety – https://dx.doi.org/10.1002/da.22879
Postpartale Depressionen können auch noch drei Jahre nach der Geburt vorhanden sein
27.10.2020 Eine Studie der US National Institutes of Health mit 5.000 teilnehmenden Frauen hat ergeben, dass etwa jede vierte Frau irgendwann in den drei Jahren nach der Entbindung starke depressive Symptome aufwies. Bei den übrigen Frauen traten während der gesamten Dreijahresspanne schwach ausgeprägte Depressionssymptome auf.
Die in Pediatrics veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Verlängerung des Screenings auf postpartale depressive Symptome für mindestens zwei Jahre nach der Entbindung vorteilhaft sein könnte, schreiben die Autoren.
Die Befunde legen nahe, dass sechs Monate möglicherweise nicht ausreichen, um postnatale depressive Symptome zu erkennen, sagt Studienautorin Diane Putnick. Diese Langzeitdaten sind der Schlüssel zu einem besseren Verständnis der psychischen Gesundheit der Mutter, von der wir wissen, dass sie für das Wohlbefinden und die Entwicklung ihres Kindes entscheidend ist.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Pediatrics
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